Laktoseintoleranz - Unangenehme Überraschung im mittleren Alter
Allgemein gilt die Annahme, dass Laktoseintoleranz angeboren ist. Tritt sie erst in späteren Jahren auf, tun sich viele Menschen mit der Erkennung schwer.
Das Wichtigste in Kürze
- Laktoseintoleranz bedeutet eine Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker.
- Betroffenen fehlt ein bestimmtes Enzym.
- Oftmals tritt sie erst im späteren Alter auf, wenn die Enzymtätigkeit abnimmt.
Laktoseintoleranz ist für viele Menschen eine Hiobsbotschaft. Sie müssen auf geliebte Nahrungsmittel wie Milch, Buttermilch oder Molkeprodukte verzichten. Bei Produkten wie Feta oder Quark muss über eine längere Zeit herausgefunden werden, wie viel man noch verträgt und in welcher Kombination.
Gerade im mittleren Alter fällt dies schwer, wenn es mit der Aufgabe langer gehegter Gewohnheit verbunden ist.
Es gibt jedoch Hilfsmittel.
Das fehlende Enzym im Dünndarm
Einer der wichtigsten Bestandteile von Milch ist Milchzucker (Laktose). Es handelt sich dabei um einen Zweifachzucker (Disaccharid), der im Rahmen der Verdauung in die zwei Einfachzucker (Monosaccharide) Glukose und Galaktose aufgespalten wird.
Diese Spaltung erfolgt durch das Enzym Laktase.
Ursprünglich wurde dieses Enzym nur im Dünndarm von Säuglingen gebildet. Diese benötigten es, um die Muttermilch zu verdauen.
In Regionen der Welt, in denen sich Menschen von Kuh- oder Schafsmilch ernährten, wurde das Enzym auch im Erwachsenenalter weiter gebildet.
In Nordeuropa sind nur wenige Menschen laktoseintolerant, während es in Südamerika, Afrika und Asien weit mehr sind.
Besonders interessant ist die Zusammensetzung in den von Einwanderung geprägten USA: Nur 15% der weissen Amerikaner leiden an einer Milchunverträglichkeit. Bei den Latinos sind es über 50% und bei den Afro-Amerikanern sogar 80%.
Wenn das Joghurt zu Blähungen führt
Die typischen Symptome einer Laktoseintoleranz treten nach dem Essen von Milch oder Milchprodukten auf: Blähungen, Vollegefühl, Bauchschmerzen und manchmal sogar Durchfall oder Erbrechen.
Erhärtet sich der Verdacht nach einigen Wochen der Beobachtung, kann der Hausarzt zwei verschiedene Tests durchführen. Beim Atemtest wird der Wasserstoffgehalt des Atems nach dem Trinken einer Milchzuckerlösung geprüft.
Ist dieser erhöht, liegt eine Unverträglichkeit vor. Bei einer anderen Testvariante wird stattdessen der Blutzuckerspiegel mehrmals getestet. Weitere Möglichkeiten sind ein Gentest oder eine Dünndarmbiopsie.
Die Laktoseintoleranz kann auch bei älteren Menschen auftreten
Während Allergien meist angeboren sind, können sich Unverträglichkeiten erst im Laufe der Zeit entwickeln. Im Fall der Laktoseintoleranz kann dies mehrere Gründe haben. Wenn Sie über viele Jahre nur sehr wenige Milchprodukte gegessen haben, bildet der Körper nur noch wenig Laktase.
Greifen Sie dann zum Beispiel in den Ferien am Frühstücksbuffet zum Brötchen mit Fetakäse und Müsli mit Quark, essen mittags eine mit viel Käse belegte Pizza und trinken nachmittags einen Café Latte, ist der Darm schlichtweg mit der Menge überfordert.
Auch bei Menschen, die sich lange Zeit vegan ernährt haben und wieder zu Milch greifen, kann dies passieren. Daneben nimmt die Laktaseproduktion mit zunehmendem Alter wie so viele andere körperliche Prozesse ganz einfach ab.
Ein weiterer Grund kann eine sekundäre Laktoseintoleranz sein. Dabei ist sie nur das Symptom einer zugrunde liegenden Krankheit. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Unverträglichkeit sehr plötzlich auftritt.
Der Arzt muss in diesem Fall die eigentliche Krankheit ermitteln, zum Beispiel eine Darmentzündung. Wird diese behandelt, können meist auch wieder Milchprodukte konsumiert werden.
Freie Fahrt für leckeren Käse
Eine Heilung für die Unverträglichkeit gibt es nicht. Betroffene müssen lernen, so weit wie möglich ohne Milch und Milchprodukte zu leben oder herausfinden, welche Milchprodukte sie trotz Laktoseintoleranz vertragen.
Zudem gibt es heutzutage auch immer mehr schmackhafte Ersatzprodukte, zum Beispiel pflanzliche Milch oder veganer Käse aus Cashewnüssen oder Mandeln.
Auf Käse muss man nicht unbedingt verzichten: Je länger Käse reift, umso weniger Milchzucker enthält er. Reife Käsesorten wie Appenzeller, Emmentaler, Greyerzer und Parmesan können darum auch bei Laktoseintoleranz gut gegessen werden.
Besonders erfreulich: Auch der typische Raclette-Käse gehört zu dieser Gruppe.
Lactase in Tablettenform als Ergänzung
Im Handel sind heute auch sogenannte Lactase-Tabletten erhältlich. Diese ersetzen das fehlende Enzym und kurbeln die Aufspaltung der Laktose im Dünndarm an.
Sie sind keine Dauerlösung, können jedoch zum Beispiel in den Ferien oder bei einer Einladung zum Abendessen praktisch sein. Haben sich die Gastgeber viel Mühe mit einer leckeren Mahlzeit gemacht, die Milchprodukte enthalten, verhindert eine diskret eingenommene Tablette grössere Darmbeschwerden.