Informationskompetenz im Zeitalter des Cyberkriegs
Angesichts der Bedrohung durch russische und chinesische Hacker müssen westliche Nationen ihre Cyberabwehr verstärken und die Informationskompetenz fördern.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Digitalisierung von Konflikten hat den Cyberspace zu einem neuen Schlachtfeld gemacht.
- Diese Hybridisierung erschwert die Abgrenzung und involviert auch unabhängige Staaten.
- Vizeadmiral Daum betont die Bedeutung der Informationskompetenzangesichts des Cyberkriegs.
In der postmodernen digitalisierten Gesellschaft zeichnen sich mehrere Trends ab. So verbreiten sich seit der Entstehung des Netzes Informationen rasend schnell. Dabei ist durch die Sozialen Medien die Rolle jedes einzelnen Nutzers von grösserer Bedeutung, als dies früher der Fall war.
Ein weiterer Trend ist die Digitalisierung von Konflikten. Der Cyberspace wird mehr und mehr zu einem Schlachtfeld. Durch diese Hybridisierung wird die Abgrenzung zum Konflikt schwierig. Ohne direkte militärische Auseinandersetzung werden unabhängige Staaten wie die Schweiz sowie Organisationen wie die EU in Konflikte digital involviert.
Entsprechend betonte Vizeadmiral Thomas Daum die Notwendigkeit für, die individuelle Informationskompetenz aufzubauen. Daum ist der Chef der deutschen Cyberabwehr.
Resilienz gegen Desinformation
Informationskompetenz ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die jeder Bürger entwickeln muss, um den Herausforderungen des Cyberkriegs zu begegnen. Sie umfasst die Fähigkeit, Informationen kritisch zu hinterfragen und eine gewisse mentale Resilienz aufzubauen.
Desinformation und Propaganda werden zunehmend als Waffen eingesetzt. Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, zwischen wahr und falsch unterscheiden zu können. Es ist die Voraussetzung dafür, sich nicht von manipulativen Inhalten täuschen zu lassen.
Meinungsvielfalt als Stärke
Wir wollen in unserer demokratischen Gesellschaft die Meinungsvielfalt fördern. Jeder kann das glauben, was er für richtig hält. Das ist eine grosse Stärke demokratischer Gesellschaften.
Es zeigt sich aber bei zunehmender Verbreitung von Fake News, dass das Bewusstsein über Absichten der Desinformationsagenten wichtig ist. Das heisst, dass es sich um eine informierte Meinungsvielfalt handeln muss.
Die unkritische Verbreitung von Informationen, bloss weil sie aus einer scheinbar genehmen Ecke kommen, birgt Gefahren. Besonders in westlichen Gesellschaften besteht gemäss Vizeadmiral Daum aufgrund der langen Friedensperiode die Gefahr einer Unterschätzung der Risiken des Cyberkriegs.
Bewusstsein um Manipulation und Filterblasen
Die Bevölkerung muss sich bewusst sein, dass sie das Ziel von Manipulation und gezielter Desinformation sein kann. Insbesondere vor dem Hintergrund von Wahlen oder politischer Ereignisse wie dem Ukraine-Krieg besteht eine erhöhte Gefahr.
Ein wichtiger Aspekt ist also die Widerstandsfähigkeit gegenüber der eigenen Filterblase. Wenn Menschen nur noch jene Informationen aufnehmen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen, werden sie anfällig für gezielte Manipulation. Es ist wichtig, dass jeder seine Informationsquellen diversifiziert. Man muss bereit sein, alternative Perspektiven zu prüfen, auch wenn sie nicht unbedingt mit den eigenen Ansichten übereinstimmen.
Internationale Zusammenarbeit
Nach zwei Jahren Ukrainekrieg dauert auch im Cyber- und Informationsraum der Konflikt in voller Rücksichtslosigkeit an. Es tobt ein Cyberkrieg. Die Bedrohung durch russische Hackergruppen bleibt ein zentrales Problem für liberale Demokratien. Vizeadmiral Daum betont die Dringlichkeit und die Notwendigkeit, effektive Verteidigungsmassnahmen zu ergreifen.
Die Schweiz und ihre Partnerländer müssen sich bewusst sein, dass die digitale Sicherheit eine globale Herausforderung ist. Sie kann nur durch gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden. «Wir stehen einem Gegner gegenüber, der in vollem Umfang den Cyberspace als Schlachtfeld nutzt», erklärt Daum.
Förderung der Informationskompetenz
Gezielte Desinformationskampagnen untergraben das Vertrauen in demokratische Prozesse. Angesichts der zunehmenden Komplexität und Häufigkeit von Cyberangriffen ist es unerlässlich, dass westliche Nationen ihre Bemühungen zur Stärkung der Cyberabwehr intensivieren.
Dies erfordert einerseits Investitionen in Technologie und Infrastruktur. Andererseits aber auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedrohungen durch Desinformationstechniken.