Hunger und Repression: Situation nach Putsch in Niger spitzt sich zu

Vor drei Monaten putschte sich das Militär in Niger an die Macht. Menschenrechtsorganisationen fürchten nun um die Zukunft der Bevölkerung.

Vor drei Monaten putschte sich das Militär in Niger an die Macht. (Archivbild) - keystone

Drei Monate nach dem Militärputsch im Niger warnen zivilgesellschaftliche Organisationen vor Hunger und Repression in dem westafrikanischen Land.

Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) forderten am Donnerstag die Freilassung politischer Gefangener sowie faire Verfahren, nachdem die selbsternannten Übergangsbehörden willkürlich Dutzende Politiker der abgesetzten Regierung verhaftet hätten und gegen kritische Medien und friedliche Dissidenten vorgegangen seien.

Am 26. Juli hatte das Militär die Macht im Niger übernommen. Das Land galt als letzter demokratischer Partner Europas und der USA im Kampf gegen Terrorismus in der Sahelzone und liegt an einer wichtigen Migrationsroute nach Europa. Die Militärs hatten den von vielen Einwohnern der Hauptstadt öffentlich unterstützten Putsch mit der Sicherheitslage und schlechter Regierungsführung begründet.

Ernährungssicherheit nicht gewährleistet

Die Lage der rund 27 Millionen Einwohner, die zu den Ärmsten der Welt gehören, droht sich weiter zu verschlechtern. Nach Angaben der UN waren zuletzt mehr als 10 Millionen Menschen entweder schon auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen oder standen kurz davor.

Die Situation in Niger ist aktuell unübersichtlich. (Archivbild) - keystone

«Niger hat eine ganze Reihe bedeutender Entwicklungen durchgemacht, die leider nicht zum Guten waren, was insbesondere die Auswirkungen für die Bevölkerung betrifft», sagte der Leiter der deutschen Hilfsorganisation Welthungerhilfe im Niger, Jameson Gadzirai.

«Es ist eine Situation, in der es für Organisationen wie die Welthungerhilfe immer schwieriger wird, auf die dringenden Bedürfnisse der Ernährungssicherheit im Land zu reagieren.»

Sanktionen nach Putsch

Mehrere Nachbarstaaten haben als Teil der Sanktionen der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas die Grenzen geschlossen und den Handel ausgesetzt. Die Getreidepreise sind im Vergleich zum Vorjahr um 10 bis 50 Prozent gestiegen.

Das Grenzgebiet zu Mali und Burkina Faso, die die Junta unterstützen, wird trotz Militäreinsätze immer stärker von islamistischen Milizen terrorisiert. Die Unsicherheit dort schränkt auch die Landwirtschaft stark ein. Zahlreiche Staaten haben ihre Hilfsgelder nach dem Putsch ausgesetzt. Nigers Militärregierung kürzte den Jahreshaushalt um rund 40 Prozent.