Coronavirus: Karl Lauterbach würde sich mit Astrazeneca impfen

Karl Lauterbach, Deutschlands Experte für das Coronavirus, hätte die Verabreichung des Astrazeneca-Vakzins trotz Fällen von Hirnvenen-Thrombosen nicht pausiert.

Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte, spricht im Bundestag, nach der Regierungserklärung der Bundeskanzlerin zur Bewältigung der Corona-Pandemie, zu Medienvertretern. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Karl Lauterbach hätte nicht aufgehört, mit Astrazeneca zu impfen.
  • Der Deutsche Corona-Papst sieht den Nutzen grösser als die Risiken.
  • Einen neuen Lockdown werde man auch trotz Impfungen nicht verhindern können.

Die Verabreichung des Astrazeneca-Impfstoffs wurde in etlichen europäischen Ländern für einige Wochen gestoppt – auch in Deutschland. Grund sind Hirnvenen-Thrombosen in Zusammenhang mit dem britischen Vakzin gegen das Coronavirus. Nun haben einige Staaten ihre Meinung geändert und beginnen ab Freitag wieder zu impfen.

Das Blutgerinnsel könnte demnach einen von 250'000 bis 300'000 geimpften Menschen betreffen. Obwohl man es mit einer schwerwiegenden Komplikation zu tun habe, hätte aber darüber aufzuklären ausgereicht, sagte Karl Lauterbach dem «Deutschlandfunk». Die bekannt gewordene Nebenwirkung sei zudem behandelbar.

Der Astrazeneca-Impfstoff gegen das Coronavirus. (Archivbild) - AFP

Lauterbach ging davon aus, dass die Europäische Arzneimittelagentur EMA die Prüfung der sieben Thrombose-Fälle in den nächsten Tagen abgeschlossen hat. Die EMA werde dann sehr wahrscheinlich die weitere Nutzung empfehlen. Er sollte Recht behalten, die EMA gab Astrazeneca bereits am Freitag grünes Licht.

Nutzen grösser als Schaden

Während die EMA die Fälle prüfte, hätte Lauterbach weiter gegen das Coronavirus mit Astrazeneca geimpft. Die Impfkampagne wäre zum einen nicht in Verzug geraten, zum anderen das Vertrauen in das Vakzin nicht erschüttert. «Der Schaden, der jetzt in das Vertrauen des Impfstoffes entsteht, ist immens», so der SPD-Gesundheitsexperte.

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Den momentan im Internet kursierende Thrombose-Vergleich mit der Antibabypille hält Lauterbach für keinen guten: «Das ist von der Thrombose-Art schwerwiegender als das, was man bei den Thrombosen nach der Antibabypille sieht.»

Es gibt jedoch auch Spekulationen, dass das Medikament die Wirksamkeit der Pille beeinträchtigen könnte. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Auf die Frage, ob sich Deutschlands Corona-Papst selbst mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen würde, antwortet er: «Ja, ich würde mich auch jetzt noch weiter mit Astrazeneca impfen lassen.» Der Nutzen der Impfung übersteige die Risiken beträchtlich, insbesondere für ältere Menschen.

Impfstoff gegen Coronavirus für grössten Nutzen einsetzen

Lauterbach würde den Impfstoff dort einsetzen, wo das Risiko von schweren Nebenwirkungen besteht und er den grössten Nutzen bringt. Dies sei bei den älteren Menschen der Fall, welche in der dritten Welle stark gefährdet sind.

Eine alte Frau wartet vor ihrer Impfung auf einem Stuhl vor der Kabine im Coronavirus-Impfzentrum Fürstenfeldbruck. - dpa

Lauterbach: «Der Nutzen, um den Tod zu verhindern, ist bei 80-Jährigen 600-mal so hoch wie bei 30-Jährigen. Wenn ich einen 600-fachen Nutzen habe, dann kann ich auch ein etwas höheres Risiko in Kauf nehmen.»

Ein neuer Lockdown sei aber durch Impfungen ohnehin nicht mehr zu verhindern. Lauterbach fordert deshalb, die Einschränkungen, die bis zum 7. März galten, schnell wieder einzuführen. Je später man zum Lockdown zurückkehre, desto länger müsse dieser dauern.