Plus-Size-Models klagen: Ozempic hat «Body Positivity» gekillt
Die «Body Positivity»-Bewegung ist auf dem Rückzug, klagen Plus-Size-Models. Die Gründe: Ozempic, der «Heroin Chic»-Trend und das Sterben der «Wokeness».

Das Wichtigste in Kürze
- Plus-Size-Models bemerken eine Abkehr von Inklusion in der Mode-Welt.
- Gründe seien Ozempic, der «Heroin Chic» und das Sterben der «Wokeness».
- Es gebe weniger Arbeit für Plus-Size-Models und der Onlinehass habe wieder zugenommen.
Lange schien es, als stünde die Fashion-Industrie weltweit vor einem Wandel. Einem Wandel weg von grossen und dürren Models zu verschieden geformten Körpern.
Doch dieser Wandel wurde jäh gebremst, gar wieder rückgängig gemacht. Das berichten mehrere etablierte Plus-Size-Models gegenüber dem britischen «Guardian».
Und die Models nennen auch Gründe dafür, wieso die «Body Positivity» in der Modebranche wieder auf dem Rückzug ist: Ozempic, ein Wiederaufflammen des sogenannten «Heroin Chics» und das Sterben der «Wokeness».
Mit «Heroin Chic» gemeint ist ein besonders schlanker Look, der Anfang der 1990er-Jahre populär wurde.
«Ich habe gemerkt, dass es viel weniger Arbeit gibt»
Das Kurven-Model Skye Standley, das 2021 als aufstrebender Star am Modehimmel galt, berichtet etwa: «Die letzten zwei Jahre waren eine echte Herausforderung.»
Denn es habe in der Branche extrem viel Auslöschung von Diversität gegeben, so das Model. «Ich habe gemerkt, dass es viel weniger Arbeit gibt.»
Genauer habe sie in den letzten zwei Jahren kaum mehr gearbeitet, während die Auftragslage zuvor ausgezeichnet gewesen sei.
Gezeigt habe sich diese Veränderung auch an der Fashion-Week in London, so Standley: «Ich habe definitiv bemerkt, dass es keine Castings gibt.»
Bemerkt habe sie auch «Rückschritte, sogar bei den Marken, mit denen ich zusammengearbeitet habe».
Das vorläufige Ende der schlechten Auftragslage: Vor drei Wochen hat das Plus-Size-Model seine Agentur verlassen.
Plus-Size-Models fühlen sich benutzt
Mit ihren Beobachtungen ist sie indes nicht alleine. Auch andere Plus-Size-Models spüren, dass die Fashion-Industrie Rückschritte macht.
So auch das bekannte Plus-Size-Model Tess Holliday, das schon auf dem Cover der «Cosmopolitan» zu sehen war.
Sie sagt gegenüber dem «Guardian»: «Wenn man einen so drastischen Rückgang sieht, hat man wirklich das Gefühl, dass der Fortschritt keine Rolle gespielt hat.»
In gewissen Momenten fühle sie sich wie eine Person, «die benutzt wurde, um den Anschein» der Inklusion zu erwecken.
«Ozempic kam in unsere Branche und es gab eine Veränderung»
Model und Aktivistin Felicity Hayward glaubt, dass es 2023 wegen des Abnehmspritzen-Trends zum grossen Wendepunkt gekommen sei: «Ozempic kam in unsere Branche und es gab eine eindeutige Veränderung.»
Das zeige sich auch, wenn man die Grössen der Plus-Size-Models betrachte, so Hayward. Laut ihr haben viele Models an Gewicht verloren: «Die Mädchen, die früher Grösse 16 oder 18 hatten, haben jetzt Grösse 12.»
In europäische Grössen übersetzt: Grösse 16 entspricht Grösse 44, 18 einer 46 und 12 einer 40.
Ein weiteres Problem für die Plus-Size-Models: «Fat-Shaming», also der Hass auf Personen mit Übergrösse, hat zugenommen. Auch gegenüber Hayward, wie sie dem «Guardian» berichtet.
«Die Menge an Hass und Beschimpfungen, die ich online erhalten habe, ist wieder auf das Niveau von vor 2016 zurückgefallen.» Zu dieser Zeit sei Hass gegenüber grösseren Körpern normal gewesen.