Gürtelrose-Impfstoff könnte auch Demenz verzögern

Nach auffälligen Studienergebnissen führten Forscher Untersuchungen mit Gürtelrose-Geimpften durch. Die Ergebnisse erstaunen.

Von Shingrix sollte man innerhalb von zwei bis sechs Monaten nach der ersten Impfung eine zweite Dosis bekommen. - IMAGO/Beautiful Sports

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher konnten eine Verbindung zwischen Gürtelrose-Impfungen und Demenz herstellen.
  • Mit Shingrix Geimpfte leben durchschnittlich 164 Tage länger ohne Demenzdiagnose.
  • Hierfür wurden über 200'000 Krankenakten überprüft.

Neue Forschungsergebnisse der University of Oxford werfen ein neues Licht auf den Gürtelrose-Impfstoff Shingrix, der seit 2017 in den Vereinigten Staaten verwendet wird. Der Impfstoff scheint bei den Geimpften nicht nur die Entwicklung der Gürtelrose selbst zu hemmen. Auch das Auftreten der Demenz im Alter verzögere er.

Diesen Effekt konnten die Forscher bei Männern und Frauen jenseits des 65. Lebensjahres beobachten, wie «N-TV» berichtet. Bei Frauen zeigte sich derweil ein stärker ausgeprägter Einfluss. Die Analyse basiert auf Daten aus elektronischen Krankenakten von mehr als 200'000 mindestens 65-Jährigen, die sich gegen Gürtelrose impfen liessen.

Aus diesen Daten wurden zwei weitgehend vergleichbare Gruppen gebildet. In der ersten Gruppe wurden ungefähr 104'000 Senioren mit dem etablierten Zostavax-Impfstoff gegen Gürtelrose geimpft, die zweite Gruppe mit Shingrix. Der Zeitraum der Nachbetrachtung betrug sechs Jahre ab der letzten Impfdosis.

Shingrix-Geimpfte leben länger ohne Demenzdiagnose

Nach Auswertung der Daten machten die Forscher eine aufschlussreiche Entdeckung. Diejenigen, die mit Shingrix geimpft wurden, erhielten die Demenzdiagnose durchschnittlich 17 Prozent später als ihre Zostavax-geimpften Pendants. Das bedeute, dass die Shingrix-Geimpften im Durchschnitt 164 Tage länger ohne eine Demenzdiagnose leben konnten.

In einem weiteren Schritt verglich das Forschungsteam die Resultate der beiden Gürtelrose-Impfstoffe mit verschiedenen Impfstoffen gegen Grippe, Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten. Die Resultate der Vergleichsstudie zeigten, dass Shingrix mit einer Verzögerung von Demenz zwischen 14 und 27 Prozent am besten abschnitt.

Weitere Untersuchungen nötig

Die genauen Ursachen für die schützende Wirkung von Shingrix ist jedoch noch unklar. Eine Theorie der Wissenschaftler der University of Oxford ist, dass eine Infektion mit dem Herpes-Zoster-Virus das Demenzrisiko erhöhen könnte. Eine mögliche Erklärung könne sein, dass der Shingrix-Impfstoff dieses Risiko durch die Hemmung des Virus verringern könne.

Alternativ enthält der Impfstoff auch Chemikalien, die eigenständige positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Gehirns haben könnten, erläutert der Studien-Beteiligte John Todd. Trotz des Potenzials der Studienergebnisse seien jedoch noch weitere Untersuchungen erforderlich, bevor eine entsprechende Handlungsempfehlung abgegeben werden könne.

Laut «Netdoktor» können nur Menschen, die bereits Windpocken hatten, Gürtelrose bekommen. Sie äussert sich in schmerzhaftem Ausschlag auf der Haut und kann via Luftkontakt weitergegeben werden. Infiziert sich jemand mit dem Varizella-Zoster-Virus, ohne Windpocken gehabt zu haben, steckt er sich jedoch mit Windpocken statt Gürtelrose an. Das Virus kann auch zu schmerzhaften Nervenentzündungen führen.