«Unorthodox» gehört zu den Netflix-Hits 2020
Was schauen die Deutschen bei Netflix? Der eigentlich verschwiegene Streamingdienst gibt einen Überblick der ersten fünf Monate im Corona-Jahr 2020.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ende März veröffentlichte Miniserie «Unorthodox» von Maria Schrader gehört bei Netflix zu den bislang grössten Erfolgen dieses Jahres in Deutschland.
Das teilte der Online-Videodienst auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
In den vier Folgen auf Jiddisch, Englisch und Deutsch geht es um die Emanzipationsgeschichte einer ultra-orthodoxen Jüdin aus der Religionsgemeinschaft der Satmarer in Brooklyn, die ausgerechnet in der deutschen Hauptstadt Berlin ein neues Leben beginnen will.
Die in New York spielenden Szenen basieren lose auf dem 2012 erschienenen Buch «Unorthodox» von Deborah Feldman. Der etwas klischeebeladene Handlungsstrang in Berlin ist dagegen fiktiv.
Die Hauptrolle spielt die israelische Schauspielerin Shira Haas, das Drehbuch stammt von Anna Winger («Deutschland 83») und Alexa Karolinski («Oma & Bella»). Regie führte Maria Schrader, die seit Jahren als Schauspielerin («Aimée & Jaguar») und Regisseurin («Vor der Morgenröte») Anerkennung findet.
Der Streamingdienstleister macht gemeinhin ein Geheimnis um die Zahl seiner Abonnenten in Deutschland. Auch genaue Abrufzahlen werden üblicherweise nicht veröffentlicht. Auf Anfrage gab der Video-on-Demand-Anbieter jedoch gut 15 besonders gut gestreamte Inhalte des Zeitraums Januar bis Mai bekannt.
Auch in Deutschland wurde demnach der im März angelaufene, weltweite Überraschungs-Hit «Tiger King» (Grosskatzen und ihre Raubtiere) gerne gesehen. Es handelt sich um eine bizarre Doku über exzentrische Liebhaber von Tigern und Löwen. Gut liefen auch die Sexverzicht-Reality-Show «Finger weg!» (Too Hot to Handle) und die Basketball-Dokuserie «The Last Dance» über Michael Jordan.
Grosser Netflix-Serienhit war in den ersten fünf Monaten zudem die Ende 2019 angelaufene amerikanisch-polnische Fantasy-Serie «The Witcher», die manchem als das neue «Game of Thrones» gilt. Darin geht es um den Hexer und Monster-Jäger Geralt von Riva.
Populär waren nach wie vor Formate wie «Sex Education», «Dark», «Stranger Things», «Dead to Me», «You - Du wirst mich lieben», «Haus des Geldes» und «Tote Mädchen lügen nicht» (»13 Reasons Why»).
Erst im Mai erschienen - und schon unter den Top-Serien - sind ausserdem die Musical-Serie «The Eddy» von «La La Land»-Regisseur Damien Chazelle und die spanisch-britische Produktion «White Lines», in der die Leiche eines DJs aus Manchester gefunden wird - 20 Jahre nach seinem Verschwinden auf Ibiza. Auch die im April erschienene Produktion «Outer Banks» über eine Teenagergruppe auf der Suche nach einem vermissten Vater punktete bei den deutschen Netflix-Abonnenten.
Darüber hinaus gehörten auch die amerikanischen Actionfilme «Tyler Rake: Extraction» mit Chris Hemsworth (seit April verfügbar) sowie «6 Underground» mit Ryan Reynolds (seit Dezember) zu den grössten Hits.
Netflix - gegründet 1997 im kalifornischen Los Gatos - bringt es zurzeit weltweit auf knapp 183 Millionen bezahlte Mitgliedschaften. Während viele Firmen unter der Corona-Krise leiden, profitiert der Streamingdienst davon, dass viele Menschen wegen des Virus kaum ausgehen. Experten gehen davon aus, dass der Höhenflug weitergeht. Die durch die Pandemie bedingte Zuhause-Ära dürfte dafür sorgen, dass Netflix seinen Vorsprung im Streaming-Markt weiter ausbaut.
Der grosse Rivale Disney+ boomt ebenfalls. Der Abstand zu Netflix dürfte aber vorerst gross bleiben. Denn während der Marktführer seit über zehn Jahren im Geschäft und in über 190 Ländern vertreten ist, hat die internationale Expansion von Disney+ gerade erst begonnen.