Brasilianischer Verbandschef per Gericht des Amtes enthoben
Diese Entscheidung kommt für den Fussball-Verband zur Unzeit, schliesslich bewirbt sich Brasilien um die Frauen-WM.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein brasilianisches Gericht hat Verbands-Präsident Ednaldo Rodrigues abgesetzt.
- Dem Chef des Fussball-Verbands CBF wird Betrug bei der Wahl im Vorjahr vorgeworfen.
- Die Krise ist ein schwerer Rückschlag im Kampf um die Vergabe der Frauen-WM 2027.
Im Rennen um die Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen 2027 hat Brasilien mit einer grossen Verbandskrise zu kämpfen. Ein Gericht des Bundesstaates Rio de Janeiro hat Ednaldo Rodrigues als Präsident des nationalen Verbandes CBF seines Amtes enthoben.
Ihm werden Unregelmässigkeiten vorgeworfen, die zu seiner Wahl im vergangenen Jahr führten. Laut Gerichtsbeschluss, gegen den die CBF in Berufung gehen kann, muss innerhalb von 30 Tagen ein neuer Präsident gewählt werden. Bis dahin soll der Chef des Sportgerichts des Landes, José Perdiz, interimsweise die Geschäfte übernehmen.
Brasilien kämpft um WM-Vergabe für 2027
Für den brasilianischen Verband kommt die Führungskrise zur Unzeit. An diesem Freitag ist beim Weltverband FIFA offizieller Abgabeschluss für die Bewerbung der Frauen-WM 2027. Neben Brasilien kämpfen zwei Team-Bewerbungen um den Zuschlag: Deutschland, Holland und Belgien haben sich ebenso wie Mexiko und die USA zusammengeschlossen.
Die Entscheidung über die Vergabe soll am 17. Mai 2024 auf dem FIFA-Kongress in Bangkok fallen. Das Urteil könnte zu einer Suspendierung des Verbandes durch die FIFA führen. Die Statuten des Weltverbandes untersagen eine Einmischung staatlicher Organe in Angelegenheiten seiner nationalen Mitgliedsverbände.
Dann wären brasilianische Teams, Funktionäre und Schiedsrichter für internationale Spiele und Veranstaltungen gesperrt. Dies wäre auch ein grosser Rückschlag im Werben des Verbandes um Real Madrids Startrainer Carlo Ancelotti. Brasilien will den Italiener 2024 als neuen Trainer für die Seleção gewinnen.
Wieder ein Verbandschef mit juristischem Ärger
Hintergrund für den Gerichtsbeschluss ist eine Vereinbarung zwischen der CBF und der Staatsanwaltschaft. Diese ermöglichte es dem damaligen Interimspräsidenten Rodrigues, bei den Wahlen im vorigen Jahr für das Amt zu kandidieren. Seine Amtszeit an der Spitze des brasilianischen Verbandes läuft eigentlich bis 2026.
Rodrigues ist damit der nächste CBF-Präsident, der mit rechtlichen Problemen zu kämpfen hat. Sein Vorgänger Rogério Caboclo wurde im Zusammenhang mit einem Fall sexueller Belästigung suspendiert. Davor waren Ricardo Teixeira, José Maria Marin und Marco Polo del Nero in Korruptionsfälle verwickelt.