Gesundheit Aargau: Die Bedeutung psychischer Gesundheit im Alltag

Marcel Winter
Marcel Winter

Aarau,

Immer mehr Menschen fühlen sich psychisch belastet. Das Thema erfährt nun aber eine immer stärkere Aufmerksamkeit.

Gesundheit Aargau
Wenn es uns psychisch gut geht, können wir mehr leisten. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als jede dritte Person in der Schweiz fühlt sich psychisch belastet.
  • Mentale Probleme führen zu immer mehr langfristigen Erkrankungen.

Noch vor wenigen Jahrzehnten galt auch in der Schweiz die Devise: Zähne zusammenbeissen und durch. Das hat sich glücklicherweise geändert. Das Thema psychische Gesundheit ist in der Öffentlichkeit angekommen und immer mehr Menschen sprechen offen über ihre Probleme.

Dies belegt auch eine Studie der Berner Fachhochschule: Im Jahr 2002 wurde der Begriff «psychische Gesundheit» nur 117 Mal in den Medien erwähnt. Zwanzig Jahre später tauchte er bereits 8355-mal auf. Ähnlich exponentiell stieg weltweit die Nennung des englischen Begriffs Mental Health.

Hatten Sie schon Mal mentale Probleme?

Immer mehr psychische Belastungen in der Schweiz

Es ist eine viel diskutierte Frage: Nimmt die Zahl der Menschen mit psychischen Beschwerden zu oder sind Menschen heute eher bereit, sie zuzugeben? In der Schweiz fühlen sich laut einer Studie der Gesundheitsförderung Schweiz aus dem Jahr 2023 38 Prozent der Bevölkerung mittel bis stark belastet.

Besonders weit sind Depressionen und Angststörungen verbreitet. Der Aargau bildet dabei keine Ausnahme: Auch hier berichtet jede dritte Person von Depressionssymptomen wie Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit und Erschöpfung.

Junge Menschen besonders betroffen

Besonders häufig leidet die psychische Gesundheit bei jungen Frauen und mit etwas Abstand bei jungen Männern. Sie leiden stark unter mehrfachem Druck: Auf der einen Seite müssen sie ihre Ausbildung oder ihr Studium abschliessen und sich beruflich etablieren. Von der Familie und dem Freundeskreis kommt oft subtiler Druck, eine feste Partnerschaft zu finden und an Nachwuchs zu denken.

Gesundheit
Immer mehr junge Menschen geraten unter psychischen Druck. - Depositphotos

Dazu kommt häufig der enorme Druck falscher Vorbilder aus den sozialen Medien. Influencerinnen und Influencer gaukeln unrealistische körperliche Ziele vor, denen viele trotzdem nachstreben. Frauen wünschen sich vor allem schlanker und schöner zu sein, Männer möchten muskulöser und sexuell attraktiver wirken: Dies führt auf Dauer zu Frust und dem Gefühl nicht gut genug zu sein.

Gesundheit Aargau: Psychische Probleme über alle Altersgruppen hinweg

Mit zunehmendem Alter gewinnen andere Faktoren an Bedeutung: Die alltägliche Belastung durch Vollzeitarbeit, Haushalt und Kindererziehung wird immer häufiger als überwältigend empfunden. Beruflich mangelt es oft an Wertschätzung durch die Vorgesetzten und zu hohen Arbeitsdruck.

Dieser wurde in den letzten Jahren durch die sogenannte Arbeitsverdichtung verschärft: Um Kosten zu sparen, entliessen viele Unternehmen Personal und verteilten die Arbeit auf die noch vorhandenen Mitarbeiter. Der Fachkräftemangel tut ein übrigens.

Gesundheit Aargau
Gesundheit Aargau: Ältere Menschen sprechen oft nicht über ihre psychische Situation. - Depositphotos

Ältere Menschen sprechen bis heute eher wenig über ihre psychische Gesundheit. Sie sind noch in einer Zeit aufgewachsen, als derartige Beschwerden als Makel galten. Sie sagen viel eher von sich, dass sie anderen nicht lästig fallen möchten.

Dabei sind psychische Probleme auch hier weit verbreitet: Je älter die Menschen, umso eher leiden sie an Einsamkeit. Gesundheitliche Einschränkungen und ein negativer Rückblick auf das eigene Leben belasten zusätzlich.

Die Bedeutung der psychischen Gesundheit

Eine leichte depressive Verstimmung entwickelt sich unbehandelt schnell zur Depression oder zu einem Burnout. Ist die Erkrankung einmal da, erfordert die Genesung viel Zeit.

Gemäss einer Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) dauert ein psychisch bedingter Arbeitsausfall in der Schweiz durchschnittlich 218 Tage. Dies belastet das Gesundheitssystem, die Krankenkassen und die Unternehmen. Und je länger die Abwesenheit vom Arbeitsplatz dauert, desto schwieriger ist später die Wiedereingliederung.

Gesundheit
Wenn die psychische Gesundheit nicht stimmt, kann daraus schnell eine lang anhaltende Depression werden. - Depositphotos

Immerhin hat die neue Offenheit im Umgang mit psychischen Beschwerden auch positive Aspekte. Laut Bundesamt für Gesundheit ist die Suizidrate in der Schweiz in den letzten 25 Jahren gesunken.

Besonders hoch ist die Suizidrate in der Schweiz bei über 80-jährigen Männern. Doch wo früher Menschen still und heimlich aus dem Leben schieden, gibt es heute Behandlungsmöglichkeiten.

Brauchen Sie Hilfe?

Sind Sie selbst depressiv oder haben Sie Suizidgedanken?

Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch). Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe.

Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.

Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch

Kommentare

User #1124 (nicht angemeldet)

Ist bekanntlich sehr vieles im Argen. Auch und gerade in unserer so vermeintlich "gesunden CH Gesellschaft."

User #4301 (nicht angemeldet)

Würde noch die Aspekte „Personenfreizügigkeit“ (Konkurrenz auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, Lohndruck, steigende Mieten und Immobilienpreise) und Coronamassnahmen (soziale Isolation, Ausgrenzung) hervorheben.

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