Hypnose: Mit einer Therapie der Trauer liebevoll begegnen

Der Verlust geliebter Menschen stellt Hinterbliebene vor grosse Herausforderungen. Die Hypnosetherapie kann ein Weg für bewusste, kraftspendende Trauerarbeit sein.

Hypnose
Trauer hat viele Gesichter, wird jedoch häufig ignoriert, um den inneren Schmerz nicht spüren zu müssen. - Pexels Karolina Grabowska

Egal auf welche Weise uns die Todesnachricht eines nahestehenden Menschen erreicht, diese Momente zählen zu den schwersten überhaupt. Kopf und Herz brauchen Zeit zu realisieren, was dies bedeutet und wie es weitergeht. Bis dahin legt sich erst einmal der Schock über uns wie ein schützender Mantel.

Die Trauer bietet uns in diesen Zeiten Hilfestellungen, um das Ausmass des Verlustes nach und nach zu verstehen. Sehr häufig wird sie jedoch als belastendes, zusätzliches Beiwerk zum Abschiednehmen betrachtet. Dabei kann sie als Ausdruck unseres Unterbewusstseins, der uns zum Innehalten und Verarbeiten anhalten möchte, verstanden werden.

Trauer gleicht in der Gesellschaft noch immer einem Tabu-Thema. Da sie möglichst rasch beiseitegeschoben wird, verwehren wir uns einen heilsamen Umgang mit dem Schmerz. Trauer kann helfen, sich auf einen heilsamen Prozess einzulassen.

Dieser kann nötig sein, um irgendwann gestärkt aus ihr herauszutreten und zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. Doch was tun, wenn die Trauer übermächtig und allgegenwärtig erscheint?

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Trauer darf auch bestärken, Hilfe anzunehmen und Trost zu finden. Dabei können im Trauerprozess auch Fachpersonen und Hypnosetherapeuten unterstützen. - Pexels, Pavel Danilyuk

Möglichkeiten der Hypnosetherapie

Die Schweizer Autorin Verena Kast verdeutlicht mit ihren vier Trauerphasen, dass die Trauer alles andere als einen geradlinigen Prozess durchläuft. Die Phasen sind «Nicht-Wahrhaben-Wollen», «aufbrechenden Emotionen», «Suchen und Sich-Trennen» bis hin zum «Neuen Selbst- und Weltbezug». Dabei können trauernde Menschen eine Achterbahn an Gefühlen durchleben, was viel Kraft kosten kann. Trost und Zuspruch sind daher essentiell wichtig.

Die Hypnosetherapie kann hier eine sanfte Hilfestellung sein, auf emotionaler Ebene der Trauer Raum zu geben. Dann fällt es auch leichter, mit dem Verlust anders umzugehen. Selbstverständlich muss hierbei situationsgerecht gehandelt werden: Zum einen muss der Mensch bereit sein, sich der Trauer zu stellen.

Bei einer bereits sehr lange andauernden Trauer, die in eine Depression übergeht, ist vorrangig psychologisches Fachpersonal gefragt.

Als komplementäre Ergänzung kann die Hypnosetherapie jedoch dazu beitragen, auch positive Gefühle zuzulassen und eigene Ressourcen zur Trauerarbeit zu nutzen. Es geht hier keineswegs darum, mittels Hypnose die Trauer zu umgehen.

Allerdings kann in hypnotischer Trance der trauernde Mensch ihm dienliche und unterstützende Vorstellungen und Emotionen aufbauen. Sicherheit, Halt und Geborgenheit können nur einige Beispiele dafür sein. Zu beachten ist dabei auch die jeweilige Trauerphase und welche Herausforderungen im Leben dieses Menschen sonst noch vorhanden sind.

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Das Gefühl, verbunden zu sein, ist für den Menschen von zentraler Bedeutung. Es ist wie eine innere Sicherheit, die mit Hypnosetherapie wieder gestärkt werden kann. - Pexels, Anna Shvets

Verbundenheit spüren

Für viele Menschen erscheinen Tod und Sterben meist deshalb so schlimm, weil sie die Endlichkeit des Lebens vor Augen führen. Ein Wiedersehen in der gewohnten Form wird es nicht mehr geben. Dies aktiviert häufig die menschliche Urangst, nicht mehr verbunden zu sein, wie sie der Hypnosetherapie-Experte, Gabriel Palacios, beschreibt. Im Umgang mit Trauernden dürfen wir uns das unbedingt vor Augen führen.

Auch die Grundangst, alleine zu sein, spielt dabei eine grosse Rolle. Hier kommt die Hypnosetherapie ins Spiel und setzt genau dort an. Sie kann unterstützen, Verbundenheit mit der/dem Verstorbenen über den Tod hinaus zu spüren. Auch geschehene und ungeklärte Verletzungen können in hypnotischer Trance bearbeitet werden, wenn der Hinterbliebene dies möchte.

Eine Arbeit mit der Vergangenheit ist in der Hypnosetherapie niemals ein Muss und obliegt der Entscheidung des Klienten. Manchmal kann es durchaus zum Frieden der Hinterbliebenen beitragen, wenn sie in der Hypnose noch verschiedene Dinge aufarbeiten können. Sehr heilsam kann jedoch schon alleine der Zugang zur Erkenntnis sein, dass der verstorbene Mensch in einer anderen Form weiterlebt. Spüren Trauernde die Verbundenheit und Gewissheit, dass Liebe den Tod überwindet, dann kann auch die Trauer ihre Aufgaben bestmöglich erledigen.

Autor: Philipp Feichtinger, Heilpraktiker, Hypnose-, Gesprächs- und Naturheiltherapeut

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