Schokolade: Wie kamen die Kakaobohnen in die Schweiz?
Seit die ersten Kakaobohnen in die Schweiz kamen, ist viel Zeit vergangen. Heute importiert die Schweiz Millionen Tonnen, aus denen Schokolade hergestellt wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Irgendwann im 17. Jahrhundert kam die Kakaobohne in der Schweiz an.
- Heute gehört die Schweiz zu den grössten Exporteuren von Schokolade.
Mit der Entdeckung der Neuen Welt im späten 15. Jahrhundert veränderte sich das Nahrungsangebot in Europa enorm. Zu den bekanntesten Produkten, die aus Amerika nach Europa kamen, gehören Kartoffeln, Tomaten, Kaffeebohnen – und die Kakaobohne.
Letztere wurde von den süd- und mittelamerikanischen Völkern schon lange als eher bitterer Trank aufgebrüht. Die Mayas nannten ihn Xocolatl, woraus sich später die Schokolade entwickelte.
Nach Europa kamen Bohne und Getränke vermutlich mit dem spanischen Conquistador Hernán Cortés. Er kredenzte es am spanischen Hof, von wo aus es der europäische Hochadel weiterverbreitete.
Schokolade in der Schweiz ab dem 17. Jahrhundert
Wann genau die ersten Kakaobohnen in die Schweiz kamen, ist unbekannt. Es musste jedoch früh sein, denn die Schweiz profitierte von ihrer Lage entlang wichtiger transalpiner Handelswege. Von Spanien aus gelang die Schokolade nach Frankreich und Italien und wurde zwischen den Ländern durch die Schweiz transportiert.
Wenig überraschend befanden sich die frühen Zentren des Schokoladengenusses im Tessin und in der Romandie. Hier wurde die Kakaobohne zunächst noch auf klassische Weise kombiniert: Als eher bitterer Trunk, der mit Gewürzen und Zucker versetzt wurde. Allerdings spielte die Schweiz zu dieser Zeit eher eine Nebenrolle.
Die Kakaobohnen mussten nämlich noch mit Segelschiffen aus Amerika importiert werden. Sie kamen meist in den Häfen des spanischen Empire, wie in Sevilla und Cadiz, an.
Von hier wurde das begehrte Handelsgut weiter über das Mittelmeer nach Südfrankreich und Italien verschifft. Oder über den Landweg ins restliche Spanien und weiter nach Westeuropa. So blieben sie ein teures und seltenes Gut, das ähnlich wie der Kaffee nur einer gutbetuchten Oberschicht vorbehalten war.
Vom Luxusgut zur Massenware
Dies alles änderte sich laut einer SRF-Reportage im frühen 18. Jahrhundert. Der junge François-Louis Cailler hatte sich um die Jahrhundertwende auf Wanderschaft in Norditalien begeben.
Dabei hatte er bei den Chocolatiers des Landes das Schokoladenhandwerk gelernt. 1819 kehrte er schliesslich zurück in seine Heimat am Genfersee und gründete die erste Schokoladenfabrik des Landes.
Allerdings hatte er gleich zwei Probleme: die nur sporadische Lieferung der Kakaobohnen und der unangenehm bittere Geschmack des Schokoladengetränks. So experimentierte er mit zahlreichen Zutaten, die seine neuartige Tafelschokolade besser schmecken liessen.
Der grosse Durchbruch gelang jedoch erst seinem Schwiegersohn Daniel Peter im Jahr 1875: Er rührte die Kakaomasse mit Milch und Zucker zusammen und erfand so die moderne Milchschokolade.
In der Zwischenzeit hatten moderne Dampfschiffe auch den Welthandel revolutioniert und sorgten für einen stetigen Strom an Kakaobohnen. Der Aufstieg der Schweiz als führende Schokoladennation hatte begonnen.
56 Millionen Tonnen Kakaobohnen im Jahr
Versorgungsprobleme gibt es heute keine mehr: Alleine 2023 importierte die Schweiz rund 56'980 Tonnen Kakaobohnen.
Mit 49 Prozent stammt dabei der grösste Teil aus dem afrikanischen Ghana. Gefolgt von Ecuador, der Elfenbeinküste und der Dominikanischen Republik.
Nach der Verarbeitung der Kakaobohnen geht der grössere Teil dann wieder in den Export: Im Jahr 2023 waren dies laut einer gesammelten Statistik von «statista» rund 207'807 Tonnen Schokolade. Demgegenüber blieben 57'921 Tonnen im Land. Mit Abstand grösster Abnehmer ist Deutschland: Über ein Fünftel, 21,7 Prozent, der Schweizer Schokolade ging an den Nachbarn im Norden.