Immobilien: Kaufen oder mieten – wann lohnt sich was?

Marcel Winter
Marcel Winter

Bern,

Für die meisten Menschen sind eigene Immobilien ein Wunschtraum. Doch in manchen Fällen ist mieten sinnvoller als kaufen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wohneigentumsquote liegt in der Schweiz bei nur 36 Prozent.
  • Dem Kauf von Immobilien steht oft das fehlende Eigenkapital im Weg.

Ob das frei stehende Einfamilienhaus im Grünen oder das moderne Appartement in der Stadt: Die meisten Menschen träumen von eigenen Immobilien. Sie müssen nie wieder eine unverhoffte Kündigung oder Mietsteigerung fürchten und geniessen viel mehr Freiheit. Kein Vermieter, der das Halten von Haustieren untersagt oder den Einbau einer Klimaanlage.

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Die niedrigste Wohneigentumsquote Europas

Allerdings gibt es kein anderes Land in Europa, in dem so wenige Menschen eigene Immobilien besitzen wie die Schweiz. Die Wohneigentumsquote liegt laut Bundesamt für Wohnungswesen bei gerade einmal 36 Prozent.

Selbst in Deutschland sind es 46,7 Prozent und in Frankreich 63,4 Prozent. In Rumänien wohnen fast alle (94,8 Prozent) im selbstgenutzten Wohneigentum, wie die Statistiken von Eurostat belegen.

Immobilien
Oft schrecken hohe Immobilienpreise ab. - Depositphotos

Die Gründe sind vielfältig: Hohe Preise für Immobilien schrecken ebenso viele Käuferinnen und Käufer ab wie die fehlende Flexibilität: Wer einmal ein Haus gekauft hat, bleibt in der Regel über viele Jahre darin wohnen. Jüngere Menschen möchten sich heute aber öfter beruflich verändern und sind dafür bereit, umzuziehen.

Für wen lohnt sich der Kauf von Immobilien?

Der Kauf eines Eigenheims lohnt sich vor allem für zwei Gruppen: Familien und solvente junge Menschen. Bei Familien steht der Nestbau im Vordergrund: Im eigenen Haus mit Garten stehen den Kindern eigene Zimmer und viel Platz zum Spielen zur Verfügung.

Ausserdem dürfen sie hier in der Regel auch mal lauter sein als in einer Wohnung mit mehreren Parteien. Die Investition lohnt sich hier auch langfristig: Das eigene Haus dient als Altersvorsorge und kann später den Kindern vererbt werden.

Immobilien
Vor allem jüngere Familien träumen vom eigenen Haus. - Depositphotos

Junge Menschen kaufen eher Wohnungen und mit kürzerem Investitionshorizont. Sie ist oft ein Mittel, um überhaupt auf dem Immobilienmarkt Fuss zu fassen.

Steigt der Wert der Immobilie in den kommenden Jahren an, kann sie zu einem höheren Preis verkauft werden. Mit dem Gewinn lässt sich dann eine grössere oder bessere Immobilie kaufen. So führt der Weg irgendwann zum Traumhaus – zumindest im Idealfall.

Wer sollte Immobilien lieber mieten?

Ein grosser Pluspunkt gemieteter Immobilien ist die Flexibilität. Wer beispielsweise häufiger aus beruflichen Gründen den Wohnort wechselt, will sich nicht mit einer gekauften Immobilie binden. Hier ist es wesentlich leichter, immer wieder neu zu mieten.

Wohnen
Wer viel unterwegs ist, sollte eine Wohnung mieten. - Depositphotos

Mieten ist auch bei unsicheren Einkünften sinnvoller. Selbstständige oder Personen mit schwankendem Einkommen riskieren Zahlungsschwierigkeiten bei der Hypothek.

Bleiben diese aus, kann die Bank die gekaufte Immobilie beschlagnahmen. Beim Mieten ist es einfacher, kurze, schlecht bezahlte Phasen mit einem Kredit zu überbrücken. Oft lassen Vermieter auch mit sich reden und akzeptieren eine spätere Nachzahlung.

Tragbarkeit und Eigenkapital berechnen

Die Entscheidung kaufen oder mieten fällt meist mit der Berechnung der Tragbarkeit: Als solche wird die maximal mögliche Hypothekenrate bezeichnet. Diese wird aus der Kaufsumme der Immobilie und dem Vermögen und Einkommen des Käufers berechnet.

Finanzierung
Mögliche Finanzierungen von Immobilien sollte vor der Entscheidung genau durchgerechnet werden. - Depositphotos

Die Wohnkosten sollten maximal ein Drittel des Einkommens ausmachen. Bei 3000 Franken Hypothek und 5000 Franken Einkommen lohnt sich ein Kauf kaum.

Ein weiterer Punkt ist das Eigenkapital: In der Schweiz muss mindestens 20 Prozent der Kaufsumme als Eigenkapital vorgestreckt werden. Bei einem Kaufpreis von 800'000 Franken sind dies also schon 160'000 Franken.

Wer sich diese Summe über Jahre hinweg vom Mund absparen muss, der sollte lieber mieten statt kaufen. Schliesslich lässt sich das Leben kaum geniessen, wenn auf jede Art von Luxus verzichtet werden muss.

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