Vegan für Haustiere: Können Hunde auf Fleisch verzichten?
Das Wichtigste in Kürze
- Wer seinen Hund vegan ernähren will, muss sich gut informieren.
- Es müssen verschiedene pflanzliche Proteine miteinander kombiniert werden.
- Es gibt veganes Trockenfutter und Ergänzungsmittel, die alle Nährstoffe abdecken.
Hunde vegan zu ernähren, das geht nicht – so denken zumindest viele. Wenn man sich gut über die benötigten Nährstoffe informiert und eine abwechslungsreiche Kost bietet, sollte es jedoch ohne Probleme klappen.
Denn der Hund ist ein Allesfresser. Er kann Nährstoffe sowohl aus Pflanzen als auch aus Fleisch verwerten.
Für eine ausgewogene, vegane Ernährung muss ausreichend Taurin, L-Carnitin, Eisen, Calcium, Vitamin B12 und Vitamin D im Futter vorhanden sein. Ausserdem müssen alle zehn essenziellen Aminosäuren abgedeckt werden.
Die Schwierigkeit in der veganen Hundeernährung liegt unter anderem darin, dass verschiedene pflanzliche Proteine miteinander kombiniert werden müssen. Denn im Gegensatz zu tierischen Proteinen weist pflanzliches Eiweiss kein gleich vollständiges Aminosäureprofil auf.
Über ein Ei beispielsweise können alle essenziellen Aminosäuren aufgenommen werden. Nüsse oder Linsen hingegen besitzen nicht den gleichen Wert.
Erst durch die richtige Kombination und gute Qualität der Nahrungsmittel können die Aminosäureanforderung des Hundes gedeckt werden.
Eine weitere Herausforderung liegt darin, dass der Hund die pflanzliche Nahrung weniger gut verdaut als die tierischen Zutaten.
Der Darm von Hunden ist kürzer als der Darm jener Tiere, die sich von Natur aus rein pflanzlich ernähren.
Verfüttert man veganes Trockenfutter, müssen die Rohstoffe durch den Herstellungsprozess aufgeschlossen werden. Nur so können sie auch vom Hund mit seinem kürzeren Darm verwertet werden.
Ernährungsumstellung von einem Tierarzt begleiten lassen
Sprechen Sie vor einer Umstellung auf eine vegane Hundeernährung mit ihrem Tierarzt. Er wird entsprechende Analysen des Urins und Blutes durchführen, um sicherzustellen, dass der Hund die pflanzliche Nahrung gut aufnimmt. Bei Bedarf können dem Tier auch Nahrungsergänzungsmittel gegeben werden.
Der Hund sollte während der Umstellung über mehrere Monate gut beobachtet werden. Scheint das Fell stumpf oder schmuddelig, kann das darauf hinweisen, dass das Tier nicht genügend Aminosäuren aufnimmt.
Rezept für veganes Hundefutter
SwissVeg, die Organisation für vegetarisch und vegan lebende Menschen in der Schweiz, empfiehlt für eine vollwertige Hundemahlzeit eine einfache Basismischung.
Als Hauptbestandteil – circa die Hälfte – dienen verschiedene Getreideflocken mit Gemüse. Etwas Nährhefe und Meeralgen daruntermischen und ein Esslöffel kaltgepresstes Öl darüber geben. Die Mischung mit Wasser oder Sojamilch anrühren. Damit es dem Hund nicht zu langweilig wird, fügt man noch weitere Zutaten hinzu.
Geeignete Zutaten sind beispielsweise gekochte Kartoffeln, Reis, Salat, Karotten, Obst, Dörrfrüchte, Bananen, Gurken, Hirse, Brot, Polenta oder Sojagranulat (Sojaeiweiss).
Auch Essensreste können dem Hund verfüttert werden, sofern sie nicht zu stark gewürzt sind. Als Ersatz für einen Knochen eignet sich ein Stück sehr hartes Vollkornbrot.
In diversen Online-Shops gibt es mittlerweile eine gute Selektion an Nass- und Trockenfutter sowie Ergänzungsmitteln. Wer nicht selbst kochen will, kann damit den Nährwertbedarf des Hundes decken.
Umstellung auf vegan Schritt für Schritt umsetzen
Gehen Sie bei der Umstellung auf eine vegane Ernährung langsam vor und fügen Sie jeweils nur ein neues Lebensmittel hinzu.
Wenn dem Hund etwas nicht guttut, schlägt sich das oft im Kot nieder. Ist dieser zu dünn, sollte man auf die zuletzt verabreichte Futterkomponente verzichten. Manchmal kommt dünner Kot auch davon, dass der Hund zu viel eines Nahrungsmittels gegessen hat.
Es gibt erst wenige wissenschaftliche Studien zur veganen Hundeernährung. In einer Diplomarbeit an der Universität Wien wurden 20 vegane Hunde während sechs Monaten auf Veränderungen in der Gesundheit untersucht.
Bei den untersuchten Tieren, die im Durchschnitt bereits seit drei Jahren vegan frassen, konnten keine negativen Auswirkungen festgestellt werden. Die Blutwerte zeigten keine signifikanten Unterschiede zu jenen der fleischfressenden Hunde.
Die Langzeitfolgen der Ernährung sind noch nicht wissenschaftlich erforscht. Dafür müsste man mehrere vegan lebende Hunde über einen Zeitraum von 12 bis 18 Jahren beobachten. Dies wird wohl erst in einigen Jahren in grösserem Umfang möglich sein.
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«Nau Vegan»
Im Rahmen dieser Serie schreibt die Expertin Mirjam Walser regelmässig Beiträge zum Thema Veganismus.