Virginia Beach: Strandauszeit im Süden Washingtons
Strandleben wie in Florida, Fischerei wie in Neuengland und Landwirtschaft wie in den tiefsten Südstaaten – Virginia Beach hat von allen etwas.
Das Wichtigste in Kürze
- Virginia Beach ist eine Küstenstadt, etwa vier Stunden südlich von Washington entfernt.
- Lokale Austern, Lynnhaven Oysters, werden von Präsidenten als Delikatesse hoch geschätzt.
- Von dichtbebauter Oceanfront zu leeren Stränden findet man, wonach das Reiseherz schlägt.
- Leuchttürme, historische Landebuchten und Öko-Touren sind Highlights des Besuchsangebots.
Chris Pace steht hochkonzentriert im seichten Wasser. Gummistiefel hat er zwar an, doch die laufen gerade von oben voll – er steht bis zur Hüfte in einem Ausläufer der Chesapeake Bay in Virginia Beach.
Pace fischt in dem salzigen Wasser, bis er den grossen, algenbewachsenen Käfig zu fassen bekommt. Er hievt ihn in sein kleines Boot.
«Vor etwa einem Jahr habe ich die jungen Austern hier eingesetzt», sagt Chris, dem die Lynnhaven River Oyster Company gehört. Nun muss er regelmässig schauen, ob es ihnen gut geht.
Etwa 16 Monate dauert es, bis die Schalentiere genau so sind, wie die Restaurants und Fischgeschäfte in der Umgebung sie haben wollen.
Dass sie von erstklassiger Qualität sind, versteht sich von selbst – schon seit hunderten Jahren werden die Lynnhaven Oysters von Präsidenten und Adeligen als Delikatesse geschätzt.
Für Touristen ein Geheimtipp
Meeresfrüchte und Fisch vor der Haustür, schmackhaftes Gemüse und Obst ebenso: Die Kochszene in Virginia Beach kann sich dem Trend des «Farm-to-table»- und des «Sea-to-table»- Essens verschreiben.
Eine bunte Auswahl an regionalen Zutaten gibt es zu jeder Jahreszeit. Dafür sorgen auch die Farmen im Landesinneren.
Die vielfältige Gastro-Landschaft ist nur einer der Anreize für die Hauptstädter, am Wochenende zu einer Siesta in den Süden Virginias zu kommen: Washington ist keine vier Stunden mit dem Auto entfernt, ein Katzensprung für amerikanische Verhältnisse.
Für Touristen hingegen ist die Küstenstadt eher ein Geheimtipp für einen kleinen Roadtrip nach einem kultur- und geschichtsintensiven Städtetrip in die Hauptstadt der USA.
Hotel an Hotel an der Oceanfront
Virginia Beach steht bei den Amerikanern ganz oben auf der Liste für das Spring Break – die berühmt-berüchtigten Universitätsferien im Frühjahr – und die Strandferien.
Dass man hier auf die vielen Touristen eingestellt ist, die nicht extra nach Florida fliegen wollen, sieht man im Bezirk Oceanfront. Am Strand reihen sich die Hotel-Hochhäuser aneinander. In Miami oder Fort Lauderdale sieht das auch nicht anders aus.
Und während die Oceanfront fest in der Hand der Touristen ist, sind Sandbridge im Süden oder der Chic's Beach im Norden deutlich ruhiger. Das sind die Strände der Einheimischen.
Leuchttürme auf dem Militärstützpunkt
Zwischen Chic's Beach und Oceanfront steht der Leuchtturm von Cape Henry. Er wurde 1792 erbaut und zählt zu den ältesten des Landes. Das Baumaterial des Turms ist derselbe Sandstein, aus dem viele der imposanten Gebäude in Washington erbaut worden sind.
In Betrieb ist der alte Leuchtturm schon lange nicht mehr, doch er kann erklommen werden. Belohnt wird man mit einem weiten Blick über die Chesapeake Bay.
Direkt daneben steht ein neuerer Leuchturm, der auch schon 150 Jahre alt und für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Zu erreichen sind beide Türme nur über den aktiven Militärstützpunkt Fort Story, in dem das Einchecken strenger ist als am Flughafen.
Öko-Tour mit dem Kajak
Am Cape Henry liegt auch der First Landing State Park. Hier legten einst die ersten britischen Siedler an. Vom Park aus geht es auf Öko-Touren mit dem Kajak oder Stand-up-Paddle-Board dahin, wo Atlantik und Chesapeake Bay aufeinandertreffen.
«Hier ist ein ganz besonderes Ökosystem entstanden», sagt Guide Mitchell MacCartney. Moosbewachsene Eichen stehen am Ufer, zahlreiche Wasservögel sind hier heimisch.
Wegen der idealen Lebensbedingungen gibt es viele Fische, sagt Mitch aus dem Meereskajak, mit dem man ruhig über das Wasser gleitet. Die reichen Fischbestände locken Delfine an, die man mit etwas Glück auch zu sehen bekommt.
Warum es eigentlich manchmal so am Boot kratzt, will ein Kajakfahrer in der Gruppe wissen. «Das sind die Austern», sagt Mitch. Die werden nicht nur gezüchtet, sondern wachsen auch wild.