Irène Kälin mit Sohn im Nationalrat
Irène Kälin nimmt für eine Abstimmung im Nationalrat Sohn Elija mit in den Saal. Die Grüne kritisiert die fehlende Rücksichtnahme auf Familien-Parlamentarier.
Das Wichtigste in Kürze
- Nationalrätin Irène Kälin (Grüne) erscheint mit ihrem Sohn Elija zur Nationalratssitzung.
- Sie will an den Sitzungen nicht fehlen und hat sich mit ihrem Lebenspartner organisiert.
- Die Grüne kritisiert die fehlende Rücksichtnahme im Rat auf Familien-Parlamentarier.
Es ist ein ungewohntes Bild im Nationalratssaal: Für eine Abstimmung am Donnerstag erscheint Grüne-Nationalrätin Irène Kälin mit ihrem drei Monate alten Sohn Elija in der Babytrage im Saal. Grund: «Er hat heute ausnahmsweise auf mir geschlafen, was er sonst nicht macht», so Kälin gegenüber «Tele M1».
Derzeit richtet sich bei Kälin und ihrem Freund, dem «Schweizer Illustrierte»-Co-Chefredakteur Werner De Schepper, alles um Sohn Elija. Für Kälin aber kein Grund, die Herbstsession sausen zu lassen. Dass dies möglich ist, hat sich Lebenspartner De Schepper drei Wochen Ferien genommen und bringt nun alle zwei Stunden den kleinen Elija ins Bundeshaus. «Das ist eine Service-Leistung für den Kleinen. Er will essen gehen», so De Schepper zum Regionalsender.
Raucherzimmer, aber kein Wickelzimmer
Auf Anfrage von Kälin wurde nun im Sanitätszimmer behelfsmässig ein Wickeltisch eingerichtet, den die junge Familie nun nutzen kann. Trotzdem ärgert sich die 31-jährige Mutter über die fehlenden Einrichtungen und die ungenügende Rücksichtnahme auf junge Mütter und Väter unterhalb der Bundeshauskuppel: «Als junge Mutter bin ich im Bundeshaus eine Exotin», schreibt Kälin in einem Facebook-Post. Die Sitzungszeiten seien beispielsweise auf vieles abgestimmt, nicht aber auf Familien-Parlamentarier: «Die dreiwöchigen Sessionen mit ihren langen Tagen sind nicht familienfreundlich», so die Aargauerin.
Sogar auf Raucher werde im Bundeshaus Rücksicht genommen, so gebe es im Bundeshaus «zwar ein Raucherzimmer, kennt aber weder Spielzimmer, noch ein Wickelzimmer.» Zudem fehle eine Bundeshaus-Kita, obwohl es unter den hunderten von Bundesangestellten viele Mütter und Väter gäbe, «die froh wären, wenn sie während den langen Sitzungstagen ihren Nachwuchs ausnahmsweise mal im Bundeshaus betreuen lassen könnten.»
Neuer Sessions-Rhythmus
Doch mit dem Vorschlag einer Kita im Bundeshaus scheiterte schon Ratskollege Cédric Wermuth. In der Frühlingssession musste der zweifache Vater mehrere Ratssitzungen schwänzen, weil wenige Tage zuvor seine zweite Tochter zur Welt kam. Nun fordert er einen neuen Sessions-Rhythmus: «Jeden Monat eine Woche wäre viel einfacher zu organisieren», sagt der SP-Nationalrat im Frühjahr gegenüber Nau.