Donald Trump: Anhänger könnten ausser Kontrolle geraten

Anna Baumert
Anna Baumert

USA,

Nach seiner Anklage teilt Donald Trump heftig gegen den Richter aus. Die politische Polarisierung habe «gefährlich grosse Ausmasse erreicht», so ein Experte.

donald trump
Donald Trump spricht in seinem Anwesen Mar-a-Lago, Stunden nach seiner Anklageerhebung in New York. Evan Vucci/AP - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump sprach am Dienstag nach der Anklage gegen ihn zu seinen Anhängern.
  • Dabei schoss er auch gegen den Richter und den Staatsanwalt.
  • Nun könnten seine Anhänger wieder ausser Kontrolle geraten, so ein Experte.

Am Dienstag wurde in New York die Anklage gegen Donald Trump verlesen. Schon am Abend war der Ex-US-Präsident wieder zurück in seinem Anwesen in Mar-a-Lago (Florida). Dort teilte er später heftig gegen Richter Juan Merchan aus – trotz vorheriger Warnung, er könnte einen Maulkorb erhalten.

Nach Trump-Anklage - Mar-a-Lago
Donald Trump wird nach seiner Anklage in Mar-a-Lago von Anhängern gefeiert. - dpa

Vor seinen Anhängern bezeichnete der Republikaner den zuständigen Staatsanwalt Alvin Bragg als einen «Kriminellen». Seine weiteren Gegner seien ein «Trump-hassender Richter mit einer Trump-hassenden Ehefrau. Und einer Familie, deren Tochter für Kamala Harris gearbeitet hat.»

Experte: Politische Gewalt jederzeit möglich

Donald Trump hetzt also wieder wie gewohnt – aber wie gefährlich sind seine Aussagen? Nau.ch hat bei Experten nachgefragt.

Thomas Greven ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nordamerika-Studienprogramm der Universität Bonn (D). Er erklärt: Schon mit den Aufrufen vor dem Sturm auf das Kapitol habe Trump «gefährliche Grenzen überschritten».

Jetzt nutze der Ex-Präsident unter anderem antisemitische Anspielungen gegen den Staatsanwalt. «Man muss befürchten, dass einige seiner Anhänger wieder ausser Kontrolle geraten», hält Greven fest.

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Dr. Thomas Greven, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nordamerikastudienprogramm der Universität Bonn (D). - zVg

Die gesellschaftliche und politische Polarisierung in den USA habe «gefährlich grosse Ausmasse erreicht». In einem wachsenden Teil der Bevölkerung finde eine Tribalisierung – ein bewusstes Sichabgrenzen – statt. Auch, wenn sich wohl die meisten Amerikaner etwas anders wünschen würden.

«Sie verachten einander bis hin zu kompromisslosem Hass. Das ist brandgefährlich», so der Experte. Und weiter: «Politische Gewalt ist leider jederzeit möglich, insbesondere ausgehend von Individuen.»

Donald Trump jetzt «weit entfernt vom Weissen Haus»

Auch Jonathan Slapin, Politologe an der Universität Zürich, sagt: Die Reden von Donald Trump seien «immer sehr gefährlich». «Diese Aussagen können klar dazu beitragen, die Demokratie zu untergraben.»

«Trumps Ziel ist klar, Emotionen innerhalb seiner politischen Basis zu schüren», sagt Slapin. «Er versucht, den gegen ihn gerichteten Rechtsprozess zu nutzen, um seine Anhängerinnen zu Aktionen aufzurufen. Und auch Unterstützung für seine Wiederwahl zu gewinnen.»

Aber: Eine grosse Kundgebung zu leiten, bei der etwa das Kapitol erstürmt würde, wäre für Trump «wahrscheinlich schwierig». Denn: «Er ist nicht in Washington und weit entfernt vom Weissen Haus.» Und die Anzahl Menschen in der Gesamtbevölkerung, die Trump ablehnen, steige etwas an. Zudem sei die Polizei jetzt besser vorbereitet, da sie die Gefahr kenne.

Eine Gefahr sieht der Experte allerdings in Einzelangriffen. «Ein einzelner Trump-Unterstützer könnte dazu bewegt werden, einen Richter oder ein Mitglied des Kongresses anzugreifen. Selbst wenn es keine Massengewalt gibt», so Slapin.

Glauben Sie, dass Trump wiedergewählt wird?

Es sei möglich, dass der Richter eine Schweigeanordnung erlässt, um zu verhindern, dass die beteiligten Parteien über den Fall sprechen. «Aber das bedeutet nicht, dass Trump sich daran halten wird», sagt der Experte.

Auch Greven hält fest: «Der Richter wird sich genau überlegen, ob Trump wirklich eine Grenze überschreitet, die Massnahmen erfordert. Insbesondere, weil ein Maulkorb Trumps Argument einer politisch motivierten Hexenjagd im Wahlkampf stärken würde.»

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