Donald Trump vs. Joe Biden: Das letzte TV-Duell im Faktencheck

Antun Boskovic
Antun Boskovic, DPA

USA,

Beim letzten TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden nahmen sich die beiden Kandidaten unter Beschuss. Nau.ch unterzieht einige Aussagen einem Faktencheck.

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Ex-Präsident Donald Trump und Präsident Joe Biden sind häufig unterschiedlicher Meinung. (Archivbild) - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nacht auf Freitag lieferten sich Joe Biden und Donald Trump das letzte TV-Duell.
  • Themen waren unter anderem das Coronavirus, Aussenpolitik oder Rassismus.
  • Nau.ch unterzieht Aussagen der beiden Kandidaten einem Faktencheck.

Das zweite und letzte TV-Duell vor den US-Wahlen zwischen Donald Trump und Joe Biden ist Geschichte: In der zweiten Debatte ging es deutlich sachlicher zu und her als noch in der ersten.

Die beiden Kandidaten diskutierten über Themen wie die Corona-Pandemie, Rassismus, Klimawandel, Aussen- und Wirtschaftspolitik und umstrittene Geschäftsaktivitäten im Ausland. Nau.ch wirft einen prüfenden Blick auf die Aussagen von Donald Trump und Joe Biden.

Trumps Behauptung: Das Coronavirus wird «verschwinden» und die Pandemie schon bald zu Ende sein.

Bewertung: Die aktuelle Entwicklung in den USA und Aussagen von Wissenschaftlern widersprechen dem.

Fakten: Diese Prognose steht im Widerspruch zur aktuellen Corona-Entwicklung in den USA: Nachdem die Zahlen der täglichen Neuinfektionen von Mitte Juli bis Anfang September gesunken sind, steigen sie seither wieder stetig an. Die Zahl der Neuinfektionen stieg zuletzt wieder auf knapp 63'000 innerhalb von 24 Stunden.

In den USA, einem Land mit 330 Millionen Einwohnern, gibt es Daten der Universität Johns Hopkins zufolge bereits 8,4 Millionen bestätigte Corona-Infektionen. Fast 223'000 Menschen starben nach einer Infektion – so viele wie in keinem anderen Land der Welt.

Donald Trump Joe Biden
Die täglichen Corona-Infektionszahlen seit Beginn der Pandemie in den USA grafisch dargestellt. - Screenshot Johns Hopkins University

Zudem gehen Wissenschaftler wie der US-Immunologe Anthony Fauci davon aus, dass es angesichts der weltweiten Verbreitung des Coronavirus nicht mehr möglich ist, den Erreger komplett auszurotten. Selbst wenn es einem Land gelingt, zeitweise keine bekannten Neuinfektionen mehr zu haben, kann sich das Virus wieder verbreiten. Das hat sich zum Beispiel in Neuseeland gezeigt. Die beste Hoffnung, das Virus einzudämmen, liegt Experten zufolge in einem wirksamen Impfstoff. Doch selbst mit Impfung dürfte es noch viele Jahre immer wieder Infektionen geben.

Trumps Behauptung: «Wir haben einen Impfstoff, der kommt, er ist fertig.»

Bewertung: Das ist falsch.

Fakten: Die Entwicklung und Erprobung von Impfstoffen verschiedener Unternehmen läuft weltweit auf Hochtouren. Allein die USA unterstützen sechs Hersteller dabei. Einige Mittel sind in der entscheidenden Testphase III mit Zehntausenden Probanden. Bislang hat sich aber noch keiner der Stoffe als sicher und wirksam gegen eine Corona-Infektion erwiesen.

Anleihe
Eine Spritze wird vor den Schriftzug «Impfung» gehalten. - dpa

Trumps Behauptung: Niemand ausser Abraham Lincoln habe mehr für die Afroamerikaner getan.

Bewertung: Das ist falsch.

Fakten: Historiker stufen schon nur die legislativen Errungenschaften unter Lyndon B. Johnson deutlich höher ein als jene unter Trump. Unter Johnson wurden unter anderem der Voting Rights Act, der Civil Rights Act und der Fair Housing Act verabschiedet.

Auch andere Präsidenten weisen historisch wichtigere legislative Errungenschaften vor als Donald Trump. So etwa Harry S. Truman, der für eine Aufhebung der Rassentrennung in der Armee sorgte.

Trumps Behauptung: Biden habe 1994 Afroamerikaner als «super predators» (Raubtiere) bezeichnet.

Bewertung: Das ist falsch.

Fakten: Donald Trump behauptet immer wieder, dass Joe Biden bei der Debatte zu einem neuen Kriminalgesetzesentwurf 1994 Afroamerikaner als «super predators» bezeichnet habe. Doch Biden hat diese Bezeichnung nie verwendet, Hillary Clinton hingegen schon.

Trumps Behauptung: Biden hat 3,5 Millionen Dollar von Russland bekommen.

Bewertung: Dafür gibt es keine Beweise.

Fakten: Trumps Vorwurf gegen Biden ist neu. Ein ähnlicher Vorwurf war zuvor aber in Richtung von Bidens Sohn Hunter geäussert worden. Auch dafür gab es allerdings keine Beweise.

Eine Untersuchung der Republikaner im US-Senat kam zu dem Schluss, dass die Witwe des ehemaligen Bürgermeisters von Moskau, Elena Baturina, im Februar 2014 ein Beraterhonorar in Höhe von 3,5 Millionen US-Dollar auf das Bankkonto der Firma Rosemont Seneca Thornton überwiesen hat. In einem Bericht zu der Untersuchung hiess es, dass Hunter Biden 2013 die Investmentgesellschaft mitbegründet hatte.

Donald Trump Joe Biden
Joe Biden mit Sohn Hunter 2013. - Keystone

Hunter Bidens Anwalt, George Mesires, erklärte nach der Veröffentlichung gegenüber US-Medien wie der «Washington Post», dass sein Mandant weder Anteile an der Firma halte noch ein Mitbegründer von ihr war. Der Vorwurf, Hunter Biden habe 3,5 Millionen US-Dollar von Baturina erhalten, sei demnach falsch. Joe Biden sagte am Donnerstagabend, er selbst habe niemals auch nur einen «Penny» aus einem anderen Land angenommen.

Trumps Behauptung: «Biden will für alle die Steuern erhöhen.»

Bewertung: Das stimmt nicht.

Fakten: Joe Biden hat mehrmals gesagt, dass er die Steuern von Reichen und Firmen erhöhen will. Zudem werde er bei Menschen, die weniger als 400'000 US-Dollar im Jahr verdienen, nicht die Steuern erhöhen.

Bidens Behauptung: In «roten Staaten» (Republikaner-Staaten» und in Bundesstaaten des Mittleren Westens seien die Corona-Infektionszahlen drastisch am Steigen.

Bewertung: Das ist übertrieben und stimmt nur teilweise.

Fakten: Viele der Bundesstaaten, in denen die Fallzahlen zuletzt stark angestiegen sind, sind tatsächlich Staaten mit republikanischen Gouverneuren oder Staaten im Mittleren Westen. Doch auch in einigen von Demokraten geführten Staaten haben die täglichen Corona-Neuinfektionen zuletzt stark zugenommen. So etwa in Virginia, New Mexico oder Colorado.

Donald Trump Joe Biden
Donald Trump, Präsident der USA, beim letzten TV-Duell in der Belmont University. - dpa

Bidens Behauptung: Trump hat ein geheimes Konto in China.

Bewertung: Das ist laut Trump nicht mehr aktuell.

Fakten: Die «New York Times» hatte diese Woche über die Existenz eines bisher unbekannten Kontos von Trump in China berichtet. Es tauche nicht in öffentlich zugänglichen Auflistungen von Trumps persönlichen Vermögenswerten auf, da es unter dem Firmennamen Trump International Hotels Management geführt werde, schrieb die Zeitung.

Die Journalisten der «New York Times» haben Steuerunterlagen von Trump und seiner Firmen aus rund zwei Jahrzehnten in die Hand bekommen und hat dazu verschiedene Artikel veröffentlicht.

Trump sagte in der TV-Debatte, dass er das Konto schon vor Jahren geschlossen habe. Er habe damals überlegt, in den Hotelmarkt in China einzusteigen, sich aber dagegen entschieden.

Bidens Behauptung: Trumps Politik hat dazu geführt, dass das Handelsdefizit mit China grösser geworden ist.

Bewertung: Das stimmt nicht.

Fakten: Das Handelsdefizit ist im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Das dürfte eine unmittelbare Folge des von Trump angezettelten Handelskriegs mit China mit Massnahmen wie höheren Zöllen sein. 2018 betrug das Defizit aus US-Sicht rund 419 Milliarden Dollar, 2019 nur noch rund 345 Milliarden, wie aus Zahlen des U.S. Census Bureau hervorgeht.

Donald Trump Xi Jinping
Donald Trump im November 2017 zu Besuch bei Xi Jinping in Peking. - Keystone

In den ersten acht Monaten dieses Jahres verringerte sich das Handelsdefizit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenfalls, was auch an der Corona-Pandemie liegen dürfte. Als Handelsdefizit wird ein Überschuss der Einfuhren über die Ausfuhren bezeichnet. Trump hatte den Handelskrieg angezettelt, weil er das Handelsdefizit mit China senken wollte.

Bidens Behauptung: Er habe nie gesagt, dass er gegen Fracking sei. (Fracking ist vereinfacht gesagt eine Methode, bei der durch Bohrung unter hohem Druck eine Flüssigkeit in den geologischen Horizont gepresst wird. Dieser Prozess dient etwa zur Erdöl- und Erdgasförderung).

Bewertung: Das ist falsch.

Fakten: In einer Debatte während der Vorwahlen im März hatte sich Biden zustimmend zu einer Äusserung seines damaligen Kontrahenten Bernie Sanders geäussert, der forderte, dass Fracking so schnell wie möglich gestoppt werden müsse. Kurz darauf sagte Biden in derselben Debatte: «Nicht mehr... kein neues Fracking.» Später stellte sein Wahlkampfteam klar, dass Biden gemeint habe, neue Fracking-Vorhaben zur Erdgas-Förderung einschränken zu wollen.

Joe Biden Donald Trump
Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, spricht beim letzten TV-Duell in der Belmont University. - dpa

Mittlerweile sagt Biden eindeutig, gegen ein generelles Frackingverbot zu sein. Er wolle nur keine neuen Genehmigungen dafür mehr auf Flächen im Besitz des Bundes zulassen. Mit den Klarstellungen reagiert er auch auf die wiederholte Behauptung Trumps, Biden sei gegen Fracking. Fracking hat in Teilen der USA für einen Öl- und Gasboom gesorgt. Während der Regierung von Präsident Barack Obama wurde die Technik vermehrt eingesetzt.

Bidens Behauptung: Die USA hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel.

Bewertung: Das ist übertrieben.

Fakten: Franklin D. Roosevelt war bei seinem Amtsantritt als US-Präsident 1933 vor allem mit der Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise gebunden und aussenpolitisch zurückhaltend. Der Kongress erliess 1935 zudem ein striktes Neutralitätsgesetz.

Im Oktober 1937 jedoch gab der Präsident seine aussenpolitische Zurückhaltung auf und forderte in seiner berühmt gewordenen «Quarantäne-Rede» die Isolierung aller aggressiven Staaten von der Völkergemeinschaft, in die er implizit auch das Dritte Reich einschloss. Nach Ausbruch des Krieges 1939 wurden die USA zu einer der führenden Mächte zur Befreiung Europas von deutscher Besatzung.

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