Die erste TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden verlief äusserst chaotisch. Das lag auch daran, dass die abgemachten Regeln nicht eingehalten wurden.
Donald Trump Joe Biden
US-Präsident Donald Trump und Präsidentschaftskandidat Joe Biden gestikulieren während der ersten TV-Debatte am 29. September 2020. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstagabend (Ortszeit) fand die erste TV-Debatte zwischen Trump und Biden statt.
  • Das Urteil der US-Medien dazu fällt vernichtend aus.
  • Politologe und Politberater Louis Perron zieht für Nau.ch Bilanz.
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Mit grosser Spannung wurde die erste TV-Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden erwartet. Doch das Duell der beiden Kandidaten verwandelte sich rasch zu einem chaotischen Schlagabtausch aus Beleidigungen und Anschuldigungen.

Die US-Medien zeigen sich wenig begeistert, «CNN» bezeichnete es etwa als «absolut fürchterliche Debatte». Umso mehr stellt sich dabei die Frage, inwiefern die nächsten zwei Debatten so noch Sinn ergeben.

«Irritierend und eines Präsidenten unwürdig»

«Joe Biden war in einer schwierigen Situation: Einerseits will er sich nicht gleich flegelhaft benehmen wie Donald Trump. Andererseits will er aber auch nicht schwach wirken und seinen Mann stehen», sagt Louis Perron. Er ist Politologe und Politberater mit Kunden im In- und Ausland und hat an der Graduate School of Political Management an der George Washington University in Washington D.C. studiert.

Joe Biden Donald Trump
Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, spricht während der ersten Präsidentschaftsdebatte. - dpa

Der Balanceakt sei Biden einigermassen gut gelungen. Er habe Nerven wie Drahtseile und nicht die Fassung verloren. Der Auftritt Trumps sollte eigentlich nicht überraschen, meint Perron. «Aber trotzdem: das konstante Unterbrechen, die Aggressivität und die persönlichen Angriffe waren irritierend und eines Präsidenten unwürdig.»

Einen Sieger zu definieren, sei aber immer eine Frage der Definition: «Ich habe einen strategischen Ansatz: Was will ein Kandidat mit einer Debatte erreichen? Und wie passt die Debatte in die Gesamtplanung der Kampagne?» Da Biden derzeit vorne liege, habe es genügt, keine grossen Fehler zu machen. Das habe er erreicht.

Dr. Louis Perron
Dr. Louis Perron ist Politologe und Politberater mit Kunden im In- und Ausland. Er hat an der Graduate School of Political Management an der George Washington University in Washington D.C. studiert. - zVg

«Trump hingegen liegt in den Umfragen zurück. Er musste etwas tun, um die Dynamik des Rennens zu ändern», erläutert der Experte. Das habe Trump auch versucht. «Aber ich glaube, der Schuss ging nach hinten los.»

Debatten-Kommission «muss über die Bücher»

Perron hinterfragt zudem die Art und Weise der gestrigen Debatte. Dabei sei jetzt vor allem die Kommission gefragt, welche die Debatten organisiert: «Sie muss über die Bücher gehen und sich fragen, ob und wie weitere Debatten mit Donald Trump überhaupt Sinn ergeben. Beide Teams haben die Regeln ausgehandelt und akzeptiert und Trump setzt sich von der ersten bis zur letzten Minute darüber hinweg.» Das könne nicht Sinn und Zweck sein.

Donald Trump Joe Biden
Donald Trump, Präsident der USA, spricht während der ersten Präsidentschaftsdebatte. - dpa

Der Politologe glaubt sowieso, dass der Einfluss der diesjährigen Debatten kleiner sein wird als in der Vergangenheit: «90 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner haben sich ihre Meinung gemacht. Für viele bräuchte es sehr viel, damit sie ihre Meinung noch ändern würden», so Perron. Das Land sei so gespalten wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Die beiden weiteren TV-Debatten zwischen Trump und Biden sind für den 15. und 22. Oktober geplant. Zudem treffen die Vize-Kandidaten Mike Pence (Republikaner) und Kamala Harris (Demokraten) am 7. Oktober aufeinander.

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