US-Wahlen: Trump bestärkt in TV-Debatte Rechtsextreme Gruppierung

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

USA,

Beschimpfungen und Anschuldigungen waren zu erwarten. Doch die erste TV-Debatte vor den US-Wahlen sorgte auch für Überraschungen.

US-Wahlen Trump Biden
First Lady Melania Trump (l-r), Donald Trump, Präsident der USA, Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, und seine Frau Jill Biden verlassen die Bühne im Anschluss an die erste Präsidentschaftsdebatte der US-Wahlen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump und Joe Biden lieferten sich in der ersten TV-Debatte heftige Wortgefechte.
  • Dabei fielen viele Beleidigungen, aber auch überraschende Worte.
  • Dabei gab US-Präsident Trump der rechten Schlägertruppe Proud Boys Auftrieb.

So oft einer auch «Ich rede jetzt!» schreien mochte, der andere fiel ihm trotzdem im 2-Sekunden-Intervall ins Wort. Die erste TV-Debatte der US-Wahlen zwischen Donald Trump und Joe Biden war chaotisch und daher nicht sonderlich überraschend.

Jedenfalls nicht die gängigen Beleidigungen oder Hot Topics wie Wahlmanipulation oder schlechtes Corona-Management.

Einige wenige Überraschungen hatte die TV-Schlammschlacht jedoch zu bieten.

Trump macht Rechtsradikale zum Sieger der Debatte zu den US-Wahlen

Der US-Präsident weigerte sich, Rechtsradikale und bewaffnete rechte Gruppen eindeutig zu verurteilen. «Fast alles, was ich sehe, ist vom linken Rand, nicht vom rechten Rand», sagte Trump über die Gewalt in US-Städten.

Auf Drängen von Moderator Chris Wallace sagte Trump schliesslich, diese Gruppen sollten sich zurückhalten. Distanzierte sich aber nicht direkt von ihnen. Namentlich wurde die rechte Gruppierung «Proud Boys» genannt.

«Proud Boys - haltet euch zurück und haltet euch bereit», motivierte Trump die Neonazi-Gruppe gar. Trumps Sohn Donald Trump Jr. sagte dem Sender CBS, sein Vater habe sich wohl versprochen. Präsidentenberater Jason Miller stellte in der «New York Times» klar, Trump habe deutlich gemacht, dass die Proud Boys Gewalt beenden sollten.

Diese sehen das anders, ganz anders. Wie die Zeitung berichtet, würden die Proud-Boys-Anhänger Trumps Kommentar auf privaten Kanälen und sozialen Medien als «historisch» feiern. In einem Kanal hätten Mitglieder die Trump-Aussage als stillschweigende Billigung ihrer gewalttätigen Taktiken gewertet.

In einer weiteren Nachricht heisse es, die Gruppe sehe bereits eine Zunahme der Zahl «neuer Rekruten».

Die Bürgerrechtsorganisation ADL stuft die Proud Boys als unkonventionelle Strömung im rechten amerikanischen Extremismus ein. Die Gruppe könne unter anderem als gewalttätig, nationalistisch und islamophob beschrieben werden.

Trump räumt Einfluss des Menschen auf Klimawandel ein

Dazu gehört etwa ein Eingeständnis von Donald Trump punkto Klimawandel. Besonders im Zuge der verheerenden Waldbrände sorgte der Präsident mit seinen Aussagen für mächtig Kritik. Bei einem Besuch in Kalifornien bemängelte der Republikaner das aus seiner Sicht schlechte Forstmanagement.

Waldbrände in Kalifornien
Feuerwehrleute sind in der Nähe einer Wasseraufbereitungsanlage während des Glass Fire im Einsatz. - dpa

Die Bedrohung des Klimawandels spielte Trump herunter. «Es wird anfangen, kühler zu werden, schauen Sie einfach zu», sagte er etwa dem kalifornischen Minister Wade Crowfoot. Obwohl es Wissenschaftler als erwiesen ansehen, dass der Klimawandel Wetterextreme verschärft. Trump äusserte sich in der Vergangenheit mehrfach skeptisch, ob es den Klimawandel gibt und ob er vom Menschen verursacht ist.

Umso überraschender war seine Antwort auf die Frage, ob er glaube, dass Umweltverschmutzung und Treibhausgase zur Erderwärmung beitrügen. «Viele Dinge tun das, aber in einem gewissen Ausmass ja.» Damit räumt Trump den Einfluss des Menschen ein, kritisierte danach aber erneut die nicht ausreichende Forstwirtschaft in den USA.

Häufig viele Beleidigungen aus dem Mund von Joe Biden

Diffamierende Aussagen ist man sich von Donald Trump besonders auf Twitter gewohnt. Im TV-Duell in Cleveland waren aber besonders viele Beleidigungen von Biden zu hören. So nannte er Trump «Lügner», «Rassist», «Clown» oder den «schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte».

Auch liess er sich durch das ständige ins Wort fallen von Trump auf die Palme bringen: «Würden Sie mal die Klappe halten, Mann?»

Weiter nannte er den amtierenden US-Präsidenten «Putins Welpe». Nicht zuletzt deshalb schneidet auch der Demokrate in vielen Analysen äusserst schlecht ab.

Die konservative britische Zeitung «The Telegraph» etwa schreibt von einem «frustrierten Biden». Die schillernde Gestalt, die in der Obama-Administration für etwas Leichtigkeit gesorgt habe, sei verschwunden. «Und wurde durch einen verängstigten, müden Mann ersetzt».

Weder Trump noch Biden erstrahlen als grosse Sieger. Keiner der beiden konnte genau sagen, was er in den kommenden vier Jahren vorhat. Gemäss Umfragen in den USA nenne viele Zuschauer Biden als Gewinner der Debatte. Mehr als zwei Drittel sind in der CBS-Blitzumfrage aber vor allem verärgert.

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