US-Vorwahlen: Joe Biden kann sich fast nur noch selbst schlagen
Der Siegeszug von Joe Biden ging auch am Mini Super Tuesday weiter. Der Erfolg in Michigan ist besonders wichtig. Der Gesamtsieg scheint ihm so gut wie sicher.
Das Wichtigste in Kürze
- Joe Biden lässt Bernie Sanders auch am Mini Super Tuesday keine Chance.
- Auch die Umfragen für die nächsten Staaten sprechen für den Ex-Vize-Präsidenten.
- Zudem könnte ihm die Coronavirus-Krise entgegenkommen.
Nach dem grossen Erfolg am Super Tuesday geht Joe Biden auch aus dem Mini Super Tuesday als Sieger hervor. Der 77-Jährige holt sich den Sieg in vier von sechs Staaten. North Dakota geht an Bernie Sanders, während in Washington die beiden Kandidaten nach bisheriger Auszählung der Stimmen gleichauf sind.
Besonders den deutlichen Erfolg Bidens in Michigan gilt es hervorzuheben. Vor vier Jahren setze sich Sanders dort noch gegen Gegenkandidatin Hillary Clinton durch. Diesmal holt sich der Senator aus Vermont lediglich 37,4 Prozent der Stimmen, Biden dagegen 52,8 Prozent.
Dabei hätte Michigan dem 78-Jährigen neuen Schwung verleihen sollen. Zuvor hatte er argumentiert, dass nur er hier die Arbeiterschaft zurück zu den Demokraten holen und gegen Trump in Michigan gewinnen könne. Nun hat sich der Grossteil der weissen Arbeiterschaft aber für Joe Biden entschieden.
Im Südstaat Mississippi konnte Biden (81%) Sanders (14,9%) dank seiner Popularität bei den afroamerikanischen Wählern sogar richtiggehend deklassieren. Damit steht der Ex-Vize-Präsident gemäss «CBS News» bei 820 Delegiertenstimmen, Sanders bei 670. Noch immer gibt es rund 53 Prozent der insgesamt 3979 Delegiertenstimmen zu holen – für eine Nominierung sind 1991 nötig.
Umfragen sehen Joe Biden auch in den nächsten Vorwahlen vorne
Das Rennen ist also noch nicht gelaufen. Am kommenden Dienstag steht wieder eine wichtige Vorwahl-Runde mit Abstimmungen in vier Bundesstaaten an: Arizona, Florida, Illinois und Ohio. Allein in Florida gibt es an diesem Tag 219 der 577 Stimmen zu holen. Und laut Umfragen liegt Joe Biden dort und in den anderen Staaten weit in Führung.
Die Wählergruppen, die Sanders anspricht, lassen sich offenbar nicht so gut mobilisieren. Alle anderen wichtigen Wählergruppen scheinen Biden vorzuziehen.
Vieles spricht deshalb dafür, dass sich Joe Biden derzeit nur noch selbst schlagen kann. Als grösste Schwäche zeigten sich bisher seine gedanklichen Aussetzer und Versprecher. So fiel er mehrmals mit unflätigen Äusserungen gegenüber Wählern auf. Auch deswegen versucht sein Wahlkampfteam die öffentlichen Auftritte auf ein Minimum zu beschränken.
Coronavirus greift in den Wahlkampf ein
Weitere Aussetzer könnten den Wählern das Gefühl geben, dass der Ex-Vize mental der Herausforderung, Trump zu schlagen, nicht gewachsen sei. Da kommt es ihm entgegen, dass wegen des Coronavirus weitere Wahlkampfveranstaltungen abgesagt werden könnten. Zumal diese im Gegenzug für den polarisierenden Sanders besonders wichtig sind.
Am Sonntag treten die beiden zudem nochmals in einem TV-Duell gegeneinander an. Wegen des Coronavirus wurde das Publikum aber ausgeladen, weswegen nun nicht die Wähler vor Ort die Fragen stellen werden. Damit wird es wohl zu einer regulär moderierten Diskussion kommen.
Für Sanders dürfte es eine der letzten Chancen sein, seinem Wahlkampf nochmals neuen Schub zu geben. Für Biden geht es dagegen darum, möglichst ohne Aussetzer und unbeschadet durch die Debatte zu kommen. Sollte ihm das gelingen und sollte er die nächsten Staaten tatsächlich auch gewinnen, scheint ihm der Sieg so gut wie sicher. Ein Rückzug Sanders' wäre dann aus Sicht des Partei-Establishments wünschenswert.