Vor US-Wahlen decken sich Amerikaner mit Waffen ein
Die Waffenverkäufe steigen vor den US-Wahlen traditionell jeweils an. Doch dieses Jahr noch stärker als üblich.
Das Wichtigste in Kürze
- In Wahljahren steigen in den USA die Waffenverkäufe.
- Dieses Jahr sind sie auf Rekordkurs, auch wegen Corona und den Protesten.
- Joe Biden möchte zudem schärfere Waffengesetze einführen.
In den USA ist ein Anstieg der Waffenverkäufe in den Wahljahren ein normales Phänomen. Denn meistens gibt es einen Präsidentschaftskandidaten, der nach der Wahl schärfere Waffengesetze erlassen möchte.
Bei den diesjährigen US-Wahlen ist dies Herausforderer Joe Biden. Der Demokrat möchte den Verkauf von Sturmgewehren wie dem berüchtigten AR-15 und von besonders grossen Magazinen verbieten.
Aus Angst vor solchen neuen restriktiven Gesetzen decken sich viele US-Bürger noch rechtzeitig mit Waffen ein. Doch dieses Jahr befinden sich die Verkaufszahlen so kurz vor den US-Wahlen auf Rekordkurs.
«Waffenhersteller kommen kaum noch hinterher»
«Der derzeitige Anstieg bei der Nachfrage ist – in vielerlei Hinsicht – beispiellos», sagte Mark Smith vor rund einem Monat. Er ist der Chef des Waffenkonzerns Smith & Wesson. Der Umsatz der Firma im zweiten Quartal stieg im Vergleich zum Vorjahr um 141 Prozent an. Der Aktienkurs ist dieses Jahr bereits um 242 Prozent gestiegen.
Auch die sogenannten Hintergrund-Checks von Waffenverkäufen sind 2020 massiv angestiegen, wie «Focus» berichtet. Waren es im Vorjahr durchschnittlich 3,9 Millionen Hintergrund-Checks pro Monat, verzeichnete die Bundespolizei allein im Juni 2,3 Millionen Hintergrund-Checks. Solche Checks werden aber nicht bei allen Waffenverkäufen durchgeführt.
Bei anderen Waffenherstellern wie Sturm Ruger floriert das Geschäft ebenfalls, die Preise schiessen in die Höhe: «Die Waffenhersteller kommen kaum noch hinterher», sagte Chad Winkler, der Leiter der Schiessschule Boondocks in Mississippi, der Nachrichtenagentur AFP. Waffen und Munition seien landesweit knapp.
Nicht nur US-Wahlen beflügeln Waffenverkäufe
Wenn es so weitergeht, dürften dieses Jahr erstmals mehr als 30 Millionen registrierte Waffenkäufe abgewickelt werden. Von den bisherigen Käufern sind 40 Prozent Erstkäufer.
Die massive Nachfrage nach Waffen heuer ist nicht nur auf die US-Wahlen zurückzuführen. Die Corona-Pandemie und die teils gewalttätigen Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt haben die Angst in der Bevölkerung geschürt. Die Sorge vor der steigenden Kriminalität ist gross. Allein in New York haben Einbrüche und Morde 2020 stark zugenommen.
Zudem nutzen viele US-Bürger die Corona-Krise, um vermehrt auf die Jagd zu gehen. Dass Donald Trump behauptet, Biden wolle den zweiten Verfassungszusatz streichen, trägt auch zu den Waffenverkäufen bei. Dieser Zusatzartikel verbietet der US-Regierung, nämlich den Waffenbesitz einzuschränken.