Chilenen klauen Schäfli-Plakat der SVP
Das Schäfli-Plakat der SVP wurde unlängst zum Export-Schlager. Nun hat es das Sujet sogar bis nach Südamerika geschafft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP bewarb ihre Ausschaffungsinitiative 2010 mit einem umstrittenen Schäfli-Plakat.
- Das Sujet sorgte weltweit für Aufsehen und wurde zahlreich kopiert.
- Nun zieht selbst ein chilenischer Politiker damit in den Wahlkampf.
Mit einem weissen Schaf, welches das schwarze Schaf vom Schweizerkreuz kickt, gewann die SVP 2010 die Abstimmung um ihre Ausschaffungsinitiative. Das Sujet sorgte damals für international grosses Aufsehen. Zuvor warb die Partei bereits im Wahlkampf 2007 damit.
Die rechtsbürgerliche Volkspartei stand wegen der Doppeldeutigkeit am Rassismus-Pranger. Gleichzeitig inspirierte sie Rechte in ganz Europa.
Nun findet das Schäfchenplakat sogar Nachahmer in Chile!
Der renommierte Politikwissenschaftler Cas Mudde schreibt auf Twitter: «Das berühmte rassistische Plakat der Schweizerischen Volkspartei wurde bereits von vielen rechten Parteien in Europa kopiert. Nun aber hat es dieses auch nach Chile geschafft.»
Der chilenische Politiker Johannes Kaiser wirbt mit einem Flyer, auf dem ein weisses Schaf einen grauen Wolf aus Chile kickt. «Wer keinen Beitrag leistet, wird abgeschoben», so die Forderung des Libertären aus Santiago. Er kandidiert Ende November als Abgeordneter für die Republikanische Partei.
Ist die Kampagne abgesprochen oder hat der Chilene das Sujet schlichtweg geklaut? Aus der Parteizentrale der SVP heisst es auf Anfrage von Nau.ch: «Wir nehmen dazu nicht Stellung.»
Johannes Kaiser hat deutsche Wurzeln, hat in Österreich und Deutschland studiert. Auf seiner Webseite kritisiert er die chilenische Migrationspolitik im Umgang mit Venezolaner und Haitis. Die «illegale Einwanderung» werde zu einer «Zeitbombe, deren Folgen wir alle zu tragen haben werden», mahnt der 45-Jährige.
Ähnlich wie damals die SVP wird auch der Chilene Kaiser wegen des Plakats mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert. Auf Twitter entgegnet er lapidar: «Soweit ich weiss, sind Kriminelle und illegale Einwanderer keine Rasse …»