In Russland ist man zufrieden mit der Wahl von Donald Trump. Eine offizielle Gratulation gibt es aber nicht. Wie viel Einfluss hatten die Russen auf die Wahl?
Donald Trump
Russische Matruschkans mit den Konterfeien von Putin, Trump und Chinas Präsidenten Xi Jinpin. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland bestreitet, Einfluss auf die Wahlen in den USA genommen zu haben.
  • Ein Experte glaubt, dass es zumindest in den sozialen Medien zu Beeinflussung kam.
  • Die grosse Frage: Wie wirkt sich die Wahl Trumps auf den Krieg in der Ukraine aus?
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Auch in Russland wurde die US-Wahl mit grosser Spannung mitverfolgt. Und man ist mit dem Ausgang zufrieden. Ex-Präsident Dimitri Medwedew sagte etwa, Trump habe sehr «nützliche Eigenschaften». Er gebe kein Geld aus für «dumme Verbündete», womit die Ukraine gemeint ist.

Auch kremlnahe Polit-Beobachter aus Russland zeigen sich erfreut über die Wahl Trumps. Mit ihm werde alles einfacher, sagte etwa Politologe Ilja Graschtschenkow auf Telegram.

Putin gratuliert Donald Trump nicht persönlich

Das offizielle Russland verhält sich ruhig. Eine Gratulation von Wladimir Putin steht derzeit noch aus. Weshalb? «Mir sind Pläne des Präsidenten, Trump zur Wahl zu gratulieren, nicht bekannt», erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau vor Journalisten.

Freust du dich über Trumps Wahlsieg?

Peskow: «Vergessen wir nicht, dass wir von einem unfreundlichen Land sprechen, das direkt an einem Krieg gegen unseren Staat beteiligt ist.» 2016 hatte Putin Trump zum Sieg gratuliert.

Peskow wies zudem Vorwürfe zurück, wonach sich Russland in die US-Wahlen eingemischt habe. So gab es Berichte, bei Bombendrohungen in Wahllokalen habe es eine russische Spur gegeben.

Bombendrohungen aus Russland?

Dass zumindest die Bombendrohungen in Georgia auf Putins Konto gehen könnten, hält Ulrich Schmid für plausibel. «Wir haben ähnliche Informationen aus der Moldau. Dort wurden solche Störaktionen wahrscheinlich von Russland aus gesteuert», sagt der Russland-Experte der Universität St. Gallen.

Und was ist mit dem immer wieder beschworenen Einfluss von Russland in den sozialen Medien? «Die Zeit der Trollfabriken ist vorbei», sagt Schmid. Was aber nicht bedeutet, dass keine Einflussnahme mehr erfolgt – im Gegenteil.

peskow
Kremlsprecher Dmitri Peskow glaubt nicht, dass Putin Trump gratulieren wird.
Dimitri Medwedew
Ex-Präsident Dimitri Medwedew schreibt Trump «nützliche Eigenschaften» zu.
Bürgenstock
Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen.

«Die Beeinflussung der amerikanischen Öffentlichkeit ist ins Zeitalter der industriellen Produktion übergegangen. KI produziert seriös erscheinende Artikel für nicht existierende oder bereits geschlossene Websites.»

Diese Artikel würden dann über Bots in den sozialen Medien mit hoher Frequenz beworben. «Dabei wird nicht auf Treffsicherheit geachtet, sondern auf die schiere Masse der ausgesandten Meldungen.»

Fake News wenig relevant, dafür Trump-Verstärker

Fake News spielten dabei eine untergeordnete Rolle. «Kamala Harris wurde eine Fahrerflucht angedichtet und Tim Walz soll einen Schüler sexuell missbraucht haben», erinnert sich Schmid.

Viel wichtiger als solch offensichtliche Falschmeldungen sei die Verstärkung von klassischen Trump-Argumenten wie «Frieden für die Ukraine» gewesen. Entsprechende KI-Artikel waren von Russen-Bots am Laufmeter verbreitet worden.

Ob die USA den Krieg zwischen Russland und der Ukraine tatsächlich beenden wird, wie Donald Trump angekündigt hat?

«Die Vereinigten Staaten sind in der Lage, zur Beendigung des Konflikts beizutragen», sagte Putin-Sprecher Peskow zu diesem Thema. Er fügte aber hinzu, dass dies «sicherlich nicht über Nacht geschehen kann».

Klar ist: Russland hat nicht nur in der Wahlnacht genau in die USA geschaut. Die ersten Schritte von Präsident Trump dürften von Putin ebenso genau verfolgt werden.

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