Israel-Gaza-Krieg: Darum arbeiten sogar für UN-Hilfswerk Terroristen
Gemäss Geheimdienstinformationen soll jeder zehnte Angestellte des UN-Palästinenser-Hilfswerks in Gaza Verbindungen zu Terroristen haben. Wie ist das möglich?
Das Wichtigste in Kürze
- UNRWA-Angestellte haben noch engere Verbindungen zur Hamas als die Bevölkerung in Gaza.
- 13 Mitarbeiter sollen gar an den Terroranschlägen gegen Israel beteiligt gewesen sein.
- Ein Experte erklärt, warum ein UN-Hilfswerk mutmassliche Terroristen beschäftigt hat.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk für Palästinenser (UNRWA) sieht sich immer wieder mit heftiger Kritik konfrontiert. Jetzt sorgt ein Geheimdienstbericht erneut für reichlich Wirbel – und für den Stopp von Geldzahlungen mehrerer wichtiger Geberländer.
Wie das «Wall Street Journal» berichtet, hätte rund ein Zehntel aller UNRWA-Angestellten direkte Verbindungen zur Hamas oder zu anderen Terrororganisationen. Unter den Männern sei es gar ein Viertel – fast doppelt so viele wie in der Gesamtbevölkerung.
Der Geheimdienstbericht weist auf eine noch engere Hamas-Verflechtung der UNRWA hin, als dies im Gazastreifen ohnehin üblich ist. Insgesamt 13 Mitarbeitern der Organisation wird gar vorgeworfen, an den Terroranschlägen vom 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein.
Ein Hilfswerk der Vereinten Nationen, das mutmasslich Terroristen für sich arbeiten lässt – wie ist das möglich?
«Ohne Hamas kein Agieren im Gazastreifen»
Nahostexperte Andreas Böhm erklärt gegenüber Nau.ch: «Die Kontakte zwischen UNRWA und Hamas ergeben sich zwangsläufig.» Die Terroristen kontrollierten sämtliche staatliche Stellen im Gazastreifen – Gesundheitswesen, Polizei, Verwaltung und Konsortien. Wer also annehme, man könne im Gazastreifen ohne Kontakt zur Hamas agieren, der sei «bestenfalls naiv».
«Dort und in der Verwaltung sitzen nicht nur Fanatiker und Ideologen», sagt er. «Sondern auch Mitläufer und einfache Leute, die ihre Familie ernähren müssen. Bevor man die Vorwürfe wirklich beurteilen kann, müsste man die genaue Qualität dieser Kontakte kennen.»
UNRWA leistet «zufriedenstellende Arbeit»
Dennoch gibt Böhm zu bedenken: «Das Hilfswerk hat zahlreiche Fehler gemacht. Seither wurden aber auch Reformen durchgeführt und Missstände behoben.» Insgesamt leiste die UNRWA im Gazastreifen nämlich «recht zufriedenstellende Arbeit»: Ihre Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen seien weitaus besser als die staatlichen.
Die Alphabetisierungsquote von unter 60-Jährigen liege im Gazastreifen bei knapp 98 Prozent. Das sei weitaus höher als in den angrenzenden Ländern.
Anders sieht es Israel – gegenüber dem «Wall Street Journal» meint ein hoher israelischer Regierungsbeamter: «Das Problem der UNRWA sind bedauerlicherweise nicht nur ein paar faule Äpfel! Die Institution als Ganzes ist ein Hort für die radikale Ideologie der Hamas.»
UNRWA-Hilfsmittel nicht im Israel-Gaza-Krieg streichen
Entsprechend schlagen die Vorwürfe aus dem Geheimdienstbericht hohe Wellen: Neben den USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich und Australien haben auch Italien, Frankreich, Finnland und Japan ihre Spenden bereits eingestellt.
Die Schweiz und die EU zögern – noch. Aus gutem Grund, erklärt Böhm: Die Verantwortung wäre bei Israel, «könnte die UNRWA ihre Leistungen nicht mehr erbringen». Doch Israel lehne diese Verantwortung ab.
Der Internationale Gerichtshof anerkenne die Gefahr, dass die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen drohe, genozidale Ausmasse anzunehmen, erklärt Böhm. «Die UNRWA ist als einzige Organisation in der Lage, die Not wenigstens ansatzweise zu lindern.» Ihr nun die Mittel zu streichen, sei nicht nur aus humanitären, sondern auch aus strategischen Erwägungen unsinnig.