Menschen in Gaza schildern im Israel-Krieg ein humanitäres Desaster. Zahlreiche Familien seien in den Süden geflüchtet, einige aus Angst wieder zurückgekehrt.
Israel-Krieg
Menschen versammeln sich am 14. Oktober 2023 am Ort eines israelischen Raketenangriffs im Flüchtlingslager Al-Shati im Westen von Gaza-Stadt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Israel hat Palästinenser im nördlichen Gazastreifen zur Evakuierung aufgefordert.
  • Menschen berichten von einem humanitären Desaster – viele wissen nicht wohin.
  • «Es ist schwierig, Essen und zu Trinken zu finden», sagt eine Mitarbeiterin des «Spiegel».
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Israels Militär hatte am Freitagmorgen die Palästinenser im nördlichen Gazastreifen zur Evakuierung ihrer Häuser in Richtung Süden aufgefordert. Betroffen sind laut der UN über eine Million Menschen. Beobachter sind überzeugt, dass eine israelische Bodenoffensive im Israel-Krieg kurz bevorsteht.

Die grosse Frage: Was läuft seither in dem kleinen Küstenstreifen? Dem «Spiegel» gelang es am Samstag einige Menschen in Gaza zu erreichen. Diese schildern ein humanitäres Desaster.

Denken Sie, dass sich die Lage am Gazastreifen bald beruhigen wird?

Eine lokale Mitarbeiterin des Magazins schreibt von «vollen Strassen mit verzweifelten Leuten». Diese würden nicht wissen, wohin sie gehen sollten, so die Frau. Ihr Name wurde im Artikel zu ihrem eigenen Schutz nicht erwähnt.

«Es ist schwierig, Essen und zu Trinken zu finden.» Sie hat nach eigenen Angaben das Shifa-Spital in Gaza-Stadt besucht, das an seiner Kapazitätsgrenze arbeite. Vertriebene hätten sich dort auf dem Boden niedergelassen, auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht.

Israel-Krieg: «Gaza ist ein Geisterort – viele sind in den Süden geflohen»

Die «Spiegel»-Mitarbeiterin erzählt weiter davon, dass sie Leute getroffen habe, die ihre Häuser evakuiert und den Süden fliehen wollten. «Sie sind dann aber wieder umgekehrt, weil es zu gefährlich war. Sie sagten, wenn wir sterben, dann wenigstens in unseren Häusern.»

Der Journalist Shams Odeh sagt, dass die Menschen in Gaza-Stadt «im Dunkeln und in Angst» leben würden. «Sie warten darauf, dass es endlich aufhört. Die Situation ist wahnsinnig. Die Menschen hoffen auf eine Waffenruhe.»

Israel Krieg
Nach dem Aufruf von Israel zur Evakuierung aus dem Norden von Gaza machten sich zahlreiche Palästinenser auf den Weg in den Süden.
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Laut Beobachtern vor Ort flohen einige, kehrten aber aus Angst wieder zurück.
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Laut der UN leben rund 1,1 Millionen Menschen im Norden von Gaza und in Gaza-Stadt.

Gaza sei ein Geisterort, meint Odeh weiter – in Gaza-Stadt seien viele in den Süden geflohen. «Keine Menschen sind auf den Strassen, keine Autos, keine Lichter, nichts.» Der Journalist weist auch darauf hin, dass am Sonntag Benzin aus Ägypten ankommen sollte. Ansonsten hätten die Krankenhäuser keinen Strom mehr.

Israel-Krieg: «Gazastreifen wird in ein echtes Grab verwandelt»

Wie dramatisch die Situation sein muss, zeigt auch der dringende Hilferuf vom Omar Shaban. Der Analyst vom unabhängigen Thinktank Palthink in Gaza beschreibt eine «seit 1967 beispiellose humanitäre Katastrophe» im Gazastreifen.

Es seien 2300 Tote gezählt worden, doch Hunderte lägen noch unter den Trümmern begraben. Die Krankenhäuser hätten in einer einzigen Woche etwa 8000 Verletzte aufgenommen. Das seien etwa gleich viele wie während der 51 Tage Krieg im Jahr 2014. Medizinische Teams seien nicht mehr arbeitsfähig,

Israel-Krieg
Die Anzahl der toten Palästinenser im Gazastreifen ist auf über 2000 gestiegen.
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Israel hat zahlreiche Gebäude bei Luftangriffen zerstört.
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Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza wurden bei den Luftangriffen Israels auch schon fast 9000 Menschen verletzt.

Shaban, der regelmässig als Autor für Stiftungen und internationale Medien tätig ist, äusserte sich auch zu Israels Evakuierungsaufruf. Er erwähnt, dass es unmöglich sei, dass zwei Mio. Menschen auf weniger als einem Drittel der Fläche des Gazastreifens leben würden.

Wer nicht bei den Bombardierungen sterbe, werde verhungern und verdursten, so Shaban. Er forderte in einer Erklärung an Journalisten einen sofortigen 48-stündigen humanitären Waffenstillstand im Israel-Krieg.

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