Libanon: Israel weist Verbindung zu Pager-Explosion zurück
Nach den Explosionen der Hisbollah-Pager spitzt sich die Lage weiter zu, eine Eskalation droht. Hier im Ticker bleibst du auf dem aktuellen Stand.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Lage im Nahen Osten spitzt sich weiter zu.
- Israel tötet bei Luftangriffen zwei Hisbollah-Kommandanten und insgesamt 31 Personen.
- Zuvor hatte die Hisbollah nach den Pager- und Funkgeräte-Attacken Vergeltung geschworen.
- Die beiden Seiten beschiessen sich seither gegenseitig.
- Die neusten Entwicklungen im Ticker.
Die Lage im Nahen Osten spitzt sich weiter zu: Am Dienstag explodierten zuerst Pager der Hisbollah-Mitglieder, am Mittwoch dann Funkgeräte. Mindestens 37 Menschen wurden dabei getötet, über 3000 verletzt.
Die Hisbollah und der Iran machen Israel für die Aktion verantwortlich und kündigen Vergeltung an. Hisbollah-Chef Nasrallah spricht von einer Kriegserklärung Israels, das Land habe rote Linien überschritten.
Israel hat sich nicht dazu geäussert, am Freitag aber massive Luftangriffe durchgeführt. Bei einem Angriff in Beirut wurde unter anderem der Militärkommandeur der Hisbollah getötet. Libanesen fürchten, dass eine Bodenoffensive vorbereitet werden könnte.
Die Entwicklungen vom Samstag findest du im gestrigen Ticker, die neusten Informationen gibt es hier:
Krankenhäuser im Norden Israels verlegen Patienten in Schutzräume
14.53: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gibt sich im Kampf mit der libanesischen Hisbollah-Miliz entschlossen. «In den vergangenen Tagen haben wir die Hisbollah mit einer Reihe von Schlägen getroffen, mit denen sie nicht gerechnet hat», sagte der Regierungschef in einer Video-Stellungnahme.
«Wenn die Hisbollah die Botschaft nicht verstanden hat, verspreche ich Ihnen, dass sie die Botschaft verstehen wird», sagte er laut der «Times of Israel». Israel will die Hisbollah wieder aus dem Grenzgebiet verdrängen, um die Rückkehr Zehntausender aus Nordisrael geflüchteter Bewohner zu ermöglichen.
Seit Beginn des Gaza-Krieges gegen die mit ihr verbündete Hamas vor fast einem Jahr sei kein Tag vergangen, an dem die Hisbollah Israels Städte im Norden nicht angegriffen habe, sagte Netanjahu. 60'000 Israelis seien «zu Flüchtlingen in ihrem eigenen Land» geworden. «Kein Land kann akzeptieren, dass seine Städte mutwillig mit Raketen beschossen werden. Auch wir können das nicht hinnehmen», fügte er hinzu.
12.40 Gemäss Sky News weist Isaac Herzog, der Präsident von Israel, jegliche Verbindung mit dem Pager-Angriff auf die Hisbollah zurück. Dies sagte er am Sonntagmorgen in einem Interview mit dem Sender.
10:19: Angesichts der stärkeren Raketenangriffe aus dem Libanon sind nach Medienberichten Krankenhäuser im Norden Israels angewiesen worden, ihre Patienten in Schutzräume zu verlegen.
Das grösste regionale Krankenhaus, die Rambam-Klinik in Haifa, teilte mit, mittags solle damit begonnen werden, die Patienten in seine unterirdische Notfalleinrichtung zu verlegen. Damit folge man Anweisungen der Armee.
Der Webseite zufolge können in Rambams «Bunker-Krankenhaus» bis zu 1'400 Patienten versorgt werden – Soldaten und Zivilisten. Das Notfallkrankenhaus, das bereits 2014 eingerichtet worden war, liegt mehr als 16 Meter unter der Erdoberfläche. Für gewöhnlich wird es als Parkhaus genutzt. Es ist auch gegen Angriffe mit biologischen oder chemischen Waffen geschützt.
UN: «Unmittelbar bevorstehende Katastrophe» im Nahen Osten
10:15: Die Sonderkoordinatorin der Vereinten Nationen für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, sieht den Nahen Osten vor einer katastrophalen Entwicklung.
Die Region stehe «an der Schwelle zu einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe», teilte Hennis-Plasschaert mit. «Es kann nicht häufig genug betont werden: Es gibt keine militärische Lösung, die irgendeine der beiden Seiten sicherer machen wird.»
Die UN-Koordinatorin bezog sich auf den Beschuss zwischen Israels Armee und der Hisbollah-Miliz im Libanon, der sich in der Nacht mit voller Wucht fortsetzte. Beide Seiten lieferten sich dabei den mitunter schwersten Beschuss seit Beginn ihrer erneuten Konfrontationen vor bald einem Jahr.
Zahl der Toten nach Angriff nahe Beirut steigt auf 45
09:57: Nach dem israelischen Angriff in einem Vorort von Beirut im Libanon vom Freitag ist die Zahl der Todesopfer auf 45 gestiegen. Das teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit.
Forensiker sollten in Krankenhäusern DNA-Proben der Leichen nehmen, um die Identität derjenigen festzustellen, deren Namen bisher unbekannt seien. Unter den Toten des Angriffs vom Freitag sind demnach mindestens drei Kinder im Alter von 4, 6 und 10 Jahren.
Bei dem Angriff wurden laut Hisbollah der ranghohe Militärkommandeur Ibrahim Akil sowie mindestens 14 weitere Mitglieder der Miliz getötet. Wie viele Zivilisten getötet wurden, ist weiter unklar.
Israels Armee: Neue Angriffe nach Beschuss aus dem Libanon
07:58: Nach heftigem Raketenbeschuss aus dem Libanon fliegt die israelische Luftwaffe weitere Angriffe gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon. Das teilte das israelische Militär am Morgen mit. In den vergangenen Stunden habe die proiranische Schiiten-Miliz aus der Luft etwa 115 Angriffe auf zivile Gebiete im Norden Israels durchgeführt.
Die Streitkräfte seien zur Verteidigung in dem Gebiet im Einsatz und befänden sich in höchster Bereitschaft, um die Bedrohungen zu vereiteln, hiess es. Die israelische Armee werde ihre Angriffe gegen die Hisbollah-Miliz fortsetzen «und intensivieren».
Heftige Kämpfe zwischen Israel und dem Libanon
06:26: Israels Armee und die Hisbollah-Miliz im Libanon haben sich in der Nacht erneut schwere Gefechte geliefert. Die proiranische Miliz feuerte in der Nacht Dutzende Raketen auf den Norden Israels ab, die so weit reichten wie noch nie seit Beginn der Angriffe der Hisbollah auf Israel vor fast einem Jahr.
Die Geschosse wurden in mehreren Salven abgefeuert, wie die «Times of Israel» unter Berufung auf die Armee berichtete. Die meisten seien abgefangen worden. Israels Luftwaffe attackierte in den Abendstunden zuvor nach eigenen Angaben in mehreren Angriffswellen etwa 110 Stellungen der Miliz im Südlibanon, darunter einsatzbereite Raketenabschussrampen und «terroristische Infrastruktur».
Angesichts der Eskalation verschärfte die Armee am frühen Morgen die Einschränkungen für Bewohner im Norden Israels. Unter anderem auf den Golanhöhen und in der Küstenstadt Haifa darf kein Unterricht stattfinden. Arbeitsplätze dürfen nur aufgesucht werden, wenn sich ein Schutzraum in der Nähe befindet, wie die «Times of Israel» meldete. Versammlungen im Freien seien auf maximal 10 Personen, in Innenräumen auf 100 Teilnehmer beschränkt.
USA rufen Staatsbürger zum Verlassen des Libanons auf
06:15: Die USA rufen angesichts der Eskalation ihre Staatsbürger zum Verlassen des Libanons auf. Aufgrund der unvorhersehbaren Entwicklung «und der jüngsten Explosionen im gesamten Libanon» einschliesslich der Hauptstadt Beirut rate die US-Botschaft ihren Landsleuten «dringend, den Libanon zu verlassen, solange noch kommerzielle Optionen verfügbar sind», teilte das US-Aussenministerium mit. Noch gebe es Flüge, aber mit reduzierter Kapazität.
05:44: Das sogenannte Al-Dschasira-Gesetz ermöglicht Israels Regierung eine Schliessung ausländischer TV-Sender, wenn diese als Risiko für die Sicherheit des Staats eingestuft werden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den arabischen Sender als «Sprachrohr» der islamistischen Hamas bezeichnet, das der Sicherheit Israels geschadet habe. Al-Dschasira hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einem «kriminellen Akt» gesprochen.
Die ohnehin gespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Massaker der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg deutlich verschärft. Seitdem wurden dort nach Behördenangaben in Ramallah bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten Hunderte Palästinenser getötet.
03.15: Laut der israelischen Armee wurden erneut Raketen aus dem Libanon in Richtung Israel abgefeuert. Zehn Geschosse wurden identifiziert, die meisten abgefangen.
Israels Luftwaffe hatte zuvor in der Nacht in einer Serie von Angriffen etwa 110 Stellungen der Hisbollah attackiert. Darunter einsatzbereite Raketenabschussrampen und «terroristische Infrastruktur». Zunächst hatte die Luftwaffe nach eigenen Angaben seit dem Nachmittag rund 290 Ziele im Libanon angegriffen.
In der Nacht heulten im Norden Israels nach Militärangaben erneut die Warnsirenen. Die Armee werde ihre Einsätze fortsetzen, um die Fähigkeiten der Hisbollah zu schwächen, teilte Israels Militär zuvor mit.
USA rufen Staatsbürger zum Verlassen des Libanons auf
02.25: Die USA rufen ihre Staatsbürger dazu auf, den Libanon zu verlassen. Sie sollen wegen der «jüngsten Explosionen im gesamten Libanon» das Land «dringend verlassen, solange noch kommerzielle Optionen verfügbar sind».
Das Aussenministerium warnt, dass kommerzielle Flugverbindungen ausgesetzt werden könnten, sollte sich die Sicherheitslage verschlechtern. US-Bürgern im Südlibanon, in der Nähe der Grenze zu Syrien oder in Flüchtlingssiedlungen wurde geraten, diese Gebiete «sofort zu verlassen».
Israel verschärft Einschränkungen in Nordisrael
00.05: Israels Armee hat verstärkte Einschränkungen für die Menschen in Nordisrael angekündigt. In mehreren Gebieten seien Versammlungen im Freien auf maximal 30 Personen, in Innenräumen auf 300 Teilnehmer beschränkt.
Anwohner der betroffenen Gebiete dürfen zudem nur noch zu ihren Arbeitsplätzen, zu Schulen und Universitäten, wenn dort Schutzräume verfügbar sind. Die geänderten Richtlinien gelten seit dem Abend.