Mehr als 200 aussergerichtliche Tötungen unter Taliban-Herrschaft
In Afghanistan wurden seit der Taliban-Machtübernahme mehr als 200 ehemalige Regierungsanhänger und Soldaten aussergerichtlich ermordet.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Abzug der US-Truppen übernahmen die Taliban in Afghanistan 2021 wieder die Macht.
- Seitdem sollen 218 ehemalige Regierungsanhänger und Soldaten getötet worden sein.
- Zudem sind der UN mindestens 800 Fälle von Menschenrechtsverletzungen bekannt.
In Afghanistan sind seit der Machtübernahme der militanten Taliban hunderte ehemalige Regierungsanhänger und Soldaten getötet worden. Die afghanische UN-Mission (Unama) dokumentierte 218 aussergerichtliche Ermordungen seit Mitte August 2021.
Meist seien die Opfer kurz zuvor von Sicherheitskräften der Taliban festgenommen worden. Dies hiess es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Unama. Einige Männer seien in Haft, andere verschleppt und an unbekannten Orten getötet worden.
Mindestens 800 Fälle von Menschenrechtsverletzungen
Neben aussergerichtlichen Tötungen beklagten die UN auch Verschleppungen, Folter, willkürliche Haft und Drohungen gegen frühere Beschäftigte der Republik. Menschenrechtsverletzungen hätten in allen 34 Provinzen stattgefunden. Mindestens 800 Fälle seien bekannt.
Die Taliban hatten nach ihrer Machtübernahme zunächst eine Amnestie für ehemalige Regierungsanhänger und Soldaten versprochen. Kritiker äusserten daran früh Zweifel. Die Vorwürfe im Bericht der Unama wies die islamistische Gruppe zurück.
UN-Menschenrechtskommissar verurteilt Vertrauensbruch
«Der Unama-Bericht zeichnet ein ernüchterndes Bild der Behandlung von Personen, die mit der früheren Regierung in Verbindung stehen.» Das sagte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk laut der Mitteilung. «Zumal ihnen versichert wurde, dass sie nicht verfolgt würden, ist dies ein Vertrauensbruch.»
Am 15. August 2021 übernahmen die militant-islamistischen Taliban noch vor dem vollständigen Abzug der US-Truppen wieder die Macht in Afghanistan. Sie versprachen anfangs, moderater zu regieren. Ihre Herrschaft wurde allerdings zuletzt immer autoritärer und dogmatischer.