Oppositionsführer im Senegal zu sechs Monaten Haft verurteilt
Der führende Oppositionspolitiker und Präsidentschaftskandidat im westafrikanischen Senegal, Ousmane Sonko, ist wegen Verleumdung zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Wegen der am Montag verhängten Strafe könnte der 48-Jährige daran gehindert werden, bei den Wahlen im kommenden Februar anzutreten. Er gilt als der stärkste Herausforderer von Präsident Macky Sall. Sonko kann gegen die Entscheidung des Strafgerichts in der Hauptstadt Dakar noch Berufung einlegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Sonko war wegen Verleumdung angeklagt, nachdem er Tourismusminister Mame Mbaye Niang vergangenes Jahr im Fernsehen der Unterschlagung beschuldigt hatte.
Bereits im März hatte Sonko dafür eine zweimonatige Bewährungsstrafe erhalten – diese hätte ihn aber rechtlich nicht gehindert, bei den Wahlen 2024 zu kandidieren. Sonko legte gegen das Urteil vom März Berufung ein.
Gegen Sonko läuft seit zwei Jahren auch eine Anklage wegen Vergewaltigung. Bei seiner Verhaftung im März 2021 kam es im Senegal deshalb zu schwerem Aufruhr. Mindestens 13 Menschen starben bei Protesten. Sonko, der behauptet, beide Anklagen seien politisch motiviert, rief seine Unterstützer zu Protesten auf. Die Opposition beschuldigt den seit 2012 amtierenden Sall zudem, eine aus ihrer Sicht illegale dritte Amtszeit anzustreben. Sall äusserte sich bislang nicht zu seinen Plänen.
Der Senegal mit rund 17 Millionen Einwohnern gilt als stabile Mehr-Parteien-Demokratie. Ein knappes Jahr vor der nächsten Präsidentschaftswahl steigt die Spannung im Land allerdings an.