Papst Franziskus besucht Aids-Kranke in Mosambik
Papst Franziskus hat auf seiner Afrika-Reise am Freitag eine Klinik für Aids-Kranke in der Hauptstadt von Mosambik besucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Katholisches Kirchenoberhaupt hält Rede vor 60.000 Gläubigen.
In Maputo lobte er das Mitgefühl der Mitarbeiter der Einrichtung, die «jenen leisen Schrei vernommen haben, der fast unhörbar von so vielen Menschen ausgeht, die in der Schande, an den Rand gedrängt und von allen verurteilt leben». Danach hielt er eine Messe vor rund 60.000 Gläubigen in einem Stadion am Stadtrand von Maputo.
Bei seinem Besuch in der Klinik vermied es der Papst, das Thema der Prävention von Geschlechtskrankheiten anzusprechen. Nach wie vor sind sexuell übertragbare Krankheiten ein heikles Thema für die katholische Kirche, insbesondere bei Reisen, die den Papst nach Afrika führen. Er dankte den Mitarbeitern des Krankenhauses, sie gäben Frauen und Kindern «Würde zurück», stattete Patienten einen Besuch ab.
Der Klinikbesuch gilt als grosse symbolische Geste: Mosambik kämpft mit hohen HIV-Infektionszahlen. Laut der UN-Organisation Unaids waren im Jahr 2018 in dem südostafrikanischen Land mit 27 Millionen Einwohnern 2,2 Millionen Menschen HIV-positiv, davon 60 Prozent Frauen. Das Land zählte 150.000 Neuinfektionen, 54.000 Mosambikaner starben im vergangenen Jahr an den Folgen der Krankheit. Nur 30 Prozent der infizierten 15- bis 24-Jährigen wüssten, wie die Übertragung des HI-Virus verhindert werden könne.
Die katholische Kirche lehnt nach wie vor jede Form der Empfängnisverhütung ab. Franziskus ist der Ansicht, Geschlechtsverkehr müsse «offen für das Leben» sein. Ende November 2016 rief Papst Franziskus zu «verantwortungsvollem Verhalten» bei der Bekämpfung der Ausbreitung von Aids auf, gab aber nicht an, ob dazu auch die Verwendung von Kondomen gehört.
Unter seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI. war das Thema besonders in den Fokus gerückt: Dieser hatte 2009 international für Entsetzen gesorgt, als er sagte, Kondome würden das Aids-Problem nicht lösen, sondern verschlimmern. Ein Jahr später korrigierte er seine Aussage und äusserte, dass «in einigen Fällen» die Verwendung von Kondomen gerechtfertigt sei, um eine Ansteckung zu verhindern.
Zu der Messe in einem überfüllten Stadion in Maputo kamen nach Angaben der Veranstalter 60.000 Gläubige, einige waren trotz begrenzter Mittel von weit her angereist. Franziskus sprach sich gegen Rache aus und sagte, es könne keine Nation und Gesellschaft auf Gewalt aufgebaut werden. Auf Portugiesisch sagte der Papst, die Menschen sollten niemals dem alten Gesetz der Vergeltung folgen.
Hintergrund der Worte dürfte der jahrzehntelange Bürgerkrieg sein, der Mosambik prägte. Erst vor einem Monat hatten die Regierung und die Renamo-Rebellen einen Friedensvertrag unterzeichnet. Renamo wandelte sich damit zur wichtigsten Oppositionspartei im Land. Bei einem Treffen mit Staatschef Filipe Nyusi am Donnerstag hatte der Papst das Abkommen ausdrücklich gelobt.
Am Freitagnachmittag wollte Franziskus nach Madagaskar fliegen. Auf der Insel wird er den Grossteil seiner Afrika-Reise verbringen. Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt, drei Viertel der Bevölkerung leben von weniger als zwei Dollar am Tag. In dem christlich geprägten Inselstaat wird der Besuch von Franziskus mit Spannung erwartet.