Senegal verzeichnet 15 Tode nach gewalttätigen Protesten
Im Senegal ist es zu einer Reihe gewalttätiger Proteste gekommen. Ausgelöst wurden diese durch ein Urteil gegen den Oppositionsführer Ousmane Sonko.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Senegal finden diese Woche zahlreiche gewalttätige Proteste statt.
- Schuld daran die das Urteil gegen den Oppositionsführer Ousmane Sonko.
Eigentlich gilt der Senegal als Afrikas Vorzeigedemokratie – doch in den letzten Tagen sieht das anders aus. Zahlreiche gewalttätige Proteste haben das Land überschwemmt. Bereits jetzt sollen mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Zusammenstösse der Oppositions-Unterstützer und der Sicherheitskräfte gehen weiter.
Unter den Toten befinden sich laut Innenministerium zwei Sicherheitskräfte. Zu den 15 Toten soll es in der Hauptstadt Dakar und der südwestlichen Stadt Ziguinchor gekommen sein.
Die gewalttätigen Proteste brachen aus, nachdem am Donnerstag Ousmane Sonko wegen Missbrauchs zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war. Sonko ist führender Oppositionspolitiker und Präsidentschaftskandidat.
Ein Gericht in Dakar sah es als erwiesen an, dass der 48-Jährige eine Minderjährige in einem Schönheitssalon wiederholt missbraucht hat. Im Senegal tritt die Volljährigkeit mit 21 Jahren ein. Vom Anklagepunkt Vergewaltigung sprach das Gericht ihn frei. Sonko nannte die Vorwürfe politisch motiviert.
Sonko ohne Chance bei Wahlen in Senegal
Sonko gilt als stärkster Herausforderer von Präsident Macky Sall. Er kann bei den Wahlen im Februar 2024 voraussichtlich nicht antreten. Im Mai wurde Sonko bereits wegen Verleumdung zu einer sechs Monate langen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Dies, nachdem er Tourismusminister Mame Mbaye Niang vergangenes Jahr im Fernsehen Unterschlagung vorgeworfen hatte.
Um die Kommunikation der Demonstranten einzuschränken, blockierte die Regierung zeitweise das Internet sowie die sozialen Netzwerke Whatsapp, Messenger und Telegram. Die Regierung setzte laut Medienberichten am Samstag die Armee ein, um weitere Auseinandersetzungen zu verhindern. Am Sonntag blieb es auf den Strassen zunächst ruhig.
Angesichts der Gewalt und Schäden zeigte sich das US-Aussenministerium beunruhigt. «Wir fordern alle Beteiligten dazu auf, ihre Meinung friedlich zu äussern», teilte ein Sprecher mit.
Die Vorwürfe gegen den Oppositionsführer haben in dem Land mit 17 Millionen Einwohnern immer wieder zu Protesten geführt. Bei Auseinandersetzungen nach seiner Verhaftung im März 2021 starben nach Angaben von Amnesty International 14 Menschen. Im Juni 2022 und im Mai dieses Jahr gab es jeweils zwei Tote.
Der Senegal gilt als stabile Mehr-Parteien-Demokratie. Amnesty forderte «glaubwürdige Untersuchungen» zu den Todesumständen und kritisierte «willkürliche Verhaftungen» von Demonstranten.