So ziehen sich Reiseanbieter nach Vulkanausbruch aus Verantwortung
Gestern brach auf der neuseelandischen Insel White Island der Vulkan aus. Schweizer Reisebüros warnen zwar, ziehen sich aber aus der Verantwortungs-Schlinge.
Das Wichtigste in Kürze
- Fünf Menschen kamen gestern beim Vulkanausbruch in Neuseeland ums Leben.
- Das EDA hat keine offizielle Reisewarnung publiziert, Reisebüros orientieren sich daran.
- Um für die gefährlichen Reisen nicht zu haften, lassen sie eine Erklärung unterschreiben.
Auf der neuseeländischen Insel White Island kamen am Montag mindestens fünf Menschen ums Leben. Vermutet wird, dass in der Nähe des Kraters noch die Leichen von acht Menschen liegen. Damit würde sich die Zahl der Todesopfer dann auf 14 erhöhen.
Das EDA hat nach wie vor keine Kenntnis über Opfer schweizerischer Staatsangehörigkeit. Die Küste der Insel wurde gesperrt.
Tatsache ist: Die Eruption gestern kam nicht überraschend. Seit Wochen hatten Vulkanologen eine steigende Aktivität beobachtet. Experten sind sich sicher, dass eigentlich eine Sperrzone um den Vulkan hätte eingerichtet werden müssen.
Bund geht nicht auf Naturkatastrophen ein
Momentan wird die Aktivität zwar als gering eingestuft, die Gefahr bleibt aber bestehen. Das geologische Überwachungszentrum GeoNet bezifferte die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Ausbruchs auf 50 Prozent.
Das EDA hat bisher nicht von Reisen nach Neuseeland abgeraten. Die Reisehinweise hingegen machen schon seit ihrem Bestehen darauf aufmerksam, dass es im Land einige Vulkane gibt. Das bestätigt das Aussendepartement bei Nau.
«Reisehinweise geben keine Auskunft über meteorologische Entwicklungen und einzelne Naturkatastrophen», sagt Mediensprecher Georg Farago. «In diesen Fällen informieren aber die Reiseveranstalter ihre Kunden über die Durchführbarkeit der Reise.»
Reiseanbieter orientieren sich am EDA
Das bestätigt Hotelplan – und weist damit auch die Verantwortung von sich. «Wir halten uns an die Reisehinweise des EDA. Da das EDA nicht von Reisen nach Neuseeland abrät, raten auch wir nicht ab», so Pressesprecherin Bianca Gähweiler.
Ins Detail geht René Loosli vom Reisebüro «Loosli-Reisen» in Bern. «Sicher machen wir Kunden auf Gefahren, die im Voraus bekannt sind, aufmerksam.» Die Entscheidung liege schliesslich aber bei ihm selbst. «Will ein Kunde eine Gefahrenzone – sei sie nun in politischer oder auch naturgegebener Hinsicht – unterschreibt er uns eine Enthaftungserklärung.»
Loosli empfiehlt seinen Kunden zurzeit, nicht in das betroffene Gebiet zu reisen. Das gelte auch für andere als gefährlich eingestufte Gebiete, wie die italienischen Regionen um die Vulkane Stromboli, Vesuv und Ätna. Alle drei sind nach wie vor aktiv und spucken Asche.