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Taliban fackeln Freizeitpark nach Scooter-Vergnügen ab

Die Taliban haben die Kontrolle über Afghanistan übernommen. Viele Länder versuchen ihre Staatsangehörigen zu evakuieren. Die aktuelle Lage im Ticker.

Kabul Taliban
Menschen mit Gepäck vor dem Flughafen von Kabul. - EPA/STRINGER

Das Wichtigste in Kürze

  • Kabul ist gefallen – die Taliban haben die Kontrolle über Afghanistan übernommen.
  • Die Kämpfer versprechen, Frauen Rechte zu gewähren – im Rahmen der Scharia.
  • Die ersten Schweizer Staatsangehörigen haben aus Afghanistan ausreisen können.

01.50: Der deutsche Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) befürwortet diplomatische Gespräche mit den Taliban, um gefährdeten Menschen in Afghanistan zu helfen. «Die Kunst guter Aussenpolitik besteht gerade darin, mit solchen Staaten zu Lösungen zu kommen, deren Ziele und Menschenbild unsere Gesellschaft zu Recht ablehnt», sagte Laschet der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag). «Den Dialog mit den Taliban zu verweigern, würde den Menschen nicht helfen, die aus Afghanistan herauswollen», sagte der CDU-Chef.

Christlich Demokratische Union Taliban
Der Kanzlerkandidat der CDU, Armin Laschet. - POOL/AFP

01.06: Facebook hat aus Sicherheitsgründen vorübergehend für Nutzerkonten in Afghanistan die Möglichkeit entfernt, Freundeslisten einzusehen oder zu durchsuchen. Zudem hat die Soziale Plattform ein «Einmal-Klick-Tool» für Nutzer in Afghanistan entwickelt. Damit können sie schnell ihre Konten sperren. Das Unternehmen wolle auch afghanische Instagram-Konten schützen, so Nathaniel Gleicher, der Leiter für Sicherheitspolitik von Facebook.

00.42: In den letzten Stunden sind erneut zwei Flugzeuge der deutschen Bundeswehr mit mehr als 360 Menschen an Bord vom Kabuler Flughafen in Richtung der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet, wie es auf Twitter heisst.

23.55: Die Briten wollen bald schon ihre Evakuierungsflüge beenden. Wie die «Times» berichtet, will die Regierung den Zeitplan für den Abzug beschleunigen. Bereits am Dienstag, dem 24. August, soll der letzte Flug stattfinden.

21.40: Am Flughafen Kabul warten nach Angaben des US-Aussenministeriums inzwischen rund 6000 Menschen, die alle Voraussetzungen für die Ausreise erfüllen und bald ausgeflogen werden dürften.

«Ich kann bestätigen, dass sich derzeit 6000 Personen am Flughafen befinden, die von unserem Konsularteam vollständig abgefertigt wurden und bald an Bord der Flugzeuge gehen werden», sagte der Sprecher des Ministeriums, Ned Price am Donnerstag. «Wir erwarten, dass heute Nacht etwa 20 Flüge starten werden», sagte er weiter.

20.00: In Afghanistan herrscht nach der Übernahme durch die Taliban in der Bevölkerung Angst und Schrecken. Die Islamisten kümmert dies offensichtlich wenig. Sie selbst hatten am Dienstag sichtlich Spass daran, sich in einem Freizeitpark auf Autoscootern die Zeit vertreiben – samt Gewehr. Die Szenerie ist an Absurdität kaum zu überbieten.

Der Journalist Emir Nader teilt das Video auf Twitter und schreibt dazu: «Die Taliban spielen auf einem Jahrmarkt in Kabul. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich eine militante Gruppe mit einem Autoscooter fahren sehe.»

Nun aber ist ein neues Twitter-Video aufgetaucht, das einen Freizeitpark in Sheberghan zeigt, der lichterloh brennt. Beim Park soll es sich um ein und denselben handeln, indem sich die Taliban am Tag zuvor vergnügten.

Der Twitter-Nutzer, der das Video geteilt hat, schrieb dazu: «Der Grund dafür ist, dass die dort stehenden Götzen in der Öffentlichkeit stehen. Götzenbilder sind im Islam verboten. Das ist die Logik des brutalen Taliban-Emirats.»

19.40: Das US-Militär sollte nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten Donald Trump seine früheren Stützpunkte in Afghanistan in Grund und Boden bombardieren. Zunächst sollten alle US-Bürger und alle Ausrüstung ausser Landes gebracht werden, erklärte Trump am Donnerstag. «Dann bombardiert man die Stützpunkte in Bruchstücke.» Damit gäbe es «kein Chaos, keine Toten», und die Afghanen «wüssten nicht mal, dass wir weg sind», behauptete Trump.

kapitol
Ex-US-Präsident Donald Trump steht wegen des Sturms aufs Kapitol scharf in Kritik. - Keystone

Der Republikaner kritisiert seinen Nachfolger, den Demokraten Joe Biden, wegen der chaotischen Szenen beim Abzug aus Afghanistan. Den Anstoss für einen kompletten Abzug der US-Truppen hatte allerdings der damalige Präsident Trump durch ein Abkommen mit den Taliban gegeben.

19.30: Ein Familienangehöriger eines Journalisten des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) ist nach Senderangaben in Afghanistan von Taliban-Kämpfern erschossen worden. Die Taliban hätten im Westen des Landes von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeite.

Ein zweiter Familienangehöriger sei bei dem Angriff schwer verletzt worden. «Weitere Angehörige des Mannes konnten in letzter Sekunde entkommen und sind auf der Flucht», hiess es in dem Bericht.

17.20: Trotz des Siegeszugs der militant-islamischen Taliban finden weiter Demonstrationen mit der Nationalflagge statt. In sozialen Medien kursieren Videos, wie etwa in der Hauptstadt Kabul eine Menge mit geschätzt 100 Menschen durch eine Strasse zieht und die rot-schwarz-grüne Flagge hochhält.

Die Demonstranten rufen «Lang lebe Afghanistan» und «Unsere Flagge, unser Stolz». Zuverlässig überprüfen liessen sich die Aufnahmen und der Zeitpunkt der Aufnahmen zunächst nicht.

Independence Day in Afghanistan
Afghanen halten Nationalflaggen, während sie den Unabhängigkeitstag in Kabul, Afghanistan, am 19. August 2021 feiern. Am 18. August begeht Afghanistan den 102. Jahrestag seiner Unabhängigkeit von der britischen Herrschaft. - keystone

Die Nationalflagge entwickelt sich seit der Machtübernahme der Taliban zunehmend zu einem Protestzeichen gegen die Islamisten, die eine eigene Fahne haben - weiss, mit dem islamischen Glaubensbekenntnis. Berichte über weitere Proteste gab es zudem aus anderen kleineren Städten.

17.05: Die religiösen Taliban kleideten sich in Vergangenheit meist traditionell. Inzwischen hat sich das geändert – die Islamisten kombinieren Turban und Tunika mit stylischen Accessoires.

Fotos aus Kabul zeigen Taliban-Kämpfer mit Piloten-Sonnenbrillen, Baseballkappen und Merchandise mit der Taliban-Flagge. Einige verzichten sogar auf den Bart, der eigentlich nach streng-islamischem Gesetz vorgeschrieben ist.

Die skurrilen Bilder sorgen im Internet für Spott. Ein Nutzer kommentiert: «Es sieht so aus, als hätten die Taliban auch einen Modedesigner engagiert, der sie einkleidet! Wie Super-Bösewichte.»

Erste Schweizer aus Afghanistan abgereist

16.30: Die ersten Schweizer Staatsangehörigen haben aus Afghanistan ausreisen können. Es geht ihnen nach Angaben des Aussendepartements EDA den Umständen entsprechend gut. Weitere Angaben machte die Behörde am Donnerstag «aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes» nicht.

Die Ausreise der Schweizerinnen und Schweizer sei in den letzten Tagen «in Zusammenarbeit mit Partnerstaaten» erfolgt, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.

Afghanistan
Die ersten Schweizer Staatsangehörigen haben aus Afghanistan ausreisen können. - Keystone

Um wie viele Personen es sich handelt und auf welchem Weg sie ausreisten, wurde nicht kommuniziert. Das EDA stehe aber mit ihnen in Kontakt, hiess es.

Weitere Schweizer Staatsangehörige hätten sich seit Mittwochabend keine mehr gemeldet bei der Schweizer Botschaft in Pakistan. Am Mittwoch war von 28 Personen die Rede, die noch im Land weilten.

15.55: Die Welt-Kulturorganisation Unesco hat zum Schutz des kulturellen Erbes in dem asiatischen Land aufgerufen. Es müssten alle nötigen Vorkehrungen getroffen werden, um die Stätten vor Schäden und Plünderungen zu bewahren, sagte Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay nach einer Mitteilung vom Donnerstag.

In den vergangenen Jahrzehnten kriegerischer Auseinandersetzungen waren bereits viele historische Stätten und Kulturgüter in Afghanistan geplündert und zerstört worden. Im Jahr 2001 schockierten die damals schon mal herrschenden militant-islamischen Taliban mit der Zerstörung zweier monumentaler Buddha-Statuen im Bamian-Tal, die fast 1500 Jahre überdauert hatten.

15.40: Nach der USA dreht nun auch der Internationale Währungsfonds (IWF) Afghanistan den geldhahn zu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erklärte, weil es momentan keine Klarheit über eine Anerkennung der afghanischen Regierung gebe, könne das Land bis auf weiteres nicht auf IWF-Mittel zugreifen. Und mehrere Geberstaaten haben den Taliban bereits mit einem Ende der Unterstützung gedroht.

14.24: Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zeichnet sich eine neue Flüchtlingswelle ab. Tausende Menschen wollen der Schreckensherrschaft der Islamisten entkommen. Die Krise hat inzwischen derart massive Ausmasse angenommen, dass sie gar vom Weltall aus erkennbar ist.

Eindrückliche Satellitenbilder vom Flughafen von Kabul zeigen ein riesiges Verkehrschaos. Die Afghanen sitzen fest – derweil heben immer wieder Rettungsflugzeuge mit nur wenigen Passagieren an Bord ab. Die Taliban bewachen das Gelände streng und halten jeden auf, der keinen ausländischen Pass vorweisen kann.

13.59: Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hofft China auf eine gemässigte Politik der militanten Islamisten in seinem Nachbarland.

Aussenamtssprecherin Hua Chunying verwies am Donnerstag in Peking auf jüngste Zusicherungen der Taliban, eine offene und inklusive Regierung bilden zu wollen sowie die Rechte von Frauen auf Arbeit und Meinungsfreiheit zu achten und Diskriminierung abzulehnen.

China
Chinas Aussenamtssprecherin Hua Chunying. - Keystone

«Wir hoffen, dass die Taliban diese positiven Erklärungen wahr machen und Einheit unter den politischen Parteien und ethnischen Gruppen durch Dialog und Konsultationen herstellen», sagte die Sprecherin. «Wir hoffen, dass sie eine gemässigte, umsichtige Innen- und Aussenpolitik verfolgen, sich von Terrorismus und kriminellen Akten lossagen und einen reibungslosen Übergang sicherstellen.»

13.53: In Afghanistan finden offenbar trotz des Siegeszugs der militant-islamischen Taliban weiter Demonstrationen mit der Nationalflagge statt. In sozialen Medien kursieren Videos, wie etwa in der Hauptstadt Kabul eine Menge mit geschätzt 100 Menschen durch eine Strasse zieht und die rot-schwarz-grüne Flagge hochhält.

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Menschen mit der Afghanistan-Flagge heute Donnerstag in Kabul. Sie feiern die Unabhängigkeit von Grossbritannien. Berichten zufolge gab es auch Demonstrationen gegen die Taliban. - EPA/STRINGER

Die Demonstranten rufen «Lang lebe Afghanistan» und «Unsere Flagge, unser Stolz». Zuverlässig überprüfen liessen sich die Aufnahmen und der Zeitpunkt der Aufnahmen zunächst nicht.

11.55: Weitere schockierende Bilder aus Afghanistan gehen um die Welt: Videos zeigen, wie Mütter ihre Babys in Panik am Flughafen von Kabul über den Stacheldraht-Zaun werfen. Die Frauen flehen US-Soldaten an, die Kinder in Sicherheit zu bringen.

Kabul
Ein Baby wird in Kabul vor dem Stacheldrahtzaun am Flughafen herumgegeben. - Screenshot The Sun/Twitter

Ein britischer Offizier und Augenzeuge erzählt dem «Independent»: «Die Mütter waren verzweifelt, sie waren von den Taliban verprügelt worden. Sie schrien: ‹Rette mein Baby› und warfen die Babys zu uns.» Einige Kinder seien dabei auf den Stacheldraht gefallen.

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Ein US-Soldat mit einem Baby. - Screenshot/Sky News

«Es war schrecklich. Am Ende der Nacht gab es keinen einzigen Mann unter uns, der nicht geweint hat.»

10.21: Am Frankfurter Flughafen sind in der Nacht zum Donnerstag zwei weitere Maschinen mit insgesamt rund 500 Menschen gelandet, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden sind.

Die Flugzeuge – eines von Lufthansa und eines von Uzbekistan Airways – waren wenige Stunden zuvor in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. An Bord der Lufthansa-Maschine waren nach Airline-Angaben rund 250 Menschen, die zuvor mit einer Bundeswehr-Maschine von Kabul nach Taschkent geflogen worden waren.

Im Flieger der staatlichen Fluggesellschaft Uzbekistan Airways sassen laut Auskunft des Flughafenbetreibers etwa 240 Menschen.

09.56: Rund 30 Schweizer und 38 lokale Angestellte und ihre Familien sollen noch aus Afghanistan evakuiert werden. Da die Schweiz kein eigenes Transportflugzeug besitzt, ist sie bei der Rettung auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen.

Der Krisenmanager des Aussendepartements, Hans-Peter Lenz, erklärt gegenüber «Blick»: «Wir hoffen darauf, dass die Amerikaner, die am Flughafen das Sagen haben, bald wieder zivile Charter-Flugzeuge landen lassen. Zudem fliegen die Deutschen und die Amerikaner, aber auch andere Länder derzeit viele Menschen an verschiedene Destinationen aus.»

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Hans-Peter Lenz ist oberster Krisenmanager im Aussendepartement EDA. - Keystone

Dass diese zuerst «ihre Leute» ausfliegen werden, glaubt Lenz nicht. «In Notsituationen spielt die Solidarität, das habe ich bei meinen Auslandseinsätzen immer wieder beobachtet.»

08.30: Die deutsche Bundeswehr hat mehr als 200 weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ins Nachbarland Usbekistan gebracht.

Eine Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete am Donnerstag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte.

Afghanistan
Ein Transportflugzeug Airbus A400M der Bundeswehr bereitet sich auf dem Flughafen auf den Abflug vor. - Marc Tessensohn/Bundeswehr/dpa

Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.

07.58: Nach der Machtübernahme der Taliban mehren sich Fragen zur Rolle der Geheimdienste. Die US-Regierung will keine Warnung bekommen haben. Biden räumt beim Abzug aus Afghanistan keine Fehler ein.

Das Chaos beim Abzug der US-Truppen war nach Ansicht von Präsident Joe Biden «unvermeidbar» – aufgrund des Zusammenbruchs der afghanischen Regierung, des Militärs und der schnellen Machtübernahme der Taliban.

Biden
Der US-Präsident Joe Biden weist die Verantwortung für die Taliban-Machtübernahme von sich. - EPA/SHAWN THEW

Er wisse nicht, wie man es hätte schaffen können, den Abzug angesichts dieser Lage «ohne Chaos» zu meistern, sagte Biden in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Gleichzeitig versicherte er, die US-Soldaten am Flughafen Kabul könnten notfalls auch über den geplanten Abzugstermin am 31. August hinaus bleiben, falls bis dahin noch nicht alle ausreisewilligen Amerikaner evakuiert worden seien.

05.00: Medienberichten zufolge sind in den letzten Stunden mehrere Evakuierungsflugzeuge in Kabul halb leer abgehoben. Die Taliban hätten einen «Ring aus Stahl» um den Flughafen gebildet und würden so zehntausende verzweifelte Afghanen vor der Ausreise hindern, schreibt die «Daily Mail». Wer keinen ausländischen Pass vorweisen könne, werde am Betreten des Flughafens gehindert, so das Online-Newsportal.

Es wird demnach angenommen, dass sich rund 50'000 Menschen – hauptsächlich Afghanen – vor den zwei Eingängen des Flughafens in Kabul versammelt haben. Bei der Südseite für Zivilisten sowie bei der militärische Nordseite haben die Taliban entsprechende Kontrollpunkte eingerichtet. Ausländer, darunter britische und deutsche Expats, berichteten, dass sie in dem Chaos gefangen und nicht in der Lage seien, durch die Menschenmassen hindurchzukommen, um nach Hause zu fliegen.

Die US-Regierung hat die Taliban dazu aufgefordert, allen Ausländern und ausreisewilligen Afghanen «sicher und ohne Schikanen» eine Evakuierung zu ermöglichen. Vize-Aussenministerin Wendy Sherman (72) sagte am Mittwoch (Ortszeit): «Uns liegen Berichte vor, wonach die Taliban entgegen ihren öffentlichen Erklärungen und ihren Zusagen gegenüber unserer Regierung Afghanen, die das Land verlassen wollen, daran hindern, den Flughafen zu erreichen.»

Joe Biden: Gibt Probleme bei der Evakuierung der Hilfskräfte

Auch Joe Biden hat Probleme bei der Evakuierung von Afghanen aus Kabul wegen des Vorgehens der Taliban angedeutet. Die Islamisten würden sich zwar kooperativ zeigen und amerikanische Staatsbürger und Botschaftsmitarbeiter ausreisen lassen, sagte Biden am Mittwoch (Ortszeit) in einem Interview mit ABC. Mit Blick auf die Evakuierung früherer afghanischer Mitarbeiter der US-Behörden und Streitkräfte sagte Biden allerdings, es gebe «ein bisschen mehr Schwierigkeiten», sie rauszubekommen.

Biden hat in dem Interview auch erwähnt, dass er nicht ausschliesse, dass US-Truppen zur Evakuierung von US-Amerikanern auch über den 31. August hinaus in Kabul bleiben könnten. «Wenn dort noch amerikanische Bürger sind, werden wir bleiben, bis wir sie alle rausgeholt haben», sagte Biden. Es hänge nun davon ab, wie es in den kommenden Tagen weitergehe und ob man bald 5000 bis 7000 Menschen pro Tag ausfliegen könne. «Wenn das der Fall ist, werden sie alle raus sein.»

Mit Blick auf die afghanischen Helfer sagte Biden: «Die Verpflichtung besteht darin, alle rauszuholen, die wir rausholen können, und alle, die rausgeholt werden sollten.» Biden sprach von etwa 50'000 bis 65'000 Helfern einschliesslich ihrer Familien. Das Ziel sei weiterhin, die Evakuierungsaktion bis zum 31. August abzuschliessen. Wenn man das nicht schaffe, werde zu prüfen sein, wer dann noch da sei.

03.19: Die deutsche Bundeswehr hat mittlerweile mehr als 900 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Um 01:46 Uhr sei eine weitere Maschine mit über 200 Menschen abgehoben, teilte die Bundeswehr auf Twitter mit.

02.34: Die UNO hat einen Teil ihres Personals aus Afghanistan abgezogen. Rund 100 Mitarbeiter würden in die kasachische Stadt Almaty verlegt, erklärte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Mittwoch. «Dies ist eine vorübergehende Massnahme, die es den Vereinten Nationen ermöglichen soll, der afghanischen Bevölkerung weiterhin mit einem Minimum an Unterbrechungen zu helfen und gleichzeitig das Risiko für das UN-Personal zu verringern.»

01.12: Die US-Regierung und die Notenbank haben Medienberichten zufolge den Grossteil von Afghanistans Währungsreserven eingefroren. Es gehe darum, die Anlagen nicht in die Hände der Taliban fallen zu lassen, zitierte unter anderem die «Washington Post» Kreise aus dem US-Finanzministerium.

Taliban
Afghanistans Zentralbankchef Adschmal Ahmadi ist im Exil und erklärte am Mittwoch über Twitter, dass die Taliban nur Zugriff auf bis zu 0,2 Prozent der Währungsreserven hätten. - Twitter

Der nach der Machtübernahme der Taliban ausser Landes geflohene bisherige afghanische Zentralbankchef Adschmal Ahmadi erklärte am Mittwoch über Twitter, rund sieben Milliarden Dollar der Reserven seien bei der US-Notenbank in Verwahrung. Weitere zwei Milliarden Dollar sind demnach anderweitig international angelegt. Die Taliban hätten daher wohl nur Zugriff auf bis zu 0,2 Prozent der Währungsreserven.

00.34: Die chaotischen Szenen am Flughafen von Kabul nach der Machtübernahme der Taliban waren nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden angesichts des geplanten Truppenabzugs unvermeidbar. Er wisse nicht, wie man es hätte schaffen können, den Abzug aus Afghanistan angesichts der Lage «ohne Chaos» zu meistern, sagte Biden am Mittwoch in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Auf die Frage, ob die US-Regierung Fehler gemacht habe oder ob man besser mit der Lage hätte umgehen können, entgegnete Biden: «Nein. Ich glaube nicht, dass wir es auf eine Weise managen konnten (...), um ohne Chaos rauszukommen. Ich weiss nicht, wie das gehen soll.»

Joe Biden Kabul Afghanistan
Joe Biden hat das Flughafen-Chaos von Kabul als «unvermeidbar» beschrieben. - keystone

00.22: In der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist eine weitere Lufthansa-Maschine gestartet, um aus Afghanistan in Sicherheit gebrachte Menschen nach Deutschland zu bringen. Das teilte ein Lufthansa-Sprecher am Mittwochabend mit. Die Landung des Airbus A340 wurde für den frühen Donnerstagmorgen in Frankfurt erwartet. An Bord sind nach Angaben der Lufthansa rund 250 Menschen.

23.43: Zusätzlich zu den aktuell mehr als 4500 US-Soldaten am Flughafen in Kabul hat das US-Militär nach eigenen Angaben bei Bedarf Zugriff auf zahlreiche Kampfflugzeuge, Bomber und Drohnen in der Region. In Kabul selbst gebe es zudem eine «bedeutende Zahl» Hubschrauber, darunter Kampf- und Transporthubschrauber, sagte Generalstabschef Mark Milley am Mittwoch im Verteidigungsministerium.

23.15: Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Land seine Unterstützung zugesagt. Wer auch immer die Führung innehabe, man stehe Afghanistan in guten wie in schlechten Zeiten bei, sagte Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch. Die Türkei habe bereits zuvor erklärt, man könne die Führung der Taliban empfangen, das gelte auch heute. Bisher sind Erdogan zufolge 522 türkische Staatsbürger aus dem Land gebracht worden.

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Der türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. (Archivbild) - Keystone

22.35: Der US-Militärführung waren nach eigenen Angaben keine Berichte oder Szenarien der Geheimdienste bekannt, die einen so schnellen Kollaps von Regierung und Streitkräften in Afghanistan vorgesehen hätten. «Es gab nichts, das ich gesehen habe, oder irgendjemand anders, das auf einen Zusammenbruch dieser Armee und dieser Regierung innerhalb von elf Tagen hingewiesen hätte», sagte Generalstabschef Mark Milley am Mittwoch im Verteidigungsministerium

21.45: Bei der Evakuierungsmission in Kabul ist es nach Angaben von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bislang zu keinen gewaltsamen Zusammenstössen zwischen US-Soldaten und Taliban gekommen. «Es gab keine feindseligen Interaktionen mit den Taliban», sagte Austin am Mittwoch in Washington bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Machtübernahme der militanten Islamisten in Afghanistan. «Unsere Kommunikationswege mit den Taliban-Befehlshabern bleiben offen.»

20.35: Das US-Militär hat innerhalb von 24 Stunden nach eigenen Angaben rund 2000 Menschen vom Flughafen Kabul ausgeflogen, darunter 325 amerikanische Staatsbürger. In dem Zeitraum bis Mittwochfrüh (9.00 Uhr MESZ) seien 18 Transportmaschinen vom Typ Boeing C-17 aus Kabul abgeflogen, erklärte der Sprecher US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Mittwoch.

Boeing C-17 Globemaster
Links: Eine Boeing C-17 Globemaster der U.S. Air Force. Rechts: Die vollgestopfte C-17 in Kabul. - Keystone

Er gehe davon aus, dass die Zahl der ausgeflogenen Passagiere in den nächsten 24 Stunden, also bis Donnerstagmorgen, wieder etwa bei 2000 liegen dürfte, darunter Afghanen, Menschen aus anderen Nato-Staaten und Amerikaner, sagte Kirby. Dies hänge aber von vielen Faktoren ab, darunter der Konfiguration der Flugzeuge. Die Transportmaschinen vom Typ C17 kämen weiter mit Soldaten und Ausrüstung in Kabul an und seien daher nicht alle auf den maximalen Passagiertransport von rund 300 Personen ausgelegt, erklärte Kirby.

20.15: Die Bundeswehr hat bisher rund 500 Menschen aus der Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Es habe bislang fünf Bundeswehrflüge von Kabul in die usbekische Hauptstadt Taschkent gegeben, sagte Aussenminister Heiko Maas (SPD) am Mittwoch in Berlin. «Wir wollen das in den kommenden Tagen auch in der Quantität weiterführen. Es kann nur der Anfang sein.»

Deutschland und weitere Länder wollen laut Maas «so viele Menschen wie irgendwie möglich aus Afghanistan in Sicherheit bringen». Noch am Mittwoch seien zwei weitere Transport-Flüge der Bundeswehr geplant. Ausserdem bemühe sich Deutschland darum, Nahrungsmittel an den Flughafen von Kabul zu bringen, wo viele Menschen in der Hoffnung ausharren, das Land verlassen zu können.

20.00: Am Montag spielten sich in Kabul besonders schockierende Szenen ab: Mehrere blinde Passagiere klammerten sich an ein startendes US-Rettungsflugzeug. Aufnahmen zeigten zwei Personen, die vom Flugzeug in den Tod stürzten. Nun ist klar: Bei den Opfern handelt es sich um Teenager.

Ein afghanischer Twitter-Nutzer gibt an, die beiden gekannt zu haben. Er schreibt: «Ich bin in Tränen aufgelöst. Zwei Jungs, die abgestürzt sind, nachdem sie sich an einem Flugzeug festklammerten, waren Nachbarn meiner Tante. Die beiden waren 16 und 17 Jahre alt, ihre Leichen wurden gerade zu ihren Eltern nach Hause gebracht.»

Afghanistan
Zwei Jugendliche klammerten sich an ein Flugzeug, um aus Afghanistan zu flüchten und stürzten dabei in den Tod. - Screenshot Youtube/NDTV

Die Jugendlichen sollen Wassermelonen auf den Märkten von Kabul verkauft und Mülltonnen durchforstet haben, um für sich und ihre Mutter zu sorgen. «Die Jungen waren die einzigen Kinder der Mutter. Sie weiss nicht, wie sie unter dem Taliban-Regime überleben soll», so der Twitter-User.

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