Ugandas Präsident besiegelt Todesstrafe für Homosexuelle
Ugandas Präsident hat jüngst ein umstrittenes Gesetz unterschrieben. Demnach können Homosexuelle zur Todesstrafe verurteilt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- In Uganda können Homosexuelle in gewissen Fällen zur Todesstrafe verurteilt werden.
- Die Reaktionen auf diese Handlung reichen über die Ländergrenzen hinaus.
- LGBT-Aktivsten haben bereits eine Petition dagegen gestartet.
In Uganda ist die Todesstrafe für Homosexuelle in gewissen Fällen erlaubt. Präsident Yoweri Museveni soll verschiedenen Medienberichten zufolge das entsprechende Gesetz dazu unterzeichnet haben. Eine Gruppe von ugandichen LGBT-Aktivisten habe beim Verfassungsgericht bereits eine Petition eingereicht.
Homosexuelle, die der Vergewaltigung oder des Geschlechtsverkehrs mit Minderjährigen oder Behinderten überführt werden, müssen nun mit der Verurteilung zum Tode rechnen. Dies teilt Parlamentssprecherin Anita Annet Among mit.
Todesstrafe in Uganda: LGBT-Aktivisten droht Haftstrafe
Zudem können auch Gruppen, die sich für Homosexuelle einsetzen, mit einer Strafe rechnen. LGBT-Aktivisten können Haftstrafen bis zu 20 Jahren drohen.
LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Oft wird auch die Variante LGBTQ verwendet. Weitere Varianten sind LGBTQI oder LGBTQIA+. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung.
Auswirkungen bereits vor der Unterzeichnung spürbar
Vor gut einem Monat hatte Museveni eine erste Version des Gesetzes an das Parlament zurückgegeben. Er hatte Bedenken, das Gesetz könnte rechtlich angreifbar sein. In seiner ursprünglichen Version hätte das es auch Homosexuelle, die sich freiwillig in ärztliche Behandlung begeben, kriminalisiert. Diesen Aspekt änderte das Parlament nun.
Schon vor der Unterzeichnung seien die Auswirkungen zu spüren gewesen, sagte der ugandische LGBT-Aktivist Sam Ganafa. Krankenhäuser würden Homosexuelle abweisen, da die Einrichtungen fürchteten, von der Regierung schikaniert zu werden. «Das ist eine traurige Nachricht. Unsere Leute müssen sich wieder verstecken», sagte Ganafa der Deutschen Presse-Agentur.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, das Gesetz verletze «grundlegende Menschenrechte, zu denen sich Uganda verpflichtet hat und die in der Charta der Afrikanischen Union verankert sind». Die Bundesregierung habe in ihren Gesprächen mit der ugandischen Regierung ihre Ablehnung der Gesetzgebung deutlich gemacht und auf den Schaden für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die internationale Reputation Ugandas hingewiesen. «Neben der eklatanten Verachtung der Menschenwürde hat das Gesetz auch Auswirkungen auf die Arbeit internationaler Partner vor Ort, die wir nun gemeinsam prüfen müssen», so Schulze.
Niederlande schränken Entwicklungszusammenarbeit ein
Als Reaktion schränken die Niederlande ihre Unterstützung für das ostafrikanische Land ein. Zuwendungen für ein Programm zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit in Höhe von 25 Millionen Euro werden ausgesetzt, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Das habe die für Entwicklungszusammenarbeit zuständige Ministerin Liesje Schreinemacher entschieden.
«Es ist erschreckend, dass Uganda sich definitiv für eine extreme Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung entscheidet», erklärte sie. Die Niederlande würden sich weiter aktiv für den Schutz der LGBT-Menschen in Uganda einsetzen.
Das Auswärtige Amt verurteilte die Unterzeichnung des Gesetzes – damit werde die «eklatante Verletzung» von Menschenrechten festgeschrieben, schrieb das Ministerium auf Twitter. Es verstosse gegen internationale Verpflichtungen und müsse zurückgenommen werden.
Die Menschenrechtsgruppe Amnesty International sagte, das neue Gesetz werde Diskriminierung, Hass und Vorurteile gegen LGBT-Menschen in Uganda weiter verankern.
Die EU bedauere die Unterzeichnung des Gesetzes, teilte eine Sprecherin des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell mit. Die ugandische Regierung habe die Pflicht, alle ihre Bürger zu schützen und ihre Grundrechte zu wahren. Die EU werde weiterhin mit den ugandischen Behörden und der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, «um sicherzustellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, gleich, mit Würde und Respekt behandelt werden.»
Biden fordert Aufhebung des Gesetzes
US-Präsident Joe Biden forderte die «sofortige Aufhebung des Gesetzes». Niemand solle ständiger Angst um sein Leben oder Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt sein. Einige Ugander seien bereits aus ihren Häusern vertrieben oder von ihrer Arbeit entlassen worden. Nun drohten lange Gefängnisstrafen, Gewalt und Missbrauch, so Biden.
Der US-Sicherheitsrat wird demnach die Auswirkungen des Gesetzes auf alle Aspekte des US-Engagements in Uganda neu bewerten, einschliesslich des der Notfallplan des US-Präsidenten zur Aids-Hilfe sowie des Agoa-Handelsabkommens, das Uganda zollfreien Zugang für Tausende Waren in den US-Markt garantiert. Zusätzlich erwäge er Sanktionen und Einreisebeschränkungen in die USA gegen alle, die an schweren Menschenrechtsverletzungen oder Korruption beteiligt seien, sagte Biden.
Die US-Regierung investiert nach eigenen Angaben jährlich knapp eine Milliarde Dollar (umgerechnet etwa 933 Millionen Euro) in Uganda. Ugandas Fortschritte bei der HIV-Bekämpfung seien nun ernsthaft gefährdet, erklärte das UN-Programm für die Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids (UNAIDS).