Wie hilft ein Alkoholverbot im Kampf gegen das Coronavirus?

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Südafrika,

Südafrika setzt angesichts der stark gestiegenen Neuinfektionen mit dem Coronavirus erneut auf ein Alkoholverbot. Was genau erhofft sich die Regierung davon?

Alkoholverbot wegen der Corona-Pandemie
Alkoholverbot wegen der Corona-Pandemie - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Südafrika setzt angesichts der steigende Corona-Zahlen erneut auf ein Alkoholverbot.
  • Dank dieser Massnahme wird das Gesundheitssystem stark entlastet.
  • Laut Berechnungen sollen so in acht Wochen 13'000 Intensivbetten freigehalten werden.

In Südafrika gilt ab Montag eine nächtliche Ausgangssperre und erneut ein Alkoholverbot. Präsident Cyril Ramaphosa kündigte diese Massnahmen an, nachdem die Zahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus enorm anstieg. Letztes Wochenende wurde ein neuer Höchststand von über 13'000 Ansteckungen innert 24 Stunden erreicht.

Die südafrikanische Regierung setzte bereits zu Beginn der Pandemie auf ein Alkoholverbot. Nach zwei Monaten wurde dieses am 1. Juni wieder aufgehoben. Ein ebenfalls Ende März eingeführtes Verkaufsverbot von Tabakwaren ist hingegen weiterhin in Kraft.

Gesundheitssystem entlasten

Laut Ramaphosa sei das Verbot notwendig, um Druck vom Gesundheitssystem zu nehmen. Es sei entscheidend, «die Krankenhäuser nicht mit Verletzungen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zu belasten.»

Südafrika Ramaphosa Alkoholverbot Coronavirus
Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, spricht beim China-Afrika-Gipfel zur Eindämmung des Coronavirus. - DPA

Die Experten des Gesundheitssystems begrüssten das Alkoholverbot, wie die österreichische Tageszeitung «Die Presse» berichtet. Der «South African Medical Research Council» (MRC) hat die Auswirkungen über einen achtwöchigen Zeitraum berechnet. Demnach würde die Behandlung von 17'759 Patienten ermöglicht und 12'950 Intensivbetten verfügbar gemacht.

Mehr Platz für Patienten mit Coronavirus

Ohne Alkohol würden viel weniger verletzte Menschen in die Krankenhäuser eingeliefert. Durch das Verbot, das ab Ende März galt, kam es zu deutlich weniger Gewalt in den Townships und massiv weniger Verkehrsunfällen.

Das Ziel sei nun gemäss dem Gesundheitsminister Zweli Mkhize erneut, die nötigen Betten freizuhalten für allfällige Patienten mit dem Coronavirus.

In den letzten Monaten sind laut «BBC» zwar die Kapazitäten der Spitäler um 28'000 Plätze erweitert worden. Doch Südafrikas Gesundheitssystem leidet unter einem enormen Personalmangel: Mindestens 12'000 Ärzte, Pfleger und andere Mitarbeiter fehlen.

Coronavirus - Südafrika
Patienten, die sich mit dem Virus Covid-19 infiziert haben, werden im Tshwane District Hospital in Pretoria, Südafrika, mit Sauerstoff behandelt. Foto: Jerome Delay - DPA

Gastronomen und die Alkoholindustrie sind verärgert und fordern Lösungen. «Die Presse» zitiert stellvertretend einen Mann aus Johannesburg: «Was können wir Barkeeper für unser Überleben tun? Das ist alles, was ich wissen will.»

Ob sich die Südafrikaner an das Verbot halten, ist zu bezweifeln. So zirkulierten beim letzten Verbot viele Rezepte in den sozialen Medien, wie man selbst Alkohol herstellen kann.

Südafrika ist nach offiziellen Zahlen das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land Afrikas. Bislang sind über 300'000 Ansteckungen nachgewiesen, über 4'350 Infizierte starben.

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