«Amazon Ring» sollte Nutzern eigentlich mehr Sicherheit ins Haus bringen. Doch lange hatten US-Behörden uneingeschränkten Zugang zu den Aufzeichnungen.
Amazon Ring Überwachung Behörden
Zeitweise hatten etliche US-Behörden freie Sicht in US-Haushalte. - DPA / Keystone / Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Zeitweise hatten US-Behörden uneingeschränkten Blick in hunderttausende Haushalte.
  • Amazon reagierte und unterband die polizeiliche Narrenfreiheit.
  • Die Geschichte zeigt jedoch, dass der Konzern keineswegs aus Datenschutz-Bedenken handelte
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Das Management dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als Amazon 2020 ein bedenklicher Brief ins Haus flatterte.

Autorin: Amazon-Entwicklerin Max Eliaser. Aussage: Das Produkt «Amazon Ring» sei «schlicht nicht kompatibel mit einer demokratischen, freien Gesellschaft». Was steckt dahinter?

Jeff Bezos Amazon
Jeff Bezos ist Gründer des Versandhändlers Amazon. - Keystone

Bei Amazon Ring handelt es sich um eine Kollektion aus verschiedenen «Smart Home»-Geräten, die sich der Heim-Sicherheit widmen: Von Überwachungskameras über Bewegungssensoren und intelligenten Türklingeln ist alles dabei.

Ausspähen hunderttausender Haushalte ohne Gerichtsbeschluss möglich

Problem: Wer diesen Geräten bestimmte Berechtigungen erteilte, unterschrieb automatisch einen Vertrag mit dem Teufel.

Denn Ermittler erhielten in den USA damit uneingeschränkten Zugang zu den mit den Gerätschaften aufgezeichneten Daten. Dies ganz ohne Gerichtsbeschluss geschweige denn Information an den Nutzer, berichtet «The Gurdian».

Nutzen Sie smarte Heim-Überwachung?

2019 zählte das Ringnetzwerk in etwa 400'000 Nutzer. Heisst: freier Blick in ebenso viele Haushalte.

Der Versandhändler und Tech-Konzern reagierte und unterband den bedenklichen Handlungsspielraum der Behörden. Nun informiert der Tech-Konzern, dass dieser Ban um ein weiteres Jahr verlängert worden sei.

Ein Amazon-Sprecher erklärt: «Die Kunden haben die Kontrolle darüber, ob und wie sie Clips von ihren Kameras zur Verfügung stellen.» Sicherheitsbehörden hätten keinen Zugriff auf Kundengeräte oder Livestreams. Gleichzeitig informiere Ring regelmässig über die Anzahl der Behörden, die den Dienst nutzen.

Amazon kein Datenschutz-Engel

Der grosse Versandhändler als grosser Beschützer der Privatsphäre? Wohl kaum. 2018 ging der Konzern laut «The Gurdian» rund 1800 Partnerschaften mit diversen Strafverfolgungsbehörden ein.

Amazon Ring
Dieser Slogan galt in den USA offenbar auch für die Polizei. - Amazon

Eine Hochrechnung des Mediums ergab: Etwa jeder zehnte US-Polizeiposten hatte bis zum ersten Ban uneingeschränkten Zugang zum Ring-Netwerk.

Das Milliarden-schwere Unternehmen wurde erst während der aufflammenden Proteste gegen Polizeigewalt im Zuge des Todes von George Floyd aktiv. Von aufrichtigen Intensionen kann also nicht die Rede sein. Den grossen Abhörskandal um Amazon Alexa mal ausgeklammert.

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