Huawei: So kommen die neuen Smartphones ohne Google Android aus
Seit im Mai der Streit zwischen den USA und Huawei ausgebrochen ist, bereitet sich der Konzern auf eine Zukunft ohne Google vor. Doch wie sieht diese aus?
Das Wichtigste in Kürze
- Neue Huawei-Smartphones werden mit einer Alternative der Google-Dienste ausgeliefert.
- Die Google Play Dienste sind zentraler Bestandteil von Android.
- Noch fehlen viele essenzielle Apps in der Huawei App Gallery.
«Ohne Google Play Services» heisst es, wenn man derzeit das Huawei Mate 30 Pro vorbestellen will. Das neue Smartphone erscheint am kommenden Dienstag ohne die Google-Dienste, die Teil von Android sind. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Nau.ch fasst alle Informationen zum Android-Handy ohne Google zusammen.
Huawei mit Android ohne Google
Ja, das von Google entwickelte Betriebssystem Android ist Open Source. Dies bedeutet, dass die Software frei zugänglich ist und von jedem kopiert und verändert werden darf. Doch ganz so freizügig, wie es scheint, ist Google dann doch nicht: Während jeder sein eigenes Androidsystem entwickeln darf, sind die Google-Dienste von Google geschützt.
Die Google Play Dienste sorgen auf Android-Phones für die Kommunikation der Apps mit Android selbst. Die Dienste verwalten beispielsweise Logindaten, in-App Bezahlungen und Push-Nachrichten. Deaktiviert man die Google-Dienste, funktionieren zahlreiche Apps nicht mehr oder stark eingeschränkt.
Ein Beispiel dafür ist die YouTube-App, welche gar nicht mehr läuft. Eingeschränkt funktioniert die SBB-App: Die Fahrplansuche geht ohne Probleme, aber der Swisspass kann nicht hinterlegt werden. Die Liste mit Apps, die völlig ohne Google-Dienste auskommen, ist kurz.
App Gallery von Huawei: Vieles fehlt
Die Trennung von Huawei und Google bedeutet also, dass eine dritte Plattform neben Apples iOS und Google Android entsteht. Das ist eine gewaltige Aufgabe: Laut einem neuen Bericht von «Der Standard» arbeiten derzeit 4000 Entwickler am neuen Betriebssystem.
Doch auch wenn Huawei allein 2020 drei Milliarden Dollar in die Software-Entwicklung stecken will, reicht das allein nicht. Man bemüht sich zwar, nahe an Google Android zu bleiben. Doch Huawei kann nur die Plattform bieten, WhatsApp, Facebook und Instagram beispielsweise müssen ihre Apps selbst anpassen.
Und das kann dauern. Derzeit fehlen in der Huawei App Gallery noch zahlreiche Apps, die für viele unerlässlich sind. Was mit Google-Apps wie Maps, YouTube oder Gmail passiert, ist noch völlig offen.
Politisches Hickhack
Im Mai wurde Huawei von den USA auf die Schwarze Liste gesetzt. Damit wurde amerikanischen Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller von Smartphones verboten. Seitdem wird der Alleingang geplant. Europäische Länder sind bei den Sanktionen nicht mitgezogen.
Grund für die Auseinandersetzung war der Vorwurf, dass die chinesische Regierung mittels Huawei-Smartphones Spionage betreibe. Dies liegt durchaus im Rahmen des Möglichen. Schliesslich ist auch bekannt, dass amerikanische Sicherheitsdienste Zugriff auf Googles Daten haben. Zukünftig kann man also selbst entscheiden, von wem man ausspioniert werden möchte.