Ärzte ohne Grenzen besteht seit 50 Jahren – feiert aber nicht

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Frankreich,

Vor 50 Jahren wurde Ärzte ohne Grenzen gegründet. Seither hat sich viel verändert. Der Wunsch bliebt: 2071 nicht 100 Jahre feiern zu müssen.

ärzte ohne grenzen
Ärzte ohne Grenzen versorgen Menschen in Krisengebieten medizinisch. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gründung von Ärzte ohne Grenzen jährt sich heute Dienstag zum 50. Mal.
  • Doch es sei kein Grund zum Feiern – Hilfe sei noch immer dringend.
  • In den letzten Jahren hat sich die Organisation stark verändert und neue Krisen kommen.

Einst ritten sie mit dem Esel heimlich nach Afghanistan. Heute sind sie in kürzester Zeit in den Katastrophengebieten der Welt. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen gibt es nun seit 50 Jahren.

Ein Geburtstag ohne glückliches Geburtstagskind: Nur mässig kann sich Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, über das 50-jährige Bestehen der Hilfsorganisation freuen. 50 Jahre seien kein Grund zu feiern, sagt Katzer, denn humanitäre Hilfe sei noch immer notwendig. Dennoch sei man stolz auf das, was in den vergangenen Jahren geleistet wurde.

Und diese Liste ist lang. Ob beim Libanonkrieg, dem Völkermord in Ruanda, dem Bosnienkrieg, Naturkatastrophen und Ebola-Ausbrüchen: die Hilfsorganisation war mit ihren Beschäftigten in zahlreichen der grossen Notlagen der vergangenen Jahrzehnte vor Ort. Sie ist eine der bedeutendsten Organisationen im Bereich medizinische humanitäre Hilfe. 1999 erhielt die Organisation für ihre «bahnbrechende humanitäre Arbeit» sogar den Friedensnobelpreis.

mangelernährte Kinder
Ärzte ohne Grenzen kümmern sich um mangelernährte Kinder in der Gemeinde Shanamaro im Süden von Madagaskar. - keystone

Ärzte ohne Grenzen ist gross geworden

Weltweit agiert Ärzte ohne Grenzen mit etwa 64'000 Beschäftigten in 88 Ländern. Dass Ärzte ohne Grenzen einmal so gross werden würde, war anfangs kaum abzusehen.

Am 21. Dezember 1971 schlossen sich Ärzte und Journalisten in Paris zusammen und gründeten Médecins sans frontières (MSF). Einige von ihnen hatten im Biafra-Krieg in Nigeria Hilfe geleistet und waren frustriert, nicht mehr tun zu können.

Sie wollten die Nothilfe besser organisieren und mehr Aufmerksamkeit für Notlagen schaffen, nicht mehr zu Einsätzen schweigen. MSF sollte so medizinische Hilfe mit Öffentlichkeitsarbeit vereinen und Sprachrohr sein. Wegen ihres ungewöhnlichen Ansatzes wurden die Freiwilligen von MSF auch als «Rebellen der Nothilfe» bezeichnet. So schilderte es Francis Sejersted in ihrer Lobesrede bei der Verleihung des Friedensnobelpreises.

Schnelle Hilfe nötig

Mit den Jahren änderten sich bei MSF die Umstände der Arbeit. Einst ritten sie heimlich auf Eselskarawanen nach Afghanistan ein, konnten monatelang kaum Zeichen von sich geben. Heute sei das unvorstellbar.

Impfzentrum Ärzte ohne Grenzen
Impfzentrum im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro. - AFP/Archiv

Teams seien regelmässig erreichbar, und man könne innerhalb von Stunden in alle Winkel dieser Welt kommen. Das erzählt Stöbe, der selbst in etlichen MSF-Einsätzen war.

Und diese schnelle Hilfe sei nötig. «Wenn ich nach einem Tsunami erst Wochen später in Asien bin, dann bringt das nichts mehr; weil die Menschen dann tot sind und auch die Verletzten nicht mehr gerettet werden können.»

Gleichzeitig hat sich auch das Einsatzgebiet von MSF verändert. «Die Hilfe, die wir anbieten, die ist eben nicht mehr nur in exotischen Kontexten», sagt Stöbe. An der polnischen Grenze etwa, wo Menschen erfrören, auf griechischen Inseln und im Mittelmeer. Flucht und Vertreibung sei eine der zunehmend globalen Krisen.

Corona-Pandemie als Herausforderung

Eine weitere solche Krise ist die Corona-Pandemie, die auch logistisch eine riesige Herausforderung für die Organisation war. Mit Blick auf die Zukunft ist es vor allem die Klimakrise, die MSF umtreibt. Und weil diese «Katastrophen mit Ansage» vorhersehbar seien, verändere dies erneut die Arbeit der NGO: «Wirbelstürme, Überschwemmungen - das sind alles vorgezeichnete Entwicklungen, auf die wir uns vorbereiten müssen», sagt Stöbe.

Noch weiter nach vorne gedacht hat Stöbe einen ungewöhnlichen Wunsch: 2071 kein 100. Jubiläum feiern zu müssen.

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