Coronavirus: Tausende Briten könnten Impf-Entschädigung erhalten
Die Debatte um Entschädigungen gewinnt an Fahrt: Tausende Briten streben Kompensation für mutmassliche Schäden durch Impfungen gegen das Coronavirus an.
Das Wichtigste in Kürze
- In Grossbritannien könnten Tausende Briten eine Entschädigung wegen Impfschäden erhalten.
- Die Entschädigungssumme beläuft sich in jedem der Fälle auf 120'000 Pfund.
Rund 14'000 Briten haben Anträge auf staatliche Entschädigung für angebliche Impfschäden gestellt. Dies geht aus Zahlen hervor, die dem «Telegraph» vorliegen. «Etwa 97 Prozent der zuerkannten Ansprüche beziehen sich auf den Astrazeneca-Impfstoff», berichtet die Zeitung.
Bislang wurden 175 Anträge bewilligt. Die Entschädigungssumme beträgt jeweils 120'000 Pfund (135'000 Franken).
80 Briten klagen gegen Astrazeneca-Impfung gegen Coronavirus
Einige Betroffene gehen nun juristisch gegen Astrazeneca vor. Wie die BBC berichtet, klagen rund 80 Personen vor dem High Court. Sie argumentieren, «der Impfstoff sei weniger sicher gewesen, als die Menschen zu erwarten berechtigt waren».
Kam Miller (58) verlor ihren Mann Neil (†50) durch seltene Blutgerinnsel nach der Impfung gegen das Coronavirus.
Sie betont: «Ich bin nicht gegen Impfungen. Und Neil war es auch nicht. Er war begierig darauf, seine Impfung so schnell wie möglich zu bekommen.»
Das Leben von Larry Lowe aus Nordirland änderte sich wenige Tage nach seiner Booster-Impfung von Pfizer schlagartig. Der 54-Jährige sagt: «Ich verlor das Gefühl in meinem Gesicht, Mund, Nase, Zunge, an dieser ganzen Seite meines Kopfes.»
Entschädigungssystem sorgt für Kritik
Experten kritisieren das bestehende Entschädigungssystem als unzureichend. Sarah Moore von der bei den Klagen involvierten Kanzlei Leigh Day argumentiert in einem Blogbeitrag für eine komplette Reform.
Sie erklärt, dass das Schema veraltet sei und dringend überarbeitet werden müsse. Moore kritisiert insbesondere die pauschale Entschädigungssumme von 120'000 Pfund als unzureichend. Britischen Medien zufolge prüft die Regierung Änderungen am System.
Astrazeneca betont die Sicherheit seines Impfstoffs. Ein Sprecher erklärte gegenüber der BBC: «Die Sicherheit der Patienten hat für uns höchste Priorität. Und die Aufsichtsbehörden haben klare und strenge Standards, um die sichere Anwendung aller Medikamente, einschliesslich Impfstoffe, zu gewährleisten.»
Schweiz entschädigt auch Betroffene
Experten mahnen zur Vorsicht bei der Interpretation der Impfgeschädigten-Daten. Impf-Experte Adam Finn betont gegenüber der BBC, dass die Zahl der Betroffenen klein sei.
Erst vor einem Monat kam es in Sachen Impfschaden zu einer Premiere in der Schweiz: Wegen gesundheitlicher Probleme, die auf die Impfung zurückzuführen sind, erhält eine Person 12'500 Franken Genugtuung. Die Entschädigung bezieht sich auf einen Verdienstausfall, der nachgewiesen wurde.
Insgesamt gingen beim Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) bisher 320 Gesuche um Entschädigungszahlungen wegen Impfschäden ein. Viele warten noch heute auf einen Bescheid, fühlen sich im Stich gelassen.
Eine Person, die auf einen BAG-Bescheid wartet, ist Michael Hirt. Vor eineinhalb Jahren hat er ein Gesuch für seine Frau eingereicht. Diese ist seit der Impfung gegen das Coronavirus im April 2021 praktisch vollinvalide. «Sie verbringt 18 Stunden im Tag liegend, die restlichen Stunden im Rollstuhl.»