Demonstranten fordern Aufklärung nach Brandkatastrophe in Sibirien
Auch einen Tag nach dem verheerendem Brand in der russischen Provinz stehen die Menschen noch immer unter Schock. Die Wut der Angehörigen richtet sich nun gegen die Behörden. Gibt es doch mehr Tote als offiziell bekannt?
Das Wichtigste in Kürze
- Hunderte Russen gehen nach dem verheerenden Brand in Sibirien auf die Strasse.
- Sie fordern eine Aufklärung der Brandursache.
- Beim Unglück kamen etwa 40 Kinder ums Leben.
Nach der Brandkatastrophe im sibirischen Kemerowo mit mehr als 60 Toten haben Hunderte Menschen für eine Aufklärung der Brandursache demonstriert. Die Bewohner forderten von den Behörden eine Liste der Opfer, wie die Agentur Interfax am Dienstag meldete. Nach offiziellen Angaben waren bei dem Brand 64 Menschen ums Leben gekommen, darunter etwa 40 Kinder. Die Bewohner gehen jedoch davon aus, dass die Zahl weit höher liegen könnte.
Eine Bürgergruppe aus Angehörigen und Bewohnern bestätigte nach einem Besuch in einer Leichenhalle, dass 41 Kinder unter den Toten seien. Viele von ihnen seien noch nicht identifiziert, hiess es. Die Angaben der Behörden seien korrekt.
Präsident Wladimir Putin reiste überraschend nach Kemerowo und legte einen Blumenstrauss an einer Mauer des Einkaufszentrums nieder (Nau berichtete). Er kritisierte die Schutz- und Sicherheitsmassnahmen scharf. Es sei zu «verbrecherischer Nachlässigkeit und Schlamperei» gekommen. Putin versprach, alle Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen. «Alle, die antworten müssen, werden uns Antworten geben», sagte der Kremlchef.
Das Feuer war am frühen Sonntagabend in der Kinderabteilung im vierten Stock des Einkaufszentrums ausgebrochen (Nau berichtete). Es erfasste innerhalb kurzer Zeit eine Fläche von rund 1600 Quadratmetern. Das Shopping-Center «Simnjaja Wischnja» (Winterkirsche), das wegen seines Kinos und des Tiergeheges besonders bei Familien beliebt ist, war 2013 in der Industriestadt rund 3000 Kilometer östlich von Moskau eröffnet worden.