Fast Fashion: So will Frankreich Shein und Co. ausbremsen
Genug von den umweltschädlichen Praktiken: Frankreich geht als erstes Land den Fast-Fashion-Anbietern an den Kragen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Fast-Fashion-Konzern Shein steht immer wieder in Kritik.
- Frankreich will nun solchen Billigmodenherstellern an den Kragen.
- Ein neuer Gesetzesentwurf soll dieses Geschäftsmodell «bekämpfen».
Der chinesische Billigmodehersteller Shein hat die Fast-Fashion-Branche revolutioniert. Noch schneller, noch günstiger und noch mehr Konsum soll es sein. Offenbar funktioniert das Geschäftsmodell: Im Jahr 2022 kontrollierte Shein laut «Reuters» rund ein Fünftel des weltweiten Marktes für Fast Fashion. Shein ist somit erfolgreicher als Zara oder H&M.
Doch der Erfolg hat seinen Preis: Der chinesische Modehersteller sieht sich immer wieder massiver Kritik ausgesetzt. So wurden etwa giftige Chemikalien in seinen Produkten nachgewiesen. Diese können eine massive Belastung für die Umwelt, die Konsumierenden und auch die Shein-Arbeiterinnen und -Arbeiter sein.
Weiter stehen die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken stark unter Kritik. Angestellten müssen für einen Hungerlohn teils sieben Tage die Woche schuften.
Die prekäre Situation in den Shein-Fabriken und die katastrophalen Folgen für die Umwelt haben Frankreich nun zum Handeln gebracht. Ein neuer Gesetzesentwurf soll Billighändler wie Shein zur Verantwortung ziehen.
«Schmutzigste Industrie der Welt»
Anne-Cécile Violland sitzt seit 2022 in der französischen Nationalversammlung – und ist offenbar keine Freundin von Billigkleidern. «Ich bekämpfe das Geschäftsmodell», sagt sie im Gespräch mit dem «Spiegel». Doch wie soll ihr Gesetzesentwurf dabei helfen?
Die Politikerin sagt: «Wir zwingen die Anbieter, in all ihren französischen Onlineauftritten mit Bannern auf die ökologischen Folgen ihres Geschäfts aufmerksam zu machen.» So soll in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Praktiken von Shein geschaffen werden.
Shein-Kunden müssen Umweltsünder-Zuschlag zahlen
Weiter werde Frankreich der Fast-Fashion-Kundschaft an den Geldbeutel gehen: «Fast-Fashion-Kunden müssen in Frankreich von 2025 an einen Zuschlag draufzahlen.»
Zuerst starte dieser bei bis zu fünf Euro pro Artikel. Bis 2030 sollen bis zu zehn Euro zusätzlich gezahlt werden. «Der Preis eines Artikels kann sich so sogar verdoppeln», sagt Violland.
So soll der «schmutzigsten Industrie der Welt» an den Kragen gegangen werden. Denn: «Die Bekleidungsbranche ist für zehn Prozent des CO2-Ausstosses weltweit verantwortlich», meint die Politikerin.
Brauche ich dieses Kleidungsstück wirklich?
Gegenüber der Zeitung betont Violland: «Wichtig ist, dass jede Kundin und jeder Kunde sich vor dem Kauf ernsthaft diese Fragen stellt: Brauche ich das wirklich?» Diese Eigenverantwortung sei wichtig. Denn: «Wir können uns diesen Überkonsum nicht mehr leisten», so die Französin.
Ihr sei völlig klar, dass dieses Gesetz nur ein bescheidener Anfang sei. Doch sie hoffe, dass andere Länder nachziehen. «Dieses zerstörerische Geschäft muss auf EU-Ebene bekämpft werden», sagt Violland.