Österreich bittet die Opfer des Holocausts um Verzeihung
70 Jahre nach den November-Pogromen von 1938 entschuldigt sich Wolfgang Sobotka bei den Juden.
Das Wichtigste in Kürze
- Österreich gedenkt den verfolgten Juden im Holocaust.
- Der Kanzler weist auf die grenzenübergreifende Verantwortung hin, die Juden zu schützen.
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sieht eine umfassende Verantwortung für die Sicherheit von Juden. «Diese Verantwortung endet weder an der österreichischen noch an der europäischen Grenze», auch gegenüber Juden in Israel habe Österreich Verantwortung, sagte der Regierungschef am Freitag bei einer Gedenkfeier anlässlich der November-Pogrome von 1938. «Wir haben uns zu spät, aber doch mit unserer Geschichte auseinandergesetzt», räumte Kurz ein. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bat die geladenen Holocaust-Überlebenden aus Israel in seiner Ansprache im Namen Österreichs um Verzeihung.
Vor 80 Jahren waren auch in Österreich, das seit März 1938 zu Nazi-Deutschland gehörte, Dutzende Juden getötet und Tausende verhaftet worden. Eine Vielzahl von Geschäften wurde auch von der Bevölkerung geplündert, fast alle Synagogen wurden zerstört.
Der in Wien geborene New Yorker Rabbi Arthur Schneier bezeichnete den Antisemitismus als Krebsgeschwür. «Jetzt ist der Krebs wieder zurück und hat Metastasen gebildet, in Europa und jetzt in der USA.» Zu den Erfahrungen der Ausgrenzung meinte Schneier: «Die meisten meiner christlichen Klassenkameraden wollten nichts mehr mit mir zu tun haben, im Klassenzimmer, im Park und in der Konditorei: Juden und Hunde unerwünscht. Ich habe sehr gerne Lederhosen getragen, aber Lederhosen, Dirndl für Juden? Kommt nicht infrage, verboten.»