EU

Serbiens Behörden verweisen junge EU-Ausländer des Landes

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Serbien,

Die serbische Polizei hat junge EU-Ausländer verhaftet und des Landes verwiesen. Dabei handelt es sich um Teilnehmer eines Workshops der «NGO Academy».

Belgrad, Serbien
Der serbische Präsident Aleksander Vucic spricht während einer Pressekonferenz in Belgrad. (Archivbild) - Keystone

Serbiens Polizei hat mehrere junge Ausländer aus EU-Staaten, unter ihnen fünf Kroatinnen und Kroaten, festgenommen, verhört und des Landes verwiesen. Bei den jungen Leuten, unter ihnen auch rumänische und irische Staatsbürger, handelte es sich um Teilnehmer eines Workshops der «NGO Academy», eines Fortbildungsangebots der österreichischen «Erste Stiftung» und der Wiener Wirtschaftsuniversität für Führungskräfte der Zivilgesellschaft in Mittel- und Osteuropa.

Das berichtete die Zagreber Zeitung «Jutarnji List» unter Berufung auf die betroffenen Kroatinnen und Kroaten. Die serbischen Behörden äusserten sich nicht zu dem Vorfall. Nach Schilderungen der kroatischen Betroffenen sass die Gruppe nach Abschluss des zweitägigen Workshops über die nachhaltige Finanzierung von Zivilorganisationen an der Bar ihres Belgrader Hotels.

Verhaftet wegen «Gefährdung»

Plötzlich seien Polizisten in Zivil aufgetaucht, die sie festnahmen und auf eine Polizeiwache brachten. Dort seien sie verhört und die ganze Nacht festgehalten worden. Schliesslich habe man ihnen beschieden, dass sie das Land innerhalb von 24 Stunden zu verlassen hätten. Als Grund habe die Behörde lediglich angegeben: «Gefährdung der Sicherheit Serbiens und seiner Bürger».

In Serbien regiert der weitgehend russlandfreundliche Präsident Aleksandar Vucic zunehmend autokratisch. In der Vergangenheit richteten sich Repressionen wie Einreiseverbote und Landesverweise vor allem gegen russische Kriegsgegner und Aktivisten, die nach Serbien geflohen sind. Dass mehrere EU-Bürger auf einen Schlag des Landes verwiesen wurden, ist bisher ohne Beispiel.

Reaktionen auf den Vorfall

Eine Sprecherin der «Erste Stiftung» zeigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur dpa «bestürzt». «Für uns ist das schlicht unerklärlich», fügte sie hinzu. Die «NGO Academy» werde an vielen Orten in Mittel- und Osteuropa abgehalten, seit 2013 regelmässig auch in Belgrad. Die «Erste Stiftung» hält Anteile an der österreichischen Grossbank Erste Group und finanziert mit der Dividende ihre Aktivitäten.

Die Führung in Belgrad zeigt sich derzeit nervös, weil sie mit einer von Studenten getragenen massiven Protestwelle konfrontiert ist. Ausgelöst hatte sie der Einsturz eines Bahnhofsvordachs in der nördlichen Stadt Novi Sad mit 15 Toten, dessen Ursachen der Inkompetenz und Korruptionsanfälligkeit der Regierung zugeschrieben wird.

Die Ausweisung belastet das angespannte Verhältnis zwischen Serbien und seinem westlichen EU-Nachbarn zusätzlich. Der kroatische Aussenminister Gordan Grlic Radman kündigte eine Protestnote seines Ministeriums an. Überdies werde er die EU-Kommission und die polnische Ratspräsidentschaft über die «demütigende Behandlung kroatischer Staatsbürger» durch die serbischen Behörden informieren.

Mehr zum Thema:

Kommentare

User #5405 (nicht angemeldet)

Hier ist doch gar nicht die Rede davon was die NGOs in Serbien gemacht haben. Und woher kommt die Behauptung NGOs würden steuerbefreit sein. Das ist Quatsch.

User #2055 (nicht angemeldet)

Als NGO darf man nicht alles, nur weil man Steuer befreit ist.

Weiterlesen

Serbien Kreml
6 Interaktionen
Europa-Park
1 Interaktionen

Mehr in News

Mehr EU

World Economic Forum annual meeting in Davos
21 Interaktionen
trump
1 Interaktionen
66 Interaktionen