So feiern andere Länder Silvester
Städte denken über Verbotszonen nach, Baumärkte wollen keine Böller mehr verkaufen: In Deutschland ist die Debatte um ein böllerfreies Silvester voll im Gang. Ein Blick über die Landesgrenze zeigt, viele andere Länder sind da schon einen Schritt weiter.
Das Wichtigste in Kürze
- Für viele gehört ein ordentliches Feuerwerk zu Silvester.
Doch im Ausland sieht das mitunter anders aus. Böller, Raketen und Co. sind nicht überall erlaubt. Ein Überblick.
USA
Wer Silvester in feiern will, sollte seine Böller Zuhause lassen: In der US-Ostküstenmetropole sind ausnahmslos alle Arten von privatem Feuerwerk verboten. Kracher genauso wie Raketen - bei denen man ja in Manhattan an vielen Orten ohnehin nicht wüsste wohin bei den vielen Hochhäusern. Trotzdem müssen die New Yorker auf Feuerwerk nicht verzichten, denn es gibt mehrere offizielle in der Stadt. Zentrum der Silvesternacht ist natürlich wie jedes Jahr die Party am Times Square - hier regnet es statt Feuerwerk aber eher Konfetti.
Frankreich
Die Franzosen haben zum Jahresende weniger Interesse an Böllerei - den grössten Teil ihres Pulvers verschiessen sie bereits am 14. Juli zum französischen Nationalfeiertag. In Frankreichs Hauptstadt Paris gilt an Silvester sogar ein absolutes Feuerwerk-Verbot für den Privatgebrauch. Dort treffen sich Pariser - und vor allem Touristen - auf der Prachtstrasse Champs-Élysées, um mit einer Lichtershow und einem von der Stadt organisierten Feuerwerk am Arc de Triomphe in das neue Jahr zu feiern. Auch in den Küstenmetropolen Cannes oder Saint-Tropez werden grosse Feuerwerke von der Stadt organisiert.
Schweden
Die Schweden dürfen im Privaten Böller und Raketen zünden, sofern sie die EU-Standards erfüllen und zugelassen sind. Wer Raketen mit Holzstab zünden will, der benötigt dafür laut einer - seit diesem Sommer geltenden - Regelung eine Genehmigung der Polizei. Um Feuerwerkskörper zu kaufen und zu zünden, muss man in Schweden mindestens 18 Jahre alt sein. Wer als Erwachsener Material für seine Kinder oder andere Minderjährige kauft, macht sich strafbar und könnte dafür im schlimmsten Fall sogar im Gefängnis landen.
Südafrika
In Südafrika ist das Abbrennen von Feuerwerk auf öffentlichen Plätzen nur unter strengen Auflagen erlaubt. In der Touristenmetropole Kapstadt stehen deshalb eher Partys, Cocktails und Konzerte auf dem Programm. Die Stadtverwaltung reagierte mit ihrem Verbot nach eigenen Angaben auf Beschwerden von Anwohnern und Tierschützern und wies keine genehmigten Startplätze für Feuerwerk mehr aus. Allerdings dürften die angedrohten Strafen mit 200 Rands (knapp 13 Euro) überschaubar in ihrer abschreckenden Wirkung sein.
Tschechien
Der zentrale Wenzelsplatz in der tschechischen Hauptstadt Prag verwandelt sich an Silvester jedes Jahr zu einem regelrechten Böller-Schlachtfeld. Das Zünden von privatem Feuerwerk ist dort am 31. Dezember und 1. Januar erlaubt. Tausende Feiernde werden erwartet. Die Einsatzkräfte richten sich mit Sanitätszelten auf die Party ein. Ein weiteres Spektakel fällt dieses Jahr allerdings flach: Das traditionelle Höhenfeuerwerk am Neujahrstag wird aus Kostengründen durch ein Videomapping, also eine Art Lichtshow, ersetzt.
Arabische Welt
Auch im arabischen Raum wird an Silvester gern mit Feuerwerk gezündelt, allerdings nicht immer legal. In Ägypten werden Böller und Raketen mit Sprengstoff gleichgesetzt - Herstellung, Besitz und Einfuhr ohne Lizenz sind verboten. Im Irak und in Jordanien ist Böllern im Privaten untersagt, im Libanon ist der Gebrauch dagegen im Umfeld des eigenen Hauses erlaubt. Das mit Abstand spektakulärste Feuerwerk in der Region steigt am höchsten Wolkenkratzer der Welt: dem 828 Meter hohen Burj Khalifa im Golfemirat Dubai.
Dänemark
Viele Dänen haben am Silvesterabend ein ungewöhnliches Utensil bei sich: eine Schutzbrille, wie sie Schüler aus dem Chemie-Unterricht kennen. Damit schützen sie sich vor Raketenüberresten, die vom Himmel fallen können. Selbst die zuständige Behörde Sikkerhedsstyrelsen rät: «Benutzt immer Schutzbrillen!» Feuerwerk darf vom 27. Dezember bis zum 1. Januar abgefeuert werden. Böller und Raketen aus dem Ausland sind für Privatpersonen Tabu - auch aus Deutschland.
Norwegen
Der Neujahrsnacht blickt die Feuerwehr in Norwegen nervös entgegen. Dort sind viele Wohnhäuser aus Holz gebaut - wenn da eines in Brand gerät, springt das Feuer schnell über. Deshalb sind Raketen an langen Holzstäben in Norwegen verboten. In einigen Stadtteilen in Oslo, Bergen, Stavanger und Trondheim, in denen viele alte Holzhäuser stehen, ist Feuerwerk sogar generell untersagt. Andernorts darf am Silvesterabend nur zwischen 18 und 2 Uhr geböllert werden.
Russland
Wer in Russland sein eigenes Feuerwerk zünden möchte, darf das an Silvester ausnahmsweise die ganze Nacht tun. Auch an allen anderen Tagen im Jahr darf geknallt werden - allerdings nur bis 23.00 Uhr. Das schreibt ein Gesetz vor, das Lärm in der Nacht verbietet. An Silvester gibt es in der Hauptstadt Moskau an vielen Orten ein öffentlich organisiertes Feuerwerk, zum Beispiel am Roten Platz.
Niederlande
Für die meisten Niederländer gehört Feuerwerk zu Silvester wie die Farbe Oranje zum Fussball. Doch auch bei unseren Nachbarn richten immer mehr Kommunen Feuerwerk-freie Zonen ein etwa rund um Altersheime oder Streichelzoos. Die Stadt Apeldoorn verhängte als erste Kommune des Landes sogar ein totales Feuerwerk-Verbot ab dem Jahreswechsel 2020-2021.
Polen
Immer mehr polnische Grossstädte verzichten mit Blick auf die Umweltverschmutzung und den Stress für Tiere auf ein grosses öffentliches Feuerwerk zu Silvester. In der Hauptstadt Warschau, in Danzig, Breslau und Stettin werden die «fajerwerki» durch Konzerte und Lasershows ersetzt. In Posen (Poznan) sprach sich bei einer Bürgerbefragung im Herbst eine knappe Mehrheit dafür aus, das öffentliche Feuerwerk beizubehalten. Böller-Verbote für die Bürger - wie in einigen deutschen Innenstädten - gibt es in Polen aber nicht.
Italien
In Rom und fast allen anderen italienischen Städten ist das Zünden von privatem Feuerwerk verboten. Nicht überall wird sich allerdings daran gehalten. Im ganzen Land werden immer wieder Dutzende Menschen durch Böller verletzt. Dabei gibt es gute Alternativen mit grossen, öffentlichen Feuerwerken, wie in Rom am Kolosseum. Dort verfolgen jedes Jahr Tausende Leute den Jahreswechsel.
Österreich
Die fünftgrösste Stadt Österreichs Innsbruck verzichtet zum Jahreswechsel erstmals auf ein innerstädtisches Feuerwerk. Der Bürgermeister drängte den Handel zuletzt, auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern zu Silvester zu verzichten. Stattdessen will die Stadt das neue Jahr mit einer Nebel-, Wasser- und Lichtshow begrüssen.
Griechenland
Der Verkauf von Böllern an Privatpersonen ist in Griechenland erlaubt und es kann überall entzündet werden. Allerdings ist das Feuerwerk zum Jahreswechsel eher eine Angelegenheit der Städte. In Athen etwa findet die zentrale Feier unterhalb dem Wahrzeichen der Akropolis statt. Selten sind an Silvester Menschen auf den Strassen zu sehen, die privat Feuerwerk anzünden.
Lettland
Die private Böllerei ist in Lettland nicht weit verbreitet. Zwar ist der Verkauf von Feuerwerk das ganze Jahr über erlaubt, abgebrannt werden darf es aber nicht zu jeder Zeit. In der Hauptstadt Riga etwa gilt ein generelles Verbot in den Nachtstunden. Ausnahmen gibt es an Feiertagen. Dennoch knallen an Silvestern nur wenige Letten. Viele zieht es stattdessen zum Ufer des durch Riga fliessenden Flusses Daugava, wo sie das öffentlich organisierte Grossfeuerwerk verfolgen.