Sturgeon will schottische Unabhängigkeit nach Brexit vorantreiben
Nach 2014 möchte Regierungschefin Nicola Sturgeon ein neues Unabhängigkeitsreferendum für Schottland. Die erste Reaktion aus London ist nicht sehr positiv.
Das Wichtigste in Kürze
- Nicola Sturgeon will ein neues Unabhängigkeitsreferendum.
- Zuvor hatte in einer Umfrage eine Mehrheit der Schotten für die Unabhängigkeit gestimmt.
- Der britische Premierminister Boris Johnson zeigt sich hingegen nicht kompromissbereit.
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon will die Unabhängigkeit Schottlands nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs noch stärker vorantreiben. Ihre Partei sei bereit, ihre Unabhängigkeitskampagne noch einmal zu verstärken. Das Budget dafür solle im laufenden Jahr verdoppelt werden, sagte Sturgeon am Freitag in Edinburgh.
Die Trauer über den Brexit werde in Schottland «mit Wut gefärbt» sein. Ein unabhängiges Schottland hätte eine «andere, bessere» Zukunft vor sich, sagte Sturgeon. «Unsere Aufgabe ist es, eine Mehrheit der Menschen in Schottland davon zu überzeugen.»
In einer am Donnerstag veröffentlichten YouGov-Umfrage hatte sich erstmals seit 2015 eine Mehrheit der befragten Schotten für die Unabhängigkeit ausgesprochen. Erst am Mittwoch hatte das schottische Regionalparlament mehrheitlich für ein zweites Referendum gestimmt.
Keine Zustimmung Londons in Sicht
Erzwingen kann Sturgeon ein Referendum aber nicht, sie braucht die Zustimmung Londons. Dass die Zentralregierung den Schotten ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum verwehre, sei kein Zeichen der Stärke, sondern der Schwäche, so Sturgeon.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat bereits klargemacht, dass er keine zweite Volksabstimmung zulassen wird. Die Frage sei beim ersten Referendum 2014 für eine ganze Generation geklärt worden, begründete Johnson seine Haltung.
Damals hatten 55 Prozent der Schotten gegen eine Abspaltung gestimmt. Sturgeon zufolge haben sich die Bedingungen seit dem Brexit-Referendum 2016 aber verändert. Die Schotten votierten damals mit grosser Mehrheit gegen den EU-Austritt, wurden aber von den Wählern in England und Wales überstimmt.