Thüringen führt Bezahlkarte ein – Asylbewerber gehen
Einige deutsche Landkreise zahlen die Hilfsleistungen an Flüchtlinge nicht mehr bar aus. Einige Asylbewerber ziehen deshalb ab, andere suchen Arbeit.
Das Wichtigste in Kürze
- In einigen deutschen Kreisen erhalten Asylbewerbende eine Bezahlkarte statt Bargeld.
- Einige Familien hätten die Zelte abgebrochen, echte Flüchtlinge würden bleiben.
- Pro-Asyl-Organisationen kritisieren aber die Restriktionen durch die Bezahlkarte.
Deutschland will sich für Flüchtlinge unattraktiver machen. Deshalb wurde beschlossen, Asylbewerbern kein Geld mehr, sondern eine Bezahlkarte zu geben. Auf Bundesebene verzögert sich die Umsetzung, einzelne Landeskreise haben sie nun eingeführt – und berichten von Erfolgen.
Der Kreis Greiz in Thüringen beispielsweise hat begonnen, Bezahlkarten auszuhändigen, bis Ende Monat sollen alle 740 Flüchtlinge eine haben. Bereits 14 Asylbewerbende haben den Landkreis deswegen verlassen, wie deutsche Medien berichten.
Gleiches hat auch der Kreis Eichsfeld, ebenfalls in Thüringen, erlebt, wie der Sachgebietsleiter Asyl gegenüber dem «Mitteldeutschen Rundfunk» sagt: «Familien aus Serbien und Nordmazedonien haben für sich reflektiert: ‹Ich möchte nicht länger in Deutschland bleiben›», sagt Thomas Dreiling. Sie würden Bargeld bekommen wollen. Jetzt, da sie es nicht mehr erhalten, «brechen sie die Zelte ab und gehen freiwillig nach Hause».
Andere Asylbewerbende hätten einen Minijob gesucht, was Landrat Werner Henning (CDU) begrüsst. «Ich möchte, dass sich Flüchtlinge eine Arbeit suchen.» Dies würde auch bei der Integration helfen.
Asylbewerber können Geld nur im Landkreis ausgeben
Inn den Kreisen, die die Bezahlkarte eingeführt haben, müssen Asylbewerbende einmal monatlich zur Aufladung erscheinen. Sie erhalten die 300 bis 400 Euro Asylbewerberleistungen dann auf die Mastercard. Das Geld kann ausschliesslich im Landkreis ausgeben werden. Zahlungen in die Heimat, Ausgaben in anderen Regionen und das Abbezahlen von Krediten sind nicht möglich.
Für die Behörden hat die Bezahlkarte den Vorteil, dass sie kein Bargeld mehr aushändigen müssen. Dadurch fällt auch der Polizeischutz weg. Zudem ist weniger Personal notwendig.
Pro-Asyl-Organisationen äussern aber ihre Zweifel am neuen System. So seien die Asylbewerbenden stark eingeschränkt. Der Kauf eines Deutschlandtickets sei beispielsweise nicht möglich.
Die Greizer Flüchtlingshilfe aber spricht von Erfolgen. Laut Dagmar Pöhland «wird die Spreu vom Weizen getrennt». Wer wirklich auf der Flucht sei, dem sei die Auszahlungsweise egal, er würde Kleidung und Lebensmittel kaufen. Zudem würden Flüchtlinge so besser den Umgang mit Geld lernen.