Im Ukraine-Krieg werfen sich Russland und die Ukraine gegenseitig vor, das AKW in Saporschschja zu beschiessen. Die Folgen eines Treffers wären verheerend.
Ukraine-krieg Kernkraftwerk
Das Kernkraftwerk Saporischschja ist das grösste Europas. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Das grösste AKW Europas steht in der Südukraine und wird beschossen.
  • Ein Sicherheitsexperte warnt vor den Folgen eines Einschlages im Atomkraftwerk.
  • Die Katastrophe habe das Potenzial, schlimmer zu sein als Tschernobyl.
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Im Ukraine-Krieg verschiebt sich die Front an vielen Orten weiterhin praktisch täglich. Im Süden der Ukraine halten russische Truppen aktuell das Atomkraftwerk in Saporischschja besetzt.

Beide Seiten werfen sich seither den Beschuss der Anlage vor. Teile der Anlage wurden bereits beschädigt und ein Reaktor musste ausgeschaltet werden. Die Angst vor einer tödlichen radioaktiven Entladung, die ganz Europa betreffen würde, steigt.

Bislang Glück gehabt

Zurecht, sagt Nuklearexperte Stephen Herzog von der ETH Zürich, und warnt: «Die Reaktoren in Saporischschja sind nicht dafür entworfen, dass sie irgendeinem Beschuss, egal ob vorsätzlich oder versehentlich, widerstehen können.»

AKW Saporischschja
Das AKW Saporischschja.
Satellitenfoto des Kernkraftwerks Saporischschja in Enerhodar. Foto: Planet Labs Pbc/Planet Labs PBC via AP/dpa
Satellitenfoto des Kernkraftwerks Saporischschja in Enerhodar. Foto: Planet Labs Pbc/Planet Labs PBC via AP/dpa
Ukraine Konflikt
Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).

Die Anlagen wurden im Ukraine-Krieg bereits leicht beschädigt, die Menschen in der Umgebung waren tagelang ohne Strom. «Ein nuklearer Unfall wurde bisher zwar vermieden. Das könnte aber auch einfach nur Glück sein.»

Ukraine-Krieg: «Folgen vielleicht grösser als Tschernobyl»

Die Folgen für die Menschen, die Landwirtschaft und die Natur wären bei einer Beschädigung der Reaktoren erheblich. «Einige Gebiete könnten unbewohnbar werden und massive Aufräumarbeiten erfordern, wie sie die Welt seit Tschernobyl nicht mehr gesehen hat. Vielleicht sogar noch viel grösser», sagt Herzog.

Eine radikoaktive Freisetzung würde weit über die Ukraine hinausgehen und möglicherweise jedes Land in Europa treffen, so der Sicherheitsexperte. «Wind- und andere Wettermuster sind unvorhersehbar, so dass nicht abzusehen ist, wie schwerwiegend die Folgen sein könnten.» Er erinnert dabei an Bauernhöfe im fernen Irland, die 1986 durch die Tschernobyl-Katastrophe kontaminiert wurden.

Bereitet Ihnen der Ukraine-Krieg Sorgen?

«Dies alles bedeutet, dass es möglicherweise Konsequenzen für Europa – und die Schweiz – haben könnte, sollte Russland sein tödliches Spiel in Saporischschja nicht beenden.»

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