Ukraine-Krieg: Diese aufblasbaren Panzer sollen Russen täuschen
Ziel der Attrappen: den Gegner dazu verleiten, Raketen sinnlos zu verschiessen. Eine Firma aus Tschechien baut Panzer aus Kunstseide für den Ukraine-Krieg.

Das Wichtigste in Kürze
- Es ist nicht alles, wie es scheint – auch nicht im Ukraine-Krieg.
- Um die Russen zu täuschen, setzen die Ukrainer Panzer-Attrappen ein.
- Hergestellt werden die aufblasbaren Militärfahrzeuge in einer Fabrik in Tschechien.
In einer Halle in der Grenzstadt Decin sitzen Näherinnen an Maschinen, um grüne Stoffbahnen zusammenzufügen. Sie arbeiten für die Firma Inflatech, die aufblasbare Attrappen von schweren Militärfahrzeugen herstellt. Seit einem Jahr, also seit Beginn des Ukraine-Kriegs, hat man hier mehr Arbeit als ohnehin schon.
Vieles ist streng geheim. Monatlich könne seine Firma rund 35 Attrappen herstellen, sagt Geschäftsführer Vojtech Fresser. Seine Produkte wie aufblasbare Kampf- und Schützenpanzer kosteten umgerechnet zwischen rund 10'000 und 100'000 Euro.
Wirtschaftlicher Gewinn für Ukraine
Die Vorteile der Täuschungstechnik liegen für ihn auf der Hand. Die Attrappen könnten gegnerisches Feuer provozieren und den Feind verleiten, um ein Vielfaches teurere Raketen sinnlos zu verschiessen. «So gewinnen wir auf dem Schlachtfeld auch wirtschaftlich», sagt Fresser.

Zwei seiner Mitarbeiter tragen eine grosse schwarze Tasche auf den Hof vor dem Firmengebäude. Mit wenigen Handgriffen falten sie eine Kampfpanzer-Attrappe US-amerikanischer Bauart wie ein Schlauchboot auseinander.
Ein Kompressor bläst Luft hinein, schon reckt sich das Gefährt aus Kunstseide in die Höhe. Eine Metallstange gibt der Kanone die nötige Stabilität, während manche Anwohner etwas verwundert dreinblicken.
Hightech-Attrappen simulieren sogar Wärme
Doch was einfach aussieht, ist in Wirklichkeit Hightech. «Wenn man kein Fernglas zur Hand nimmt, kann man aus 150 bis 200 Metern Entfernung nicht mehr unterscheiden, ob es sich um echte Technik oder eine Attrappe handelt», sagt Fresser.
Viel wichtiger sei es indes, die Wärme- und Radarsignatur vorbildgetreu nachzuahmen. Wie genau das geschieht, will er nicht verraten. Nur so viel: Eine eigens konstruierte Vorrichtung sorge dafür, dass die Bereiche warm seien, die warm sein sollten.
Angefangen hatte das Unternehmen 2014 als Garagenfirma, die zeitweise auch Hüpfburgen für Kinder herstellte. Inzwischen habe die Firma 20 Mitarbeiter – bald sollten es doppelt so viele sein.
Geliefert wird an Nato-, EU- und Partnerstaaten. Für dieses Jahr rechne man dank des Ukraine-Kriegs mit einem Umsatz von mindestens 150 Millionen Euro. In der strukturschwachen Region an der Grenze zu Deutschland ist das viel Geld.
Auch Russen setzen im Ukraine-Krieg Fake-Panzer ein
Im Ukraine-Krieg sind aufblasbare Militärfahrzeuge auch auf der russischen Seite bekanntes Know-how zur Täuschung des Gegners.
Russische Militärblogger berichteten, dass es besondere Einheiten in der russischen Armee gebe, die sich auf solche Täuschungsmanöver spezialisiert hätten. Auch im Krieg würden die Geräte eingesetzt.
Ende Januar teilte der ukrainische Generalstab mit, dass die russischen Truppen im Gebiet Saporischschja versuchten, mit aufblasbaren Panzern eine grössere Präsenz vorzutäuschen.