Ukraine-Krieg: Russen erzählen von Flucht nach Georgien

Felix Müller
Felix Müller

Georgien,

Im Ukraine-Krieg zieht Wladimir Putin Reservisten ein. Auf den Strassen von Tiflis erzählen Russen, wie sie aus dem Land nach Georgien geflohen sind.

Georgia Russia Ukraine-Krieg
Eine Gruppe von Russen überquert am Dienstag, 27. September die Grenze bei Verkhny Lars. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wladimir Putin zieht im Ukraine-Krieg mehrere hunderttausend Reservisten ein.
  • Zehntausende fliehen darum nach Georgien, wo sie sich der Mobilisierung entziehen.
  • Die Flucht im Auto über die Grenze dauerte rund 24 Stunden.

Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hat Russland eine Teilmobilisierung angeordnet: 300'000 Reservisten sollen im Ukraine-Krieg endlich den Sieg bringen. Beobachter gehen aber von bis zu einer Million eingezogener Männer aus.

Putins Ankündigung hat in Russland etwas ausgelöst: Es gibt zahlreiche Berichte von Protesten, viele Männer im wehrfähigen Alter sollen zudem aus dem Land geflohen sein.

Georgia Russia Ukraine
Russische Männer warten am Morgen des 27. Septembers an der georgischen Grenze trotz Ukraine-Krieg auf Einlass ins Nachbarland. - keystone

«Schon vor vier oder fünf Tagen kamen täglich 5000 bis 6000 Russen in Georgien an.» Das sagte der georgische Innenminister Wachtang Gomelauri am Dienstag in Tiflis. Mittlerweile sei diese Zahl auf «10.000 pro Tag» gestiegen.

Ukraine-Krieg: Russen flüchten nach Georgien

Der «Spiegel» konnte in der Hauptstadt Tiflis mehrere gerade geflohene Russen interviewen. «Als wir von der Mobilisierung erfuhren, liessen wir daheim alles stehen und liegen und fuhren in die Stadt. Dort fanden wir einen Fahrer, der uns über die Grenze schmuggelte», sagt Dimitry Kuriliyunok. Er und seine Familie seien 24 Stunden unterwegs gewesen.

Bringt die Mobilisierung die Wende im Ukraine-Krieg?

Kuriliyunok fürchtete, eingezogen zu werden, «um in der Ukraine friedliche Menschen zu töten». Genauso wie Maxim, der ebenfalls vor dem Ukraine-Krieg nach Georgien geflohen ist. «Es ist furchtbar», sagt der junge Mann unter Tränen. «Es geschehen schreckliche Dinge, ein Alptraum.»

Freunde und Familie seien sich der ernsten Lage teils noch nicht bewusst, meint Christina. «Sie glauben nicht, dass sie selbst eingezogen werden können. Sie schauen das russische Fernsehen und glauben, dass nur Militärspezialisten eingezogen werden.»

Rekrutierung in vollem Gange

Diese Behauptung wird von Bildern aus den Rekrutierungszentren am Montag kaum gestützt. Bei den eingezogenen Reservisten handelt es sich dem Anschein nach um ganz normale Männer. Unter Tränen verabschieden sie sich von ihren Angehörigen, bevor sie in Bussen weggefahren werden.

Kreml-Sprecher Dimitri Peskov betonte am Montag, dass das Kriegsrecht in Russland noch nicht verhängt worden sei. In diesem Fall dürften wehrfähige Männer nicht mehr ausreisen.

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