Ukraine Krieg: Russischer Nobelpreisträger warnt vor Atom-Einsatz
Laut dem Nobelpreisträger Muratow wird das Volk durch die Propaganda auf einen Atomkrieg vorbereitet. Vor allem Ältere unterstützten Putins Ukraine-Krieg.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit der Propaganda bereitet Putin das Volk auf den Atomkrieg vor, warnt Dmitri Muratow.
- Die Sender würden einen Atomschlag als keine schlechte Sache anpreisen.
- Laut Muratow sind junge Russen vermehrt kritische gegenüber Putin eingestellt.
Regelmässig droht Russland seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs mit dem Einsatz seines Atomwaffen-Arsenals: Die Propagandisten diskutieren über mögliche Ziele in Frankreich oder Grossbritannien. Putin-Vertraute erklären, dass Russland Waffen habe, die auch die USA zerstören könnten. «Zwei Generationen haben ohne Angst vor einem Atomkrieg gelebt», sagt Dmitri Muratow zur BBC. «Doch diese Periode ist nun vorbei.»
Der russische Oppositionelle und Nobelpreisträger sagt auch, dass niemand wisse, ob Putin den roten Knopf drücken werde. Doch die Propaganda bereite das Volk auf einen Atomschlag vor: «Die Sender trichtern den Leuten ein, zu denken, dass ein Atomkrieg keine schlechte Sache sei.» Atomwaffen würden «wie Hundefutter» beworben.
Gleichzeitig werde Russland stets als friedliches Land dargestellt. Die Aggressoren sind laut der russischen Propaganda die Ukraine und der Westen. Und viele Russen glaubten dies, so Muratow.
Er erklärt auch, was wohl geschehen werde, sollte die Propaganda aufhören: «Die junge Generation und jeder mit gesundem Menschenverstand wird sich gegen den Krieg äussern.» In der jüngeren Generation gebe es viele, die hoch gebildet und gegen den Ukraine-Krieg seien. Sie würden bereits jetzt protestieren, doch die Opposition sei im Gefängnis.
Muratow sagt aber auch, dass Wladimir Putin enorme Unterstützung habe. Es seien hauptsächlich ältere Menschen, die den Kremlchef als Beschützer und eigenen Enkel sähen. «Sie glauben, dass ihre echten Enkelkinder für Putin kämpfen und sterben gehen sollen.»
Dmitri Muratow ist der Chefredaktor der unabhängigen russischen Zeitung «Nowaja gaseta». 2021 wurde sein Einsatz für die Meinungsfreiheit mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt. Die Medaille versteigerte er für über 100 Millionen Dollar. Das Geld kommt über das Kinderhilfswerk Unicef den Geflüchteten des Ukraine-Kriegs zugute.