Ukraine-Krieg: Vater wegen Anti-Kriegs-Bild von Tochter in Haft
Seine Tochter malte in der Schule ein Bild gegen den Ukraine-Krieg – nun sitzt ein russischer Vater hinter Gittern. Ihm drohen bis zu drei Jahre Haft.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen einer Anti-Kriegs-Zeichnung seiner Tochter sitzt ein russischer Vater nun in Haft.
- Ihm drohen bis zu drei Jahre hinter Gittern.
- Der Fall sei exemplarisch für die Verfolgung minderjähriger Kriegsgegner in Russland.
In der Schule malte eine junge Russin ein Bild gegen den Ukraine-Krieg – mit schweren Konsequenzen. Ihr Vater sitzt nun hinter Gittern.
Wie OVD-Info und das unabhängige Nachrichtenportal «Spektr» berichten, hat die Geschichte ihren Ursprung im Frühjahr 2022. Kurz nach Kriegsbeginn sollte die Sechstklässlerin Mascha Moskaljow in der Schule ein Bild zur Unterstützung der russischen Soldaten gestalten.
Stattdessen malte die junge Russin aber eine ukrainische Familie, die im Ukraine-Krieg von Russland bombardiert wird. Dazu soll sie die Worte «Nein zum Krieg» und «Ruhm der Ukraine» geschrieben haben. Daraufhin rief die Schuldirektorin die Polizei, welche das Mädchen verhörte.
Russian student's anti-war drawing leads to father's arrest and daughter's potential shelter placement.
— Free Russia Foundation 4freerussia.org (@4freerussia_org) March 1, 2023
Alexey Moskalyov, the father of Masha Moskalyova, a sixth-grader from Russia's Tula region, has been apprehended by the police following a major uproar...
1/ pic.twitter.com/OO5JP4PN4Y
Am nächsten Tag wurde ihr Vater Alexej zum ersten Mal auf die Polizeistation gebracht. Dort wurde ihm eine Geldstrafe wegen «Diskreditierung» der russischen Armee auferlegt. «Dreieinhalb Stunden lang sagten sie mir, dass ich mein Kind falsch erziehe», sagt er gegenüber OVD-Info. «Sie sagten, sie würden sie mir wegnehmen und mich ins Gefängnis stecken.»
Tochter wird in Heim untergebracht
Am Mittwoch wurde der 54-Jährige erneut verhaftet. Ihm werden kriegsfeindliche Äusserungen im Internet vorgeworfen. Auf dem sozialen Netzwerk Odnoklassniki soll er die russischen Truppen als «Vergewaltiger» bezeichnet haben. Seine Tochter wurde in einem staatlichen Heim untergebracht.
Gegenüber dem «Guardian» sagte Moskaljows Anwalt, Wladimir Bilienko: «Sie wird in staatlicher Obhut bleiben, bis über das Schicksal ihres Vaters entschieden ist.» Wenn kein naher Verwandter als neuer Vormund gefunden werden könne, sei die «einzige Möglichkeit» ein Waisenhaus.
Verfolgung von Minderjährigen im Ukraine-Krieg
Der alleinerziehende Vater werde derzeit im Büro des Ermittlungskomitees seiner Heimatstadt Jefremow festgehalten. Am Donnerstag wird er in eine Haftanstalt verlegt, wo er auf seine Anklage wartet. Ihm drohen bis zu drei Jahre Haft.
Die Zeichnung sei der Hauptauslöser gewesen, der die Aufmerksamkeit der Behörden auf Moskaljow gelenkt habe. Deshalb hätten sie sich anschliessend seine Online-Aktivitäten angeschaut, sagt Maria Kuznetsova von OVD-Info zum «Guardian».
Der Fall der Familie Moskaljow sei nicht der einzige: Kuznetsova zufolge verfolge das Regime «routinemässig minderjährige Kriegsgegner und ihre Familien».